Pandemie-Nachwirkungen

BMW verzichtet auf höhere Prognose

Trotz eines guten Jahresstarts befürchtet BMW mehr Belastungen in der zweiten Hälfte 2021 wegen steigender Rohstoffpreise. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern Daimler und Volkswagen verzichtet der Münchner Autohersteller deshalb darauf, seine Prognose anzuheben.

BMW verzichtet auf höhere Prognose

sck München

BMW hat zwar wie die deutschen Wettbewerber einen guten Start ins Jahr hingelegt, aber anders als Daimler und Volkswagen ihre Jahresprognose nicht erhöht. Der Münchner Autohersteller begründete seine Vorsicht mit den Nachwirkungen der 2020 ausgebrochenen Pandemie. „Die anhaltende Unsicherheit insbesondere aus der weiteren Entwicklung in der Corona-Pandemie, bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der internationalen Handels- und Zollpolitik könnten in vielen Regionen das konjunkturelle Umfeld negativ beeinflussen. Das könnte die erwartete Entwicklung prägen und hätte gegebenenfalls signifikante Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf“, erläuterte das weiß-blaue Dax-Unternehmen zur Vorlage des Zwischenberichts.

„Wir erwarten eine volatilere zweite Jahreshälfte“ sagte Finanzvorstand Nicolas Peter in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Als Risiken nannte er unter anderem die Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern und die steigenden Preise für Rohstoffe, insbesondere für Radium und Palladium. Vorstandschef Oliver Zipse zufolge kann BMW im laufenden Dreimonatsabschnitt nicht mehr davon ausgehen, beim Thema Chipknappheit ungeschoren davonzukommen. Im Produktionsprogramm werde es daher „die ein oder andere Anpassung“ geben müssen. Das werde allerdings den Konzern „nicht spürbar“ beeinträchtigen, relativierte der CEO. „Wir sind in engster Abstimmung mit unseren Lieferanten.“ Im Zweifelsfall würde aber BMW die Fertigung von Fahrzeugen mit den höchsten Deckungsbeiträgen vorziehen. „Wir werden auch ein gutes zweites Quartal erzielen“, versicherte der CFO.

Aktie dreht ins Plus

Den verhaltenen Aussagen maßen Anleger mehr Bedeutung zu als der Tatsache, dass der Konzern im ersten Quartal dank eines guten Neugeschäfts zu seiner alten Ertragsstärke zurückkehrte. Zum Wochenschluss büßte die BMW-Stammaktie zeitweise 1,1% ein, drehte im weiteren Tagesverlauf aufgrund einer sich wieder aufhellenden Marktstimmung ins Plus und beendete den Xetra-Handel mit 83,64 Euro (+ 0,3%). Zur Bekanntgabe der Quartalseckdaten im April konnte BMW bei den Analysten punkten (vgl. BZ vom 20. April). 

In einem kurzen Statement schrieb Moody’s von einem „starken ersten Quartal“ des Autobauers. Die Ratingagentur sieht darin eine Bestätigung ihrer jüngsten Einschätzung zu BMW. Im März versah Moody’s das Unternehmen wieder mit einem „stabilen Ausblick“ für die langfristige Einstufung von „A2“, nachdem die Bonitätswächter Ende März vergangenen Jahres das Unternehmen aufgrund des Pandemie-Ausbruchs um einen Notch herabgestuft hatten (vgl. BZ vom 26.3.2020).

Höhere Marge im Blick

Nach dem coronabedingten Absatz-, Umsatz- und Gewinneinbruch kündigte die Konzernführung auf der zurückliegenden Bilanzpressekonferenz an, so schnell wie möglich zur alten Ertragsstärke vor Ausbruch der Pandemie zurückkehren zu wollen (vgl. BZ vom 17. März). Für dieses Jahr steuern Zipse und Peter in der Kernsparte Automobile einen Anstieg der operativen Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern in einer Bandbreite „zwischen 6 und 8%“ an. Im vergangenen Jahr sackte die sogenannte Ebit-Marge auf 2,7 (2019: 4,9)% ab. Auf lange Sicht peilt BMW nach wie vor wieder eine Marge von 8 bis 10% an. In den Monaten Januar bis März gelang es der Autosparte, in diesen Zielkorridor zu fahren. Dafür sorgten die Erholung des Geschäfts in den USA und in Westeuropa im März, der Boom im größten Einzelmarkt China sowie gestiegene Deckungsbeiträge infolge höherer Verkaufspreise. Dadurch erwirtschaftete der Bereich eine operative Rendite von 9,8% – 8,5 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr, als das Covid-19-Virus sich weltweit ausbreitete und das Geschäft zeitweise lahmlegte.

Bewertungseffekte helfen

Das Bereichsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs deutlich überproportional auf 2,2 (i.V. 0,2) Mrd. Euro, während der Spartenumsatz „nur“ um 27% auf 22,8 Mrd. Euro zulegte (vgl. Tabelle zu den Konzernzahlen). Zum Jahresstart steigerte der Hersteller den Autoabsatz um ein Drittel auf exakt 636 606 Pkw der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Das Konzernergebnis vor Steuern verfünffachte sich auf 3,8 Mrd. Euro bei einem Erlösplus von 15% auf insgesamt 26,8 Mrd. Euro. Als Gewinntreiber erwies sich das Finanzergebnis. Bei diesem Erfolgsposten verbuchte BMW ein Ergebnis von 732 Mill. Euro nach einem Verlust von 577 Mill. ein Jahr zuvor. Das Unternehmen führte diese deutliche Verbesserung auf das gute Geschäft in China und auf bilanzielle Bewertungseffekte zurück. So sprang der Ergebnisanteil aus dem Joint Venture mit dem chinesischen Partner Brilliance umgerechnet auf 503 (162) Mill. Euro.

Positive Marktbewertungen aus Zinssicherungsgeschäften sorgten u.a. dafür, dass das übrige Finanzergebnis im ersten Quartal deutlich auf 334 (–564) Mill. Euro anzog. Nach Steuern verdiente der Konzern 2,8 (0,6) Mrd. Euro. Aufgrund des sich erholenden Kerngeschäfts sprang der freie Cash-flow der Autosparte auf 2,5 (–2,2) Mrd. Euro.

BMW
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal 
in Mill. Euro20212020
Pkw-Absatz (Tsd. Stück)636,6477,1
Umsatz2677823252
  Autosparte2276217989
Ebit30251375
  Autosparte2236229
in % vom Umsatz9,81,3
Finanzergebnis732−577
Ergebnis vor Steuern 3757798
Nettoergebnis2833574
Freier Cash-flow *2522−2218
*) AutosparteBörsen-Zeitung