Fresenius Medical Care forciert Sparprogramm
swa Frankfurt – Die Corona-Pandemie hält den Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) weiterhin im Griff. Mit Ausbreitung der Delta-Variante des Virus sind im dritten Quartal nochmals mehr Dialysepatienten an Covid-19 gestorben. „Daraus resultierte ein deutlich stärkerer Covid-19-Effekt auf unser Geschäft, als wir Anfang des Jahres prognostiziert hatten“, erklärt CEO Rice Powell. Belastet werde FMC zudem „zunehmend von inflationsbedingten Kostensteigerungen“.
„Vor diesem Hintergrund gehen wir nun davon aus, dass Umsatz und Konzernergebnis jeweils am unteren Ende der Prognosespannen liegen werden“, dämpft der Manager die Erwartungen. Angesichts der seit Ende des dritten Quartals rückläufigen Infektionszahlen gehe das Unternehmen nun davon aus, dass die Übersterblichkeit bei den Nierenwäsche-Patienten im vierten Quartal zurückgehen werde. In den ersten neun Monaten hat FMC knapp 345000 Patienten behandelt. Die Übersterblichkeit in der Gruppe gibt der Konzern für das dritte Quartal mit 2700 an und für die vergangenen zwölf Monate mit 11500. Seit Beginn der Pandemie geht es um 18200 zusätzliche Todesfälle. Weltweit seien inzwischen 78% der von FMC behandelten Nierenkranken mindestens einmal geimpft.
Trotz der Covid-Effekte zeigt FMC ein organisches Wachstum im Quartal um 1% auf 4,44 Mrd. Euro. In dem Ausmaß kamen auch die Erlöse im größten Markt USA auf 3,1 Mrd. Euro voran. In Europa ging der Umsatz indes um 2% auf 671 Mill. Euro zurück. Das operative Ergebnis im FMC-Konzern ist von Juli bis September um ein Fünftel auf 505 Mill. Euro rückläufig, der Nettogewinn schrumpfte um 23% auf 273 Mill. Euro. Für das Jahr hatte FMC einen Rückgang des Konzernergebnisses um 10 bis 25% vorhergesagt, nach neun Monaten wird bereinigt um Sondereinflüsse und Wechselkurse ein Minus um 21% gezeigt.
Um die Ertragskraft zu stärken, forciert FMC ihr Effizienzprogramm und fokussiert die Konzernstruktur. Das Geschäft soll künftig in zwei globalen Bereichen gesteuert werden, wobei das Produktgeschäft im Segment „Care Enablement“ aufgeht und die Dienstleistungsaktivitäten unter dem Dach „Care Delivery“ zusammengefasst werden. Durch die Neuausrichtung will FMC die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Mill. Euro senken. Dabei sind einmalige Restrukturierungsaufwendungen von ebenfalls rund 500 Mill. Euro zu stemmen. Nettoeinsparungen erwartet das Unternehmen bis Ende 2023.
Als Teil des Sparprogramms will der Konzern global 5000 Stellen streichen. FMC wies Ende 2020 gut 125000 Vollzeitstellen aus, davon sind die Hälfte in den USA, in Deutschland arbeiten 6% der Belegschaft. In absoluter Zahl waren weltweit gut 133000 Menschen an Bord. Die durchschnittlichen Personalkosten (in Vollzeitäquivalenz) gibt FMC mit 56770 Euro an.
Die anderen Aktivitäten des Fresenius-Konzerns spiegeln abflauende Corona-Effekte. Die Infusionstherapie-Sparte Kabi ist im Quartal in Nordamerika auf den Wachstumspfad zurückgekehrt mit einem organischen Plus von 6%. Fresenius-CEO Stephan Sturm bescheinigt Kabi insgesamt Fortschritte in der Wettbewerbsfähigkeit. Auch das Krankenhausgeschäft der Fresenius-Tochter Helios spürt die Normalisierung mit einer steigenden Anzahl planbarer Behandlungen. Das organische Wachstum erreicht im Quartal 5%. Fresenius treibt das Effizienzprogramm ebenfalls voran, das auf Einsparungen von 100 Mill. Euro von 2023 an abzielt. Die Prognose für 2021 wird nun etwas optimistischer gesetzt. Der Konzern rechnet inzwischen mit einem währungsbereinigten Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das Ergebnis soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorankommen, wobei nun erwartet wird, hier den oberen Intervallrand zu erreichen.
Fresenius | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 27554 | 26973 |
Ebit | 3035 | 3361 |
in % vom Umsatz | 11,0 | 12,5 |
Konzerngewinn | 1345 | 1302 |
Operativer Cash-flow | 3329 | 5159 |
Nettoverschuldung | 24778 | 24076* |
*) Ende 2020Börsen-Zeitung |
Fresenius Medical Care | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 12972 | 13459 |
Ebitda | 2604 | 3047 |
Ebitda-Marge % | 20,1 | 22,6 |
Ebit | 1417 | 1843 |
Konzerngewinn | 751 | 987 |
Operativer Cash-flow | 1820 | 3649 |
Börsen-Zeitung |