Neues Sparprogramm

Jungheinrich verschreckt Anleger mit Gewinnwarnung

Jungheinrich hat neue Sparmaßnahmen beschlossen, die weltweit rund 1.000 Stellen betreffen sollen. Das Gewinnziel für 2025 hat der Staplerhersteller reduziert. Anleger gehen auf Abstand.

Jungheinrich verschreckt Anleger mit Gewinnwarnung

Jungheinrich verschreckt mit Gewinnwarnung

ste Hamburg

Der Intralogistikkonzern Jungheinrich hat mit der Ankündigung neuer Sparmaßnahmen und einer Gewinnwarnung Anleger verschreckt. Die Vorzugsaktie des MDax-Unternehmens, 2025 zuvor um 57% gestiegen, fiel am Donnerstag um 16,8% auf 33,60 Euro. Der Staplerhersteller kündigte ein „Transformationsprogramm mit personal- und standortbezogenen Maßnahmen zur Sicherung der globalen Wettbewerbsfähigkeit“ an. Schwerpunkte seien Optimierungen in Produktion, Management und Verwaltung. Erst im Mai hatte Jungheinrich mit neuen Wachstums- und Ergebniszielen bis 2030 positiv überrascht.

Das Sparprogramm sei wohl auf Marktschwäche im deutschen und europäischen Staplergeschäft sowie Wettbewerbsdruck zurückzuführen, so ein Jefferies-Analyst. Jungheinrich will mittelfristig rund 100 Mill. Euro einsparen. Von Abbau- und Verlagerungsmaßnahmen seien weltweit etwa 1.000 von zuletzt 21.000 Stellen betroffen, sagte ein Firmensprecher. Erwartet werden Einmalaufwendungen von rund 90 Mill. Euro, die zu zwei Drittel im dritten und zu einem Drittel im vierten Quartal anfallen sollen. Beim operativen Ergebnis (Ebit) rechnet der Vorstand 2025 mit 280 und 350 Mill. Euro. Zuvor waren 430 bis 500 Mill. Euro avisiert worden.

Bei einem möglichen Verkauf der russischen Tochter könnte die Prognose nach Angaben des Unternehmens erneut angepasst werden. Am 26. Juni hatte Jungheinrich mitgeteilt, mit drei russischen Finanzinvestoren über den Verkauf sämtlicher Anteile an Jungheinrich Lift Truck OOO zu sprechen. Dabei hatten die Hamburger auf Vorgaben der russischen Regierungskommission über die Kontrolle ausländischer Investitionen verwiesen. Die Zustimmung der Kommission setze voraus, dass der Verkaufspreis höchstens 40% des durch einen russischen Bewertungsgutachter ermittelten Marktwerts der betroffenen russischen Gesellschaft betragen dürfe. Auf dieser Basis werde über Kaufpreise verhandelt, die „deutlich unter dem Buchwert der Beteiligung zum 31. Dezember 2024" lägen.

Auf Basis der nun zunächst beschlossenen Sparmaßnahmen stellt Jungheinrich für 2025 eine Ebit-Rendite in der Spanne von 5,3 bis 6,1% in Aussicht. Bislang hatte das Unternehmen eine Bandbreite von 7,8 bis 8,6% angekündigt. Gerechnet wird den Angaben zufolge inzwischen mit einem um 200 Mill. Euro geringeren Auftragseingang zwischen 5,3 und 5,9 Mrd. Euro. Der Umsatz soll mit 5,4 bis 6 Mrd. Euro um etwa 100 Mill. Euro niedriger ausfallen als bislang erwartet. Beim Ergebnis vor Steuern rechnet Jungheinrich aktuell noch mit 250 bis 320 Mill. Euro anstatt mit 400 bis 470 Mill. Euro. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) soll 2025 zwischen 10 und 14% und nicht mehr zwischen 15 und 19% betragen. Den freien Cashflow erwartet das Unternehmen mit über 250 Mill. Euro um 50 Mill. Euro niedriger.

Auch Kion spart

Auch Jungheinrich-Konkurrenten schnallen den Gürtel enger. Der größere Rivale Kion hatte im Februar Einsparungen von jährlich etwa 140 bis 160 Mill. Euro angekündigt, die in vollem Umfang ab 2026 wirksam werden sollen.

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