Autozulieferer

Continental übertrifft Markterwartungen

Continental hat mit einer Ergebnisverbesserung im ersten Quartal Markterwartungen übertroffen. Der forcierte Sparkurs im Autozuliefergeschäft, das 2025 abgespalten werden soll, zeigt Wirkung.

Continental übertrifft Markterwartungen

Continental übertrifft Markterwartungen

ste Hamburg

Continental hat mit einer operativen Ergebnisverbesserung im ersten Quartal die Markterwartungen deutlich übertroffen. Der Autozulieferer und Reifenhersteller, der auf eine Abspaltung und Börseneinführung seines Automotive-Bereichs im September zusteuert, sprach bei der Veröffentlichung der Quartalsmitteilung zum 31. März am Dienstag von einem soliden Start in das Geschäftsjahr 2025. Der Dax-Konzern aus Hannover, der den Unternehmensbereich Automotive nun als nicht fortgeführte Aktivität separat ausweist, bestätigte die Jahresprognosen für Umsatz und bereinigte Ebit-Marge der einzelnen Bereiche Automotive, Tires und Contitech.

Die Continental-Aktie stieg kurz nach Handelsstart in der Spitze um 4,7% auf 73,38 Euro, ehe der Zugewinn im Zuge der Dax-Talfahrt nach der im ersten Durchgang gescheiterten Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler verloren ging. Bernstein-Analysten erklärten, trotz einiger Veränderungen in der Rechnungslegung aufgrund der erstmaligen Behandlung des Automotive-Geschäfts als nicht fortgeführter Geschäftsbereich sowie angehaltener Abschreibungen für die nicht fortgeführten Aktivitäten gemäß IFRS-5-Bilanzregeln, sei das erste Quartal deutlich positiv ausgefallen.

Spin-off-Plan ändert Bilanzierung

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) ohne Anwendung des IFRS-5-Standards legte auf 586 Mill. Euro zu und übertraf damit die Marktkonsensschätzung von 485 Mill. Euro um fast 21%. Die bereinigte Ebit-Marge landete bei 6,0% nach 2,1% vor Jahresfrist. Größter Erfolg war laut Bernstein das Automotive-Ergebnis von 78 (i.V. -194) Mill. Euro bzw. 1,6 (-4,0)% bereinigte Ebit-Marge – das beste erste Quartal seit 2021, so die Analysten. Bei der UBS hieß es, zum ersten Mal seit langem habe Continental Markterwartungen getrieben durch den Automotive-Bereich übertroffen.

Die gemäß IFRS 5 angehaltene Abschreibung führte nach Unternehmensangaben zu einer um rund 1,2 Prozentpunkte verbesserten bereinigten Ebit-Marge. Die operative Ergebnisverbesserung des Automotive-Bereichs, der abgespalten und unter dem Namen Aumovio an die Börse kommen soll, begründete Continental mit der Umsetzung von Maßnahmen zur Kostenreduzierung sowie mit nachhaltigen Preisanpassungen.

Sparkurs zeigt Wirkung

Seit 2023 kündigte der Konzern den Abbau von mehr als 10.000 Stellen in dem Bereich an, zuletzt im Februar den Wegfall von etwa 3.000 Stellen oder 10% der weltweiten Arbeitsplätze in der Forschung und Entwicklung (F&E) von Automotive. Zuvor hatte Continental bereits avisiert, rund 1.750 F&E-Stellen und 5.400 Arbeitsplätze in der Verwaltung des Bereichs zu streichen. Man sei auf Kurs, das Ziel von 400 Mill. Euro Einsparungen wie geplant in diesem Jahr zu erreichen, sagte Finanzvorstand Olaf Schick am Dienstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Wir haben die Visibilität.“

Das Quartalsergebnis spiegele den Fokus auf die finanzielle Verbesserung wider, so Schick. „Unsere Effizienzmaßnahmen greifen, dies zeigt sich nicht nur im Ergebnis, sondern auch beim Free Cashflow, der ebenso deutlich über dem Vorjahreslevel liegt.“ Aufgrund der Saisonalität des Geschäfts blieb der freie Cashflow auch im ersten Quartal 2025 mit -304 Mill. (i.V. -1,1 Mrd.) Euro negativ, fiel aber ebenfalls besser als erwartet aus. Analysten hatten im Schnitt mit -562 Mill. Euro gerechnet.

Zuversicht bei Zollauswirkungen

Die operative Ergebnisverbesserung basiert auf einem im ersten Quartal um 0,8% auf 9,7 Mrd. Euro gesunkenen Konzernumsatz. Auch damit schnitt Continental besser ab als angenommen. Der Analystenkonsens war von knapp 9,6 Mrd. Euro ausgegangen. Die Automotive-Erlöse seien trotz der stark rückläufigen Märkte in Europa und Nordamerika lediglich um 1,2% auf 4,8 Mrd. Euro gesunken, so Continental. Bei einem Plus um gut 11% auf 6,9 Millionen Einheiten in China ging die Autoproduktion in Europa im ersten Quartal um 7% auf 4,2 Millionen Fahrzeuge zurück, in Nordamerika um 5% auf 3,8 Millionen.

Mit Blick weltweiter Handelsbarrieren erwartet der Konzern 2025 inzwischen eine weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen leicht unter dem Vorjahresniveau (-3 bis -1%). In der Continental-Prognose sind Auswirkungen der US-Zollpolitik bislang nicht enthalten. Finanzchef Schick unterstrich aber im Gespräch, man sei „gut vorbereitet“. Continental habe „viele Maßnahmen ergriffen, um mögliche weitere Zollbelastungen zu mitigieren“. Weitere Handelsbeschränkungen hätten nicht zur Folge, „dass wir deswegen automatisch unseren Jahresausblick anpassen müssen“.

Auch Reifengeschäft verbessert

Für den Konzern mit den fortgeführten Geschäftsbereiche Tires und Contitech erwartet Continental im laufenden Jahr einen Umsatz zwischen 19,5 und 21 Mrd. Euro sowie eine bereinigte Ebit-Marge von 10,5 bis 11,5%. Der bereinigte Free Cashflow für die fortgeführten Aktivitäten soll zwischen 600 Mill. und 1 Mrd. Euro landen. Ertragsmotor bleibt der Reifen-Bereich mit einem avisierten Umsatz zwischen 13,5 und 14,5 Mrd. Euro sowie einer bereinigten Ebit-Marge von 13,3 bis 14,3%. Im ersten Quartal kamen nach einem guten Jahresstart des Reifenersatzgeschäfts Erlöse von 3,4 (3,3) Mrd. Euro sowie eine bereinigte Ebit-Marge von 13,4 (11,7)% zusammen.

Vom Kunststoff- und Kautschuk-Bereich Contitech will sich Continental einer Ankündigung im April zufolge ebenfalls trennen. Aktuell sieht man in Hannover in einem Verkauf des Bereichs nach einer 2026 erwarteten Verselbstständigung die größten Chancen. Für den Automotive-Bereich als nicht fortgeführtes Geschäft stellt Continental in diesem Jahr unverändert und ohne IFRS-5-Auswirkungen einen Umsatz zwischen 18 und 20 Mrd. Euro sowie eine bereinigte EbitMargfe von 2,5 bis 4% in Aussicht.

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