Cognac und Champagner

Heftiger Gegenwind für Frankreichs Spirituosenhersteller

Wein- und Spirituosenhersteller wie Moët Hennessy und Rémy Cointreau reagieren mit Stellenabbau und Kurzarbeit auf Umsatzeinbrüche. Für Cognac und Champagner läuft es vor allem in den USA und China nicht rund.

Heftiger Gegenwind für Frankreichs Spirituosenhersteller

Heftiger Gegenwind für Frankreichs Spirituosenhersteller

Cognac und Champagner kriseln in den USA und China

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von Gesche Wüpper, Paris

Kurzarbeit und Einsparungen bei dem einen, Stellenabbau bei dem anderen: Frankreichs Wein- und Spirituosenspezialisten wie Moët Hennessy und Rémy Cointreau geraten wegen der geopolitischen Unsicherheiten zunehmend unter Druck. Zusätzlich zu der Krise des Cognac-Sektors und dem Durchhänger der Champagner-Branche bereitet ihnen der von US-Präsident Donald Trump initiierte Handelskrieg Sorgen. Moët Hennessy, die Getränkesparte von LVMH, will deshalb rund 1.200 von insgesamt rund 9.400 Arbeitsplätzen abbauen. Rémy Cointreau wiederum hat im April für einen Standort der Cognac-Marke Rémy Martin Kurzarbeit für die kommenden drei Monate beschlossen.

Beide Unternehmen hoffen nun, mit Hilfe einer neuen Führung besser durch die aktuellen Turbulenzen zu kommen. Bei LVMH hat der langjährige Finanzchef Jean-Jacques Guiony im Februar das Ruder von Moët Hennessy übernommen, ein Vertrauter von Konzernchef Bernard Arnault. Wer bei Rémy Cointreau im Sommer auf Generaldirektor Eric Vallat folgt, ist dagegen noch nicht klar. Er hat letzten Monat überraschend angekündigt, dass er den Konzern verlässt.

Schlüsselmarkt USA

Sowohl bei Moët Hennessy als auch bei Rémy Cointreau und Pernod Ricard haben die Absatzschwächen von Cognac und Champagner die Verkäufe in den letzten Monaten einbrechen lassen. Rémy Cointreau musste im vierten Quartal seines versetzten Geschäftsjahres einen Rückgang um 17,5% hinnehmen, so dass der Umsatz mit 985 Mill. Euro unter die symbolische Grenze von 1 Mrd. Euro fiel. Moët Hennessy wiederum wies im ersten Quartal einen Umsatzrückgang um 9% auf 1,3 Mrd. Euro aus und Pernod Ricard meldete für die ersten neun Monate seines versetzten Geschäftsjahres einen um 5% niedrigeren Umsatz von 8,45 Mrd. Euro. Bei allen dreien haben die Cognac-Marken am stärksten gelitten.

Dem edlen französischen Weinbrand macht bereits seit letztem Jahr die sinkende Nachfrage für Cognac in den USA und China zu schaffen. In den USA bauen Händler nach den starken Verkäufen der Covid-Jahre weiter ihre Lagerbestände ab. Dazu kommen die hohe Inflation und nun der von Trump angezettelte Zollkrieg. Er hatte im März gedroht, Weine und Spirituosen aus Europa mit Strafzöllen in Höhe von 200% zu belegen. Seit April werden nun 10% erhoben. Für Cognac- und Champagner-Produzenten sind die USA einer der weltweit wichtigsten Märkte. So hat Frankreich letztes Jahr für 3,9 Mrd. Euro Weine und Spirituosen in die Vereinigten Staaten exportiert. Das entspricht einem Viertel der Gesamtexporte der Branche.

China hat Cognac im Visier

In China wiederum, dem anderen wichtigen Markt, bekommt der Sektor das schwächere Wachstum und die damit einhergehende Konsumunlust zu spüren. Vor allem hat Peking auf die Androhung der EU-Kommission, Strafzölle auf aus China importierte Autos zu verhängen, reagiert und Anfang 2024 eine Anti-Dumping-Untersuchung eingeleitet. Zwar hat China bisher darauf verzichtet, Strafmaßnahmen zu verhängen. Doch Importeure von Weinbrand-Sorten wie Cognac müssen beim Zoll seit Oktober eine Kaution hinterlegen. Zusätzlich dazu hatte Peking zwischenzeitlich auch Duty-Free-Kanäle für Cognac geschlossen.

Moët Hennessy hat zwischenzeitlich überlegt, Cognac in China in Flaschen abzufüllen. Angesichts der Proteste der Belegschaft wurde die Idee fallen gelassen. Jetzt soll diese, so die LVMH-Sparte, wieder auf den Stand von 2019 schrumpfen, ohne Entlassungen.  

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