Luftfrachtgeschäft

Druck auf Luftfrachtgeschäft steigt

Das Luftfrachtgeschäft muss mit stärkerem Gegenwind rechnen. Neben der Konjunkturabkühlung steigt der Druck durch immer mehr Transportkapazitäten, die zur Verfügung stehen.

Druck auf Luftfrachtgeschäft steigt

wü Genf

Nach dem Boom schwächt sich das Luftfrachtgeschäft wieder ab. „Der Frachtmarkt kühlt nach einem ungewöhnlichen Hoch, das nicht aufrechtzuerhalten war, wieder ab“, sagt Andrew Matters, der bei dem Branchenverband IATA (International Air Transport Association) die politische Analyse leitet. Derzeit ist das 2022 transportierte Luftfrachtvolumen um 13 % niedriger als zum Vorjahreszeitpunkt. „Wir gehen davon aus, dass der Rückgang des Volumens 2023 weitergehen wird“, erklärt Matters.

Nach Ausbruch der Covid-Pandemie hatte sich das Cargo-Geschäft als Lichtblick der Luftfahrtbranche entpuppt. Der Anteil der Luftfracht an den Einnahmen von 137 von der IATA analysierten Fluggesellschaften stieg deshalb 2021 von 12 % im Vorkrisenjahr 2019 auf 40,3 %. Der Branchenverband erwartet, dass sich dieser Anteil im laufenden Jahr wieder auf 27,7 % abschwächen wird. „Das spiegelt sowohl den sich abkühlenden Markt für Luftfracht als auch die Erholung des Passagierflugverkehrs wider“, erklärt Matters. „Trotzdem bleibt der Umsatz des Cargo-Geschäfts robust.“

So rechnen die IATA-Experten damit, dass die Einnahmen des Bereichs 2023 von 201,4 Mrd. Dollar im laufenden Jahr auf 149,4 Mrd. Dollar zurückgehen werden. Damit lägen sie aber immer noch um 48,6 Mrd. Dollar – also 50 % – über denen des Vorkrisenjahres 2019. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten dürfte sich das Frachtvolumen von einem Hoch 2021, als es 65,6 Mill. Tonnen betrug, auf 57,7 Mill. Tonnen abschwächen.

Die Rendite wiederum dürfte um 22,6 % einbrechen, vor allem später im Jahr, wenn die Auswirkungen der Maßnahmen zum Ausgleich der Inflation nachlassen, erwartet die IATA. Allerdings hat sie 2020 um 52,5 % zugelegt, letztes Jahr dann um weitere 24,2 %. Obwohl sie jetzt bereits nachgibt, dürfte sie in diesem Jahr um 7,2 % steigen.

Neben der Konjunkturabschwächung steigt der Druck auf das Frachtgeschäft auch, weil jetzt immer mehr Kapazitäten auf dem Markt zur Verfügung stehen. Nach Ausbruch der Pandemie stand ein Großteil der Bäuche von Passagiermaschinen, in denen bis dahin gut die Hälfte der Luftfracht transportiert wurde, nicht mehr zur Verfügung. Doch jetzt holen viele Fluggesellschaften ihre zwischenzeitlich stillgelegten Maschinen wieder zurück. Gleichzeitig steigen die Auslieferungszahlen von reinen Frachtmaschinen. „Das wird Druck auf die Cargo-Renditen zusammen mit der Erholung des Passagiermarktes nach unten ausüben“, sagt Matters.

Wie sich die Covid-Lage und die angekündigten Lockerungen der Beschränkungen entwickeln, gehört zu den Unsicherheitsfaktoren des Cargo-Ausblicks.