Chemieindustrie

Covestro in schwerem Fahrwasser

Nach der dramatischen Energiepreisrally verschiebt Covestro die Zielsetzung für das Gesamtjahr an den unteren Prognoserand. Das kam bei den Investoren nicht gut an.

Covestro in schwerem Fahrwasser

ab Köln – Die hohen Rohstoff- und Energiepreise haben Covestro im dritten Quartal einen satten Gewinneinbruch beschert. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) brach um 65% auf 302 Mill. Euro ein, wie der Chemiekonzern mitteilte. Avisiert waren 300 bis 400 Mill. Euro. Unter dem Strich standen schmale 12 Mill. Euro (i.V. 472) Mill. Euro zu Buche. Angesichts des deutlichen Gewinnrückgangs verschieben die Leverkusener die Zielsetzung für das Gesamtjahr an den unteren Prognoserand. Konkret wird das Ebitda für 2022 nur noch in einer Spanne zwischen 1,7 und 1,8 Mrd. Euro erwartet. Mit der Gewinnwarnung im Sommer hatten die Leverkusener die Zielspanne mit 1,7 bis 2,2 Mrd. Euro angegeben. Mit 1,66 Mrd. Euro ist das Ziel nach neun Monaten nahezu erreicht. Die Erwartungen an das Schlussquartal sind demnach gering.

Der freie operative Cashflow soll sich den Angaben zufolge im Gesamtjahr bestenfalls auf 100 Mill. Euro belaufen, aber zumindest positiv ausfallen. Hier ist der Weg zum Ziel noch etwas weiter, sind in den ersten neun Monaten doch 412 Mill. Euro abgeflossen. An das Verdienen der Kapitalkosten ist in diesem Umfeld allerdings nicht zu denken. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital wird in einer Spanne zwischen −2 % und −1 % (zuvor: −2 bis +2 %) gesehen. Einzig positiv ist, dass auch die Treibhausgasemissionen deutlich geringer ausfallen werden. Der Grund dafür ist allerdings weniger erfreulich, schwächt sich das Wachstum doch spürbar ab.

An der Börse abgestraft

Wenngleich der Ergebniseinbruch keineswegs überraschend war, nahmen die Investoren Reißaus. Der Dax-Wert gab in der Spitze um 6,8 % nach. „Wir werden mit diesem beispiellosen Umfeld bis auf Weiteres umgehen müssen“, wird Vorstandschef Markus Steilemann zitiert. Covestro werde alle Hebel ziehen, um gut durch die Krise zu kommen.

Covestro werde gezielt kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Kosteneinsparung ergreifen, heißt es. Finanzchef Thomas Toepfer gibt jedoch Entwarnung. Es gehe nicht um zusätzliche Kostenprogramme. Vielmehr sollen die mit der neuen Konzernstruktur verbundenen Effizienzgewinne beschleunigt realisiert werden, sagte er der Börsen-Zeitung. Zugleich verbindet Covestro mit der Energiekrise Maßnahmen zur Reduzierung des Gaseinsatzes.

War es Covestro in der ersten Jahreshälfte noch gelungen, die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise weitgehend weiterzugeben, war das im Berichtsquartal nur noch in geringem Umfang möglich. So stand um 857 Mill. Euro gestiegenen Inputkosten ein Effekt aus gestiegenen Absatzpreisen von lediglich 231 Mill. Euro gegenüber (siehe Grafik). Im Gesamtjahr rechnet der Kunststoffhersteller mit einer um 2,1 Mrd. Euro höheren Energierechnung. Binnen zwei Jahren haben sich die Energiekosten mehr als verdreifacht.

Die eingeschränkte Möglichkeit zur Weitergabe der gestiegenen Preise zeigte sich insbesondere im Segment Performance Materials, in dem vor allem Basischemikalien für die Kunststoffindustrie produziert werden. Zwar legte der Segmentumsatz trotz rückläufiger Absatzmengen noch um 6,6 % auf 2,3 Mrd. Euro zu, die Ebitda-Marge brach jedoch auf schmale 2,3 (i.V. 32,4) % ein. Vor Zinsen und Steuern wurden sogar rote Zahlen geschrieben.

Im Segment Solutions & Specialties sah es für Covestro günstiger aus. Dort stieg der Umsatz den Angaben zufolge um 6,1% auf 2,2 Mrd. Euro, zugleich verbesserte sich das Ebitda deutlich um fast 27 % auf 280 Mill. Euro.

Covestro
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz1400411565
Ebitda16552422
 Performance Materials10401982
 Solutions & Specialties717639
Ebitda-Marge (%)11,820,9
Ebit9621817
Konzernergebnis6271314
Free Operating Cashflow1−4121073
Nettofinanzschulden286114052
1) operativer Cashflow abzgl. Ausgaben für Sachan­lagen und immaterielles Vermögen;2) zum 31.12.2021 Börsen-Zeitung
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