Jahresbilanz 2024

Baywa offenbart rapiden Schwund des Eigenkapitals

Ende des vergangenen Jahres hatte der Baywa-Konzern eine Eigenkapitalquote von nur noch 0,3%. Die nächsten drei Jahre sollen die Wende bringen. Gleichzeitig soll der Umsatz stark schrumpfen.

Baywa offenbart rapiden Schwund des Eigenkapitals

Baywa offenbart rapiden Schwund des Eigenkapitals

Agrarhandelskonzern muss bis 2028 frische Mittel von 600 Mill. Euro einsammeln

jh München

Die Liquiditätskrise der Baywa hat das Eigenkapital des Münchner Agrar- und Baustoffhandelskonzerns in einem rasanten Tempo aufgezehrt. In der am Donnerstag reichlich verspätet vorgelegten Konzernbilanz 2024 wird dieser Posten mit gerade einmal 35 Mill. Euro beziffert. Dem steht ein Fremdkapital von 10,8 Mrd. Euro gegenüber. Die Eigenkapitalquote ist auf 0,3% abgerutscht. Grund für die Entwicklung ist der Jahresverlust von 1,6 Mrd. Euro, den die Baywa in der vergangenen Woche gemeldet hatte.

Im Rahmen der begonnenen Sanierung soll das Eigenkapital bis Ende des Jahres 2028 auf rund 600 Mill. Euro zunehmen. Dieser wirtschaftliche Wert setzt sich aus dem bilanziellen Eigenkapital und Darlehen der Gesellschafter zusammen, wie es im Geschäftsbericht heißt. Geplant ist zudem nahezu eine Verzehnfachung des um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda): von 56 Mill. Euro im vergangenen Jahr auf rund 530 Mill. Euro in drei Jahren. Für dieses Jahr erwartet der Vorstand „einen starken Anstieg“. Die Verschuldung soll bis 2028 um rund 4 Mrd. Euro auf netto etwa 1,7 Mrd. Euro sinken. Im vergangenen Jahr reduzierte sich diese auf 4,35 (i.V. 5,19) Mrd. Euro. Bis Ende 2028 ist die Finanzierung nach Angaben des Unternehmens gesichert.

Umsatz soll sich halbieren

Um das Ergebnis zu steigern und die Schulden zu reduzieren, will die Baywa weitere Beteiligungen verkaufen, das Unternehmen verschlanken, und Kosten senken – unter anderem mit dem Abbau von 1.300 Arbeitsplätzen in Deutschland und dem Schließen unprofitabler Standorte. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Baywa wieder auf die Erfolgsspur kommt, wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen“, schreibt Frank Hiller, seit März dieses Jahres Vorstandsvorsitzender, an die Aktionäre. Als Stärken bezeichnet er das Netzwerk auf Kunden- und Lieferantenseite sowie das Know-how in den attraktiven Märkten Ernährung und Landwirtschaft, Energie und Bau.

Mit der Sanierung geht ein starkes Schrumpfen des Geschäfts einher. Für 2028 strebt die Baywa einen Umsatz von 11,3 Mrd. Euro an. Im vergangenen Jahr sank der Erlös um 12% auf 21,15 Mrd. Euro. Ein Grund für den hohen Nettoverlust von 1,6 Mrd. Euro im vergangenen Jahr sind Abschreibungen von 922 Mill. Euro. Einen großen Teil davon machten Wertminderungen auf Beteiligungen sowie auf Wind- und Solarenergieanlagen aus.

Hoher Verlust mit erneuerbarer Energie

Wegen der Zinslasten erhöhte sich das negative Finanzergebnis auf 533 Mill. Euro. Fünf der sieben Geschäftssegmente weisen ein negatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern aus. Im Bau waren es –81 Mill. Euro, in der Agrarsparte –97 Mill. Euro. Noch viel höher ist das Defizit der Sparte regenerativer Energien mit 732 Mill. Euro.

Die Baywa r.e., die einen großen Teil dieses Energiegeschäfts ausmacht und an der der Mutterkonzern mit 51% beteiligt ist, wird ebenfalls saniert und soll auf mittlere Sicht verkauft werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.