Fielmann will Wachstum bis 2030 weiter beschleunigen
Fielmann will Wachstum bis 2030 weiter beschleunigen
Optikerkonzern stellt Erlössteigerung um 60 Prozent auf 4 Mrd. Euro in Aussicht – Fokussierung auf Bestandsmärkte – Management will Margenniveau halten
ste Hamburg
Fielmann richtet sich in den kommenden Jahren wieder stärker auf Wachstum aus. Der Optikerkonzern stellt bis 2030 eine stärkere Erlössteigerung in Aussicht als in den vergangenen fünf Jahren. Im Vordergrund stehen die Bestandsmärkte. Die Wachstumsbeschleunigung soll nicht zulasten der Profitabiltät gehen.
Die größte deutsche Optikerkette Fielmann will sich in den kommenden zehn Jahren von einem europäischen Augenoptiker und Hörakustiker zu einem „globalen Versorger rund um Augen und Ohren“ entwickeln. Das in zweiter Generation geführte Familienunternehmen aus Hamburg stellte anlässlich der Hauptversammlung am Donnerstag seine „Vision 2035“ vor. Wachstumstreiber sollen demnach in den kommenden Jahren neben dem Kerngeschäft der Augenoptik in Europa das seit 2023 durch zwei Akquisitionen initiierte Augenoptikgeschäft im weltgrößten Markt USA, die Hörakustik sowie Dienstleistungen in der Gesundheitsversorgung sein.
Fielmann bekräftigte das Ziel, den Konzernumsatz im laufenden Jahr um etwa 10% auf knapp 2,5 (i.V. 2,26 Mrd.) Euro zu steigern. Das wären etwa 400 Mill. Euro mehr, als sich das Unternehmen im Jahr 2019 mit ihrer „Vision 2025“ zum Ziel setzte, und gut 1 Mrd. Euro oder 70% mehr als im Jahr 2018. Die zusätzlichen Erlöse entfielen, so Vorstandschef Marc Fielmann bei der im Präsenzformat abgehaltenen Hauptversammlung, zu 500 Mill. Euro auf organisches Geschäft der Marke Fielmann in Europa, zu 300 Mill. Euro auf das neue US-Geschäft, zu 200 Mill. Euro auf das seit 2020 aufgebaute Geschäft in Spanien sowie zu 10 Mill. Euro auf die Aktivitäten in Slowenien. Bis 2030 soll der Konzernumsatz nun auf rund 4 Mrd. Euro zulegen. „Das ist ein gewaltiger Sprung", so Marc Fielmann.
Auslandsgeschäft immer wichtiger
Aus dem deutschen Marktführer sei in den vergangenen Jahren ein Global Player und das drittgrößte Branchenunternehmen geworden, betonte der seit November 2019 amtierende Vorstandsvorsitzende. Der Anteil des Auslandsgeschäfts am Konzernumsatz erhöhte sich von 21% im Jahr 2019 auf zuletzt 37%. Zugleich wurde das Wachstumstempo beschleunigt – von im Mittel 6% pro Jahr zwischen 2004 und 2018 auf erwartet 9% von 2019 bis 2025. Das neue Ziel eines bis 2030 um rund 1,5 Mrd. Euro steigenden Umsatzes impliziert nun ein jährliches Erlöswachstum um durchschnittlich etwa 10%.
Wie Marc Fielmann im Verlauf der rund dreistündigen Hauptversammlung vor etwa 400 Aktionären und Gästen erklärte, liegt der Fokus in den kommenden fünf Jahren auf den Bestandsmärkten. In den USA werde es „sicherlich noch Akquisitionen geben, vielleicht auch in Spanien“, fügte der Fielmann-Chef hinzu. „Aber wir planen jetzt keinen neuen Markteinstieg." Eine Hintertür ließ er gleichwohl offen für den Fall, sollte „ein perfekt zu uns passendes Unternehmen“ zum Verkauf stehen und der Preis stimmen.
Zukäufe in den USA
Zum angestrebten Umsatz von rund 4 Mrd. Euro bis 2030 soll das Kerngeschäft der Augenoptik in Europa mit einem Wachstum um etwa 500 Mill. Euro oder 25% auf rund 2,7 Mrd. Euro beitragen. Zweiter wesentlicher Hebel sei das Wachstum in den USA, wo zusätzliche Erlöse von etwa 700 Mill. Euro oder 1 Mrd. Dollar bis 2030 erwartet werden. Derzeit, so Fielmann, arbeite man an der Transformation des Geschäftsmodells, ab 2026 stünden Skalierung sowie organische Expansion und ergänzende Zukäufe an.
Zusammen mit SVS Vision und Shopko Optical hatte Fielmann 2023 und 2024 auch Produktionstätten der US-Unternehmen in Green Bay/Wisconsin und Detroit/Michigan übernommen. In Zeiten globaler Unwägbarkeit mit Handelskonflikten sei es von großem Vorteil, auf eine geografisch diversifizierte Lieferkette zurückgreifen zu können, betonte Vorstandschef Fielmann. Da man alle Brillen und einen Großteil der Brillengläser für den US-Markt selbst in den Vereinigten Staaten produziere, sei der Einfluss etwaiger Handelszölle auf das Geschäft des Konzerns vergleichsweise gering. „Selbst wenn hohe Strafzölle für den Import aus Europa oder China anfielen, liegt das Maximalrisiko von Handelszöllen im Promille-Bereich im Verhältnis zu unserem Umsatz.“
Expansion bei Hörakustik
Das bis 2030 avisierte Umsatzziel von 4 Mrd. Euro will Fielmann ferner erreichen, indem Erlöse im europäischen Hörakustik-Geschäft auf rund 400 Mill. Euro von erwarteten 156 Mill. Euro im laufenden Jahr mehr als verdoppelt werden. Die Zahl der Hörakustikstudios soll in diesem Zeitraum von rund 450 auf mehr als 700 steigen. Zudem rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzbeitrag von etwa 100 Mill. Euro aus dem gerade im Aufbau befindlichen Geschäft im Bereich der Gesundheitsversorgung (Augen-Check-ups).
Fielmann kündigte neben dem Wachstumsziel an, bis 2030 bei der Kundenzufriedenheit unverändert eine Quote von 90% sowie eine bereinigte operative Rendite vor Abschreibungen (Ebitda-Marge) auf Konzernebene von etwa 25% anzustreben – nach erwarteten 24 (i.V. 21,7)% im laufenden Jahr. Das würde auf eine Steigerung des bereinigten Ebitda von etwa 580 Mill. Euro 2025 auf etwa 1 Mrd. Euro im Jahr 2030 hinauslaufen.
Aktie im Höhenflug
Die Aktie des SDax-Unternehmens, im bisherigen Jahresverlauf zuvor um fast 38% gestiegen, legte bis Donnerstagnachmittag um bis zu 1,7% auf 58,50 Euro zu. Im ersten Halbjahr 2025 erhöhte Fielmann den Umsatz um 12% auf 1,2 Mrd. Euro, die bereinigte Ebitda-Marge landete bei 23,7 (i.V. 21,1)%. Ein MWB-Research-Analyst, der seine Kaufempfehlung für die Aktie bei einem Kursziel von 68 Euro bekräftigte, nannte die präsentierten vorläufigen Halbjahreszahlen „robust“.