Hauptversammlung

Deutsche Wohnen wirbt für Deal mit Vonovia

Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn ruft die Anteilseigner des Wohnungskonzerns auf, das Übernahmeangebot des Konkurrenten Vonovia anzunehmen. Vorstand und Aufsichtsrat seien überzeugt, dass die Offerte die erfolgreiche Entwicklung und den Wert des Unternehmens widerspiegele.

Deutsche Wohnen wirbt für Deal mit Vonovia

hek Frankfurt – Auf der Deutsche-Wohnen-Hauptversammlung hat sich Vorstandschef Michael Zahn erneut für den Zusammenschluss mit dem größeren Wettbewerber Vonovia ausgesprochen. Das Angebot reflektiere den inneren Wert der Aktie und beinhalte eine attraktive Prämie. Vonovia bietet 52 Euro je Aktie in bar. Zudem erhalten die Anteilseigner die von der Hauptversammlung beschlossene Dividende von 1,03 Euro.

„Vorstand und Aufsichtsrat unterstützen ausdrücklich das Angebot von Vonovia“, sagte Zahn auf dem virtuellen Aktionärstreffen. Es biete eine Prämie von 25% zum Durchschnittskurs der vorangegangenen drei Monate und spiegele die erfolgreiche Entwicklung und den Wert von Deutsche Wohnen wider. Den Abschluss des Übernahmeangebots strebe Vonovia bis Ende August an. Mindestens 50% der Deutsche-Wohnen-Aktien müssen die Offerte annehmen. Aufsichtsratschef Matthias Hünlein kündigte an, dass Vorstände und Aufsichtsräte ihre Aktien andienen würden.

Das fusionierte Unternehmen könne die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau deutlich besser schultern, versicherte Zahn. Das stärke die Zukunftsfähigkeit beider Unternehmen und sei im fundamentalen Interesse der Deutsche-Wohnen-Aktionäre. Durch den Zusammenschluss entstehe Europas größter Wohnimmobilienkonzern mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von 45 Mrd. Euro, mehr als 500000 Wohnungen und einem addierten Immobilienwert von knapp 90 Mrd. Euro. Zudem wolle man gemeinsam mehr Verantwortung für eine nachhaltige und soziale Wohnungspolitik übernehmen. Mietsteigerungen in Berlin würden bis ins Jahr 2026 begrenzt und der Neubau in der Hauptstadt forciert. Deutsche Wohnen gehe als selbstbewusster Partner in einen Zusammenschluss zweier starker Unternehmen, sagte Zahn. Er selbst soll bei Vonovia künftig als stellvertretender CEO die Bereiche Personal, Assetmanagement und Portfolio, Healthcare, Integration und Transaktionen verantworten.

Auf Fragen von Aktionären räumte Zahn ein, dass die Offerte keine größere Prämie auf den Nettovermögenswert beinhaltet, erinnerte aber daran, dass die Aktien der Sektorunternehmen seit vielen Monaten mit deutlichen Abschlägen zum inneren Wert gehandelt würden. Er glaube nicht an eine schnelle Erholung, da die Branche Antworten finde müsse auf die fortlaufende Regulierung, die auch künftig zu erwarten sei. Als Beispiel nannte Zahn die Umlage der CO2-Abgabe – Union und SPD haben sich darauf geeinigt, dass Vermieter die Hälfte der Belastung tragen müssen. Zudem sei für Deutsche Wohnen anorganisches Wachstum in Deutschland schwierig, da der Konzern eine fokussierte Portfoliostrategie verfolge und die Einkaufspreise für Wohngebäude deutlich gestiegen sind. Insofern sei das Angebot im Vergleich zum inneren Wert des Unternehmens „sehr fair“.

Gemessen am operativen Ergebnis (Funds from Operations ohne Verkaufserlöse) biete die Offerte eine Rendite von 2,7%. „Das liegt eher am oberen als am unteren Ende“, sagte Zahn. Auch insofern sei das Angebot „sehr gut“. An der weiteren Wertentwicklung könnten die Aktionäre teilhaben, indem sie den Cashzufluss aus der Andienung ihrer Anteile später in Aktien der erweiterten Vonovia reinvestierten.

Keine Angaben machte der CEO zu der Frage, ob ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag, ein Delisting oder ein Squeeze-out geplant seien. Das liege in der Sphäre von Vonovia. Von den 20000 Wohnungen, die der fusionierte Konzern an Wohnungsgesellschaften des Landes Berlin verkaufen will, kommen laut Zahn rund 12000 von Deutsche Wohnen. Die Immobilien stammten ausschließlich aus dem nicht-strategischen Portfolio.

Die Fondsgesellschaft Union Investment äußert sich „grundsätzlich positiv“ zur Übernahme durch Vonovia, lehnt aber eine Entlastung des Aufsichtsrats ab, unter anderem weil eine Regelzugehörigkeitsdauer für Mitglieder des Gremiums fehle. Auf der Hauptversammlung waren knapp 75,9% der Aktien vertreten.