Markenwert zieht an

Eintracht in luftigen Höhen

Eintracht Frankfurt gehört inzwischen zu den wertvollsten Fußballclubs Europas. Allgemein ziehen die Markenwerte der Vereine deutlich an – doch der Markt konzentriert sich zunehmend.

Eintracht in luftigen Höhen

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Die Adler fliegen in luftige Höhen: Nach dem Gewinn der Europa League ist Eintracht Frankfurt unter die wertvollsten Fußballclubs Europas vorgestoßen. In der Rangliste des Datenanbieters Football Benchmark, der im April per Spin-off aus der Beratungsgesellschaft KPMG hervorgegangen ist, belegt die SGE mit einem Markenwert von 428 Mill. Euro in diesem Jahr Platz 23. Damit ist sie neben dem viertplatzierten FC Bayern München (2,75 Mrd. Euro) und Borussia Dortmund auf Platz 13 (1,2 Mrd. Euro) einer von nur drei deutschen Vertretern in dem 32 Vereine umfassenden Ranking.

Die Berechnungen von Football Benchmark erfolgen mittels einer Multiplikatormethode, bei der statt Gewinnen die Erlöse der Clubs zugrunde gelegt werden. Zudem fließen weitere Faktoren wie das Verhältnis von Spieler- und Angestelltengehältern zum Umsatz, der Kaderwert, die Popularität auf Social Media und Anteile an Übertragungsrechten in die Betrachtung ein.

Dabei haben nicht nur die Eintracht und die beiden anderen Newcomer in der Elitegruppe, West Ham United und Aston Villa, ihren Markenwert innerhalb des vergangenen Jahres kräftig gesteigert. Unter den Bestandsmitgliedern legten 23 Vereine in dieser Hinsicht zu – allen voran der AC Mailand als neuer italienischer Meister mit einem Plus von 35%. Dagegen hatte es 2021 noch durch die Bank Verluste gegeben. Nach einem Rücksetzer um 15% im Vorjahr legte der aggregierte Wert aller 32 Clubs nun um 10% zu. Die Zahlen unterstreichen laut Football Benchmark die Erholung des Fußballs von der Coronakrise. Die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien und die robuste Nachfrage von Sponsoren hätten dabei die bedeutendsten Rollen gespielt.

Die Investorenstimmung im Segment falle positiv aus, wie auch aktuelle Transaktionen zeigten. So hatte sich eine Gruppe um Stephen Pagliuca, dem Miteigentümer des US-Basketball-Franchise Boston Celtics, im Februar 55% der Anteile am italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo gesichert. Unterdessen steht der Investmentfonds Red Bird Capital vor der Übernahme des AC Mailand; die Offerte soll sich auf 1,3 Mrd. Euro plus Übernahme finanzieller Lasten in Höhe von 500 Mill. Euro belaufen. Die britische Regierung hat derweil am Mittwoch die Übernahme des Londoner Champions-League-Teilnehmers FC Chelsea durch ein Konsortium um den US-Geschäftsmann Todd Boehly genehmigt – der Kaufpreis beträgt 4,25 Mrd. Pfund.

Die Höhe der zuletzt gebotenen Summen sieht Football Benchmark als weiteres Indiz für das konstruktive Investorensentiment. Bei Chelsea liegt der Kaufpreis beispielsweise weit über dem Markenwert, den der Datenanbieter mit ungefähr 2,2 Mrd. Euro bzw. 1,8 Mrd. Pfund beziffert.

Von den künftigen Wachstumsaussichten im Segment dürften allerdings nicht alle Vereine gleichermaßen profitieren. Denn der Markt konzentriert sich zunehmend. So sind im aktuellen Ranking 28 Clubs aus den fünf führenden europäischen Ligen England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich vertreten – so viele wie noch nie. Gemeinsam stehen sie für 96% des Gesamtmarktwerts der Elitegruppe. Gerade die Premier League ist dabei dominant: So taucht die Rekordzahl von zehn englischen Vereinen in der Rangliste auf, davon fünf in den Top Ten.

Überstrahlt werden die Clubs von der Insel allerdings von Real Madrid. Die Königlichen liegen mit einem Markenwert von 3,2 Mrd. Euro zum vierten Mal in Folge an der Spitze des Rankings. Denn obwohl Real nach Kaderwert nur auf Platz 7 liegt, spülen die sportlichen Erfolge des Clubs in der nationalen Liga und der Champions League wiederholt hohe Summen in die Kassen.

Gerade die Königsklasse des europäischen Fußballs ist für die teilnehmenden Vereine äußerst lukrativ. Denn der Gewinner des Wettbewerbs erhält insgesamt über 85 Mill. Euro an Preisgeldern; durch Medieneinnahmen kann dieser Wert noch steigen. Für Investoren liegt genau darin aber – insbesondere bei börsennotierten Clubs wie Borussia Dortmund oder Juventus Turin – die Schwierigkeit. Denn einzelne Tore können über Qualifikation oder Weiterkommen entscheiden und somit erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung eines Vereins haben.

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