Anstehende Hauptversammlung

Investor drängt RWE zur Abspaltung der Braunkohle

Ein aktivistischer Investor zwingt RWE, die Abspaltung der Braunkohle-Sparte auf die Tagesordnung zu setzen. Der Investor führt „signifikante Abschläge“ gegenüber Vergleichsunternehmen aus dem Bereich reiner erneuerbarer Energieerzeuger als Grund an.

Investor drängt RWE zur Abspaltung der Braunkohle

cru Frankfurt

RWE-Chef Markus Krebber steht ein turbulentes Aktionärstreffen bevor. Der kleine aktivistische Investor Enkraft – ein auf Investments in erneuerbare Energien spezialisiertes Family Office aus München – zwingt den großen Essener Stromkonzern, eine Abspaltung der Braunkohlesparte auf die Tagesordnung der Hauptversammlung zu setzen. Beim Aktionärstreffen am 28. April soll nun darüber abgestimmt werden, wie RWE mitteilt. Enkraft zufolge soll der Vorstand angewiesen werden, zum nächstmöglichen Zeitpunkt und spätestens zur Hauptversammlung 2023 alle notwendigen Vertragsentwürfe für eine Abspaltung des Kohlegeschäfts vorzulegen.

Inmitten des Energiepreisschocks, der ganz Europa wegen des Ukraine-Kriegs trifft, bekommt die Braunkohle nun eine schwierige Rolle. Einerseits ist der Ausstieg bis spätestens 2038 fest beschlossen. Andererseits kann die Braunkohle dazu dienen, bald vielleicht fehlendes russisches Gas in der Stromproduktion teils zu ersetzen und RWE so hohe Gewinne bescheren. Diskutiert wird eine staatliche Kohlestiftung, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, die sämtliche Kohlekraftwerke aufkaufen und den Einsatz zentral zum Allgemeinwohl steuern würde. „Am Ende könnten Bund und Länder direkt oder über eine Stiftung die Kontrolle über die Restaktivitäten und die Renaturierungen übernehmen und damit Versorgung sichern, aber auch den Fahrplan der Einstellung der Kohleverstromung kontrollieren“, sagt Enkraft-Chef Benedikt Kormaier.

In der Begründung zum Ergänzungsantrag von Enkraft, der der Börsen-Zeitung vorliegt, heißt es: RWE wird „mit signifikanten Abschlägen zu Vergleichsunternehmen aus dem Bereich reiner erneuerbarer Energieerzeuger bewertet; auch hieran hat sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine nichts materiell geändert“. Dies lege „ein Wertaufholungspotenzial von deutlich über 16 Mrd. Euro bzw. mehr als 20 Euro pro RWE-Aktie nahe“. Zum ­Vergleich: Der RWE-Kurs stieg am Dienstag um zeitweise 1,2% auf 37,99 Euro, der Börsenwert des Konzerns liegt damit bei 25,7 Mrd. Euro.

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