Bestes Jahr der deutschen Windbranche seit 2017
Bestes Jahr der Windbranche seit 2017
Genehmigungen und Inbetriebnahmen neuer Anlagen steigen deutlich – Kontinuität bei Rahmenbedingungen gefordert
Genehmigungen auf Rekordniveau, ein zwei Drittel höherer Zubau im ersten Halbjahr: Die deutsche Onshore-Windbranche verzeichnet aktuell das beste Jahr seit 2017. Die politischen Vorgaben sind jedoch noch nicht in Sichtweite. Und der Windanteil an der Stromversorgung ist zuletzt wieder gesunken.
ahe Berlin
In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 409 neue Windräder mit einer Leistung von brutto 2,2 Gigawatt (GW) in Betrieb genommen. Das war ein Plus von 67% im Vergleich zum Vorjahr und so viel wie seit 2017 nicht mehr. Nach Prognosen des Bundesverbands Windenergie (BWE) sowie des Hersteller- und Zuliefererverbands VDMA Power Systems dürfte auch das Gesamtjahr 2025 so stark ausfallen wie seit acht Jahren nicht mehr. Erwartet wird unverändert die Inbetriebnahme von neuen Anlagen mit einer Leistung von 4,8 bis 5,3 GW.
Auch ansonsten fiel die am Dienstag von den Verbänden präsentierte Halbjahresbilanz durchaus positiv aus: Die Genehmigungen für neue Windräder kletterten um 55% und erreichten mit 7,8 GW einen Rekordwert. Hinzu kam, dass sich die Genehmigungsdauer auf jetzt gut 18 Monate weiter verkürzt hat. Im Gesamtjahr 2024 lag diese noch bei 23, ein Jahr zuvor sogar bei 26 Monaten. Die Verbände führen dies auf die Gesetzeserleichterungen der Ampel-Regierung zurück.

Dennoch herrscht in der Branche nicht nur eitel Sonnenschein: Denn die EEG-Ziele werden trotz des starken Zubaus auch in diesem Jahr verfehlt. Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche fährt beim Ausbau der erneuerbaren Energien einen deutlich vorsichtigeren Kurs als ihr Vorgänger. Zudem ist der Anteil der Windenergie an der deutschen Stromversorgung im ersten Halbjahr stark gesunken.
Wie der Energieverband BDEW am Dienstag mitteilte, trugen die Windräder an Land mit 19,5% zur Bruttostromerzeugung von Januar bis Juni bei. Das waren 48,9 Mrd. Kilowattstunden und damit 18% weniger als noch ein Jahr zuvor. Die Ursachen für den Rückgang sind nach Einschätzung des BDEW witterungsbedingt und vor allem dem historisch außerordentlich windschwachen ersten Quartal geschuldet. Damit lag auch der Anteil der Erneuerbaren insgesamt an der Bruttostromerzeugung mit 56% unter dem Niveau des Vorjahres (59%).
Appelle an die Bundesregierung
Trotz des jüngsten Rückenwindes werden die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgehaltenen Ausbauziele bei der Onshore-Windenergie wohl auch in diesem und im nächsten Jahr verfehlt, wie die Verbände prognostizierten. 2024 sollten bereits 69 GW am Netz sein. Tatsächlich waren es 63,5 GW. Aktuell sind es 65,3 GW, da vom Bruttozubau im ersten Halbjahr noch die Stilllegungen abgezogen werden. Netto blieb ein Zuwachs von 1,9 GW. Für 2026 sieht das EEG eine Windenergieleistung von 84 GW vor. Diese Marke ist nach Einschätzung von BWE und VDMA innerhalb von eineinhalb Jahren kaum zu erreichen – auch wenn es aktuell noch knapp 31 GW an genehmigter Leistung gibt.
BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek rief die Bundesregierung dennoch dazu auf, an den Ausbauzielen festzuhalten und Kontinuität zu wahren, um nicht neue Verunsicherung in den Markt zu bringen. „Der Positivtrend unterstützt die Transformation der deutschen Wirtschaft und stärkt die Resilienz des Stromsystems“, betonte sie. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Dennis Rendschmidt: Der kontinuierliche Ausbau der Windenergie sei unverzichtbar für Klimaschutz, industrielle Wertschöpfung und Energiesicherheit, betonte er. Nun sei „politischer Wille gefragt, um den Fortschritt der letzten Jahre und die Dynamik weiterzuführen“.