Deutsche Bahn

Deutsche Bahn hält sich zu Schenker bedeckt

Die Deutsche Bahn will nach zwei Coronajahren mit tiefroten Zahlen wieder einen Betriebsgewinn erzielen. Finanzchef Levin Holle setzt vor allem auf die Ergebnisbeiträge der Logistiktochter Schenker.

Deutsche Bahn hält sich zu Schenker bedeckt

sp Berlin

Die Deutsche Bahn peilt nach zwei Coronajahren tief in den roten Zahlen wieder einen Betriebsgewinn an und setzt dabei vor allem auf die Logistiktochter Schenker. „Wir möchten 2022 ein positives operatives Ergebnis erzielen und sind auf Basis der Entwicklung der ersten Monate vorsichtig optimistisch, dass uns das gelingt – auch dank der Fortsetzung der hohen Ergebnisbeiträge von DB Schenker“, sagte Finanzvorstand Levin Holle bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Bahn in Berlin. Angesprochen auf einen möglichen Verkauf von Schenker, für die Finanzinvestoren und strategische Käufer schon seit Längerem Schlange stehen, hielt sich Holle bedeckt. „Es gibt aktuell keine Verkaufspläne und was die Zukunft bringen wird, werden wir dann sehen“, sagte der CFO. In den vergangenen Wochen hatten Finanzkreise die Nachricht gestreut, dass die Bahn mit einem Beratungshaus und Anwälten daran arbeite, die ertragsstarke Tochtergesellschaft auf eine mögliche Transaktion im Jahresverlauf vorzubereiten. „Wir verhandeln nicht mit Interessenten über einen Verkauf von DB Schenker“, stellte Bahn-Finanzchef Holle am Donnerstag klar.

Betriebsverlust halbiert

Warum sich die Bahn wohl nur ungern von ihrer Logistiktochter trennen würde, lässt sich unschwer an den Zahlen für das vergangene Jahr ablesen. So schaffte Schenker gestützt auf das lukrative Geschäft mit der Luft- und Seefracht Rekorde für Umsatz und Ergebnis. Der Umsatz legte um rund ein Drittel zu und macht mittlerweile fast die Hälfte des Konzernumsatzes aus. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sprang um mehr als 75% hoch und trug wesentlich dazu bei, dass der Konzern insgesamt seinen operativen Verlust in etwa halbieren konnte (siehe Grafik). Auf der anderen Seite drücken die Bahn Schulden in Höhe von knapp 30 Mrd. Euro. Ein Verkauf von Schenker könnte nach Einschätzung von Marktbeobachtern 20 Mrd. Euro in die Kasse spülen und auch den Bund als Eigentümer entlasten.

Die britische Nahverkehrstochter Arriva, die Busse und Bahnen in mehr als einem Dutzend europäischen Ländermärkten betreibt, gilt schon länger als Verkaufskandidat und wurde von der Bahn auch schon mehrfach ins Schaufenster gestellt. Den nächsten Anlauf für einen Verkaufsprozess will die Bahn 2024 nehmen, wie Holle am Donnerstag bekräftigte. Bis dahin soll das Unternehmen operativ stabilisiert werden. „Da haben wir erhebliche Fortschritte im Jahr 2021 erzielen können, auch wenn die Marktbedingungen in einigen Märkten von Arriva sehr schwierig waren“, sagte der Finanzvorstand der Bahn.

Im Regional- und Fernverkehr fuhr die Bahn im vergangenen Jahr bedingt durch die Pandemie erneut tiefrote Zahlen ein. Die Güterverkehrssparte DB Cargo verringerte den Betriebsverlust um ein Drittel, bleibt aber ein Sorgenkind der Bahn.

Deutsche Bahn
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz4707539901
Ergebnis vor Ertragsteuern−788−5484
Jahresergebnis−911−5707
Ebitda bereinigt22871002
Ebit bereinigt−1552−2903
Eigenkapital* 106217270
Nettoschulden* 2910729345
*) per 31.12.Börsen-Zeitung
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