Kapitalmarkttag

Eon pumpt Milliarden in Netze

Eon sieht durch die Energiewende eine Menge Geschäftschancen. Mit einer Investitionsoffensive will der neue Konzernchef Leonhard Birnbaum Gewinn und Dividende bis 2026 kontinuierlich steigern.

Eon pumpt Milliarden in Netze

ak Köln

 Mit Milliardeninvestitionen in den Netzausbau und das Vertriebsgeschäft will Eon in den kommenden Jahren die Gewinne stetig ausbauen. Der Konzern werde von der Energiewende erheblich profitieren, sagte der neue Konzernchef Leonhard Birnbaum auf dem Kapitalmarkttag am Dienstag. Sieben Monate nach seinem Amtsantritt präsentierte er die künftige Strategie des Energieversorgers und größtem europäischen Verteilnetzbetreibers für die nächsten fünf statt der bisher üblichen drei Jahre. Birnbaum kündigte „eine noch ambitioniertere Eon“ an, „die wesentlich schneller wachsen wird als vorher“.

Kern des geplanten Wachstums ist ein Investitionspaket mit einem Volumen von 27 Mrd. Euro bis 2026. Die Aktionäre sollen davon mit stetig steigenden Dividenden profitieren. Jährlich will Eon die Ausschüttung um bis zu 5% erhöhen, für das laufende Jahr sind 0,49 Euro je Aktie geplant, 2 Cent mehr als im Vorjahr.

Der Dax-Konzern will das alles nach Angaben von Finanzvorstand Marc Spieker aus eigener Kraft finanzieren: „Der größte Teil des ganzen Paketes einschließlich der Dividenden – mehr als 30 Mrd. Euro – wird aus den Cash-flows kommen, die wir in den kommenden Jahren im operativen Geschäft generieren werden.“ Dazu kommt laut Spieker eine Portfoliooptimierung mit Veräußerungen von Geschäften. Eon will daraus zwischen 2 und 4 Mrd. Euro erlösen. Welche Aktivitäten zur Disposition stehen, wollte der Vorstand nicht preisgeben.

Der Konzern will darüber hinaus durch Effizienzmaßnahmen in allen Geschäften bis 2026 rund 500 Mill. Euro an Einsparungen erzielen. Spieker plant auch, das Zinsergebnis in den kommenden Jahren um etwa 100 Mill. Euro zu verbessern – vor allem durch die Refinanzierung hoch verzinster Anleihen aus der Vergangenheit. So will Eon jährlich Bonds im Volumen von 2 bis 4 Mrd. Euro emittieren. Mehr als die Hälfte davon sollen grüne Anleihen sein.

Vergütung mit ESG-Kriterien

Von dem Investitionsprogramm entsprechen laut Birnbaum 85 bis 90% den Nachhaltigkeitskriterien der EU-Taxonomie. Eon will sich auf dem 1,5-Grad-Pfad des Pariser Klimaabkommens bewegen und befinde sich derzeit in der Zertifizierung durch die Science Based Targets Initiative. Vom kommenden Jahr an wird auch die Vergütung für die Führungskräfte Nachhaltigkeitsziele enthalten.

Der größte Teil des 27 Mrd. Euro schweren Investitionspakets von Eon fließt in das regulierte Geschäft: Rund 22 Mrd. Euro will der Vorstand in den Ausbau der Netze pumpen – im Vergleich zum laufenden Jahr rund 1 Mrd. Euro jährlich mehr als bisher. Damit wachse das regulierte Anlagevermögen, das heute etwa 35 Mrd. Euro beträgt, jedes Jahr um mindestens 6%, erläuterte Netzvorstand Thomas König. „Ohne unsere Infrastruktur gibt es keine Energiewende. Allein in den nächsten fünf Jahren werden wir zusätzliche 35 bis 40 Gigawatt Erneuerbare an unsere Netze anschließen.“ Bislang sind Ökostromanlagen mit etwa 80 Gigawatt an die Eon-Netze angeschlossen. Hinzu kommt der Ausbau für Millionen Wärmepumpen, Batteriespeicher und die Elektromobilität.

Der Ergebnisbeitrag der Netzsparte soll durch die Investitionen pro Jahr um 3 bis 4% wachsen. Bis 2026 will Eon ihre Netzinfrastruktur vollständig digital steuern – deshalb sind für die Digitalisierung 2 Mrd. Euro vorgesehen.

Auf das Kundenlösungsgeschäft entfallen 5 Mrd. Euro Investitionen. Im Energievertrieb sollen die Erträge dadurch um 3 bis 6% pro Jahr steigen. Noch deutlich mehr Potenzial traut Eon den Infrastrukturlösungen zu – Energie-Dienstleistungen rund ums Wohnen sowie Mobilität. Der Konzern kündigte rund 5000 neue Schnellladepunkte bis 2026 an. 500 bis 600 Mill. Euro sollen in diese Bereiche fließen und hier das Ebitda um 9 bis 12% jährlich voranbringen. Noch nicht eingerechnet ist in diesen Planzahlen das Thema Wasserstoff.

Partnerschaften gesucht

Eon-Chef Birnbaum zeigte sich offen für Partnerschaften, zum Beispiel im Wasserstoffsegment. Auch die Digitalisierung wolle Eon nicht komplett inhouse stemmen.

Insgesamt plant der Konzern, das Ebitda des Kerngeschäfts bis 2026 um jährlich rund 4% auf etwa 7,8 Mrd. Euro zu erhöhen. Das Ergebnis je Aktie soll mehr als doppelt so schnell – um 8 bis 10% – auf 0,90 Euro in fünf Jahren zulegen.

Die Investoren reagierten auf die neuen Pläne von Eon mit Missbilligung. Die Aktie gab am Dienstag um bis zu 5% nach. Analysten regierten ebenfalls nicht euphorisch. Die avisierten Gewinnsteigerungen lägen im Rahmen der Konsensschätzungen, hieß es. Dafür sei das Investitionsbudget überraschend hoch ausgefallen, bemängelte die UBS in einem Kommentar.

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