Hapag-Lloyd bleibt vorsichtig
Hapag Lloyd bleibt vorsichtig
Operatives Ergebnis fällt im zweiten Quartal um zwei Drittel – Reederei will bis 2026 mehr als 1 Mrd. Dollar sparen
ste Hamburg
Anders als der Branchenzweite A. P. Møller-Mærsk in der vergangenen Woche hat die weltweit fünftgrößte Containerreederei Hapag-Lloyd ihre Ergebnisziele für 2025 nach dem zweiten Quartal nicht erhöht. Das Hamburger Unternehmen, das seit Februar über die sogenannte „Gemini“-Kooperation mit dem Rivalen aus Kopenhagen verbunden ist, grenzte bei der Vorlage gesunkener operativer Ergebnisse im ersten Halbjahr den bisherigen Prognosekorridor ein. Anleger reagierten verschnupft auf die Quartalszahlen: Die Hapag-Lloyd-Aktie, im Jahresverlauf zuvor um gut 13% gesunken, gab am Donnerstag um bis zu 11,4% auf 117,90 Euro nach.
Die Zollpolitik der USA trage maßgeblich zu einer erhöhten Unsicherheit und Schwankungsbreite bei Nachfrage und Frachtraten bei, so Hapag-Lloyd. Aufgrund der Angriffe von Huthi-Rebellen im Jemen auf Schiffe im Roten Meer ist auch für die größte deutsche Containerreederei zudem weiterhin unklar, wann die Route zwischen Asien und Europa durch den Suezkanal wieder sicher befahrbar und die teurere Umleitung der Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung nicht mehr notwendig sein wird. Nach einem als solide bezeichneten Abschneiden im ersten Halbjahr geht das Unternehmen nun davon aus, dass das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) 2025 in einer Spanne von 2,5 bis 3,4 (i.V. 4,8) Mrd. Euro anstatt zwischen 2,4 und 3,9 Mrd. Euro landen wird. Beim operativen Ergebnis (Ebit) stellt die Reederei 0,2 bis 1,1 (2,6) Mrd. Euro in Aussicht. Im März hatte Hapag-Lloyd ein Ergebnis zwischen 0 und 1,5 Mrd. Euro angekündigt.
Weniger Wachstum bei Transportmenge
Dem neuen Ausblick zufolge rechnet man in Hamburg im laufenden Turnus nur noch mit einem mäßigen anstatt deutlichen Anstieg des Transportvolumens – verglichen mit dem Niveau von 12,5 Millionen Standardcontainern (TEU) im vorigen Jahr sowie einem Anstieg um 10,6% auf 6,75 Mill. TEU im ersten Halbjahr. Die durchschnittliche Frachtrate, nach 1.324 Dollar je TEU im zweiten Quartal mit 1.400 (i.V. 1.391) Dollar im ersten Halbjahr noch leicht über Vorjahr, erwartet Hapag-Lloyd 2025 weiterhin „moderat“ unter dem Niveau von 1.492 Dollar im vergangenen Jahr.

Dass das Ebit im zweiten Quartal um fast zwei Drittel auf 156 Mill. Euro und in den ersten sechs Monaten um 24% auf 619 Mill. Euro zurückging, resultierte aus Transport- und Terminalaufwendungen, die um 14% auf 7,1 Mrd. Euro stärker zulegten als die Umsatzerlöse im Konzern (+10%). Hapag-Lloyd begründet dies mit anhaltenden operativen Störungen in lokalen Seehäfen, Umleitungen der Schiffe aufgrund der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer sowie erwarteten Anlaufkosten des „Gemini“-Netzwerks. Der stärkere Kostenanstieg wurde den Angaben zufolge teilweise durch einen außerordentlichen Ertrag aus der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von rund 113 Mill. Euro kompensiert. Der Ertrag entfalle auf in Vorjahren zurückgestellte Steuerabzugsbeträge in den operativen Aufwendungen, mit deren Inanspruchnahme nicht mehr zu rechnen sei. Ohne diesen Effekt habe das operative Ergebnis des zweiten Quartals Markterwartungen verfehlt, kommentierte ein UBS-Analyst.
Weniger Kosten durch Kooperation
Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hob die deutlich verbesserte und im Branchenvergleich hohe Fahrplanzuverlässigkeit von mehr als 90% nach dem Start der „Gemini“-Kooperation mit Mærsk hervor. Die Reederei stellt bis 2026 Einsparungen von mehr als 1 Mrd. Dollar in Aussicht, von denen allein 350 bis 400 Mill. Dollar aus der Kooperation resultieren sollen.