KKR beißt bei Datagroup-Streubesitzaktionären auf Granit
KKR beißt beim Datagroup-Streubesitz auf Granit
Finanzinvestor lockt mit Miniaufschlag auf Offerte – Börsenwert bei 470 Mill. nach 340 Mill. Euro – Deal-Flaute in der Private-Equity-Branche verschärft sich
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
KKR kommt mit der Übernahme des IT-Dienstleisters Datagroup nur mühsam voran. Bisher hält der Finanzinvestor nur 59,4% der ausstehenden Aktien, obwohl Aufsichtsrat, Vorstand und Großaktionäre empfohlen haben, die Offerte der Private-Equity-Firma vom 16. April über 54 Euro je Aktie anzunehmen und ihre persönlich gehaltenen Aktien bereits angedient haben. Der Löwenanteil stammt indes von Datagroup-Gründer Max Hans-Hermann Schaber.
Annahmequote entscheidend
Deshalb versucht KKR die Streubesitzaktionäre der Datagroup mit einem möglichen Aufschlag auf das bislang schon vorliegende Übernahmeangebot zu überzeugen. Wenn bis zum Ende der Annahmefrist die Schwelle von 80% überschritten würde, werde der Angebotspreis von bislang 54,00 auf 56,50 Euro je Aktie erhöht, teilte KKR mit. Wenn mindestens 90% erreicht wären, würden 58 Euro pro Aktie gezahlt. Der Kurs der Datagroup-Aktie reagierte am Montag mit einem Plus von zeitweise 2,7% auf 57,30 Euro. Seit Anfang April hat sich der Börsenwert des Unternehmens aus Pliezhausen bei Stuttgart, das 2006 an die Börse gegangen war, um 50% auf gut 470 Mill. Euro erhöht. Hauptaktionär ist mit 54% Firmengründer Schaber. Er bleibt auch nach der Transaktion im Unternehmen und wird seinen Anteil an eine Holding von KKR übertragen. KKR und die Familienholding von Schaber werden Datagroup anschließend zu gleichen Teilen kontrollieren.
Die Baader Bank hat die Einstufung für Datagroup mit einem Kursziel von 80 Euro auf „Buy“ belassen. Auch die erhöhte Kaufofferte von KKR spiegele den wirklichen Wert des IT-Dienstleisters nicht angemessen wider, schrieb Analyst Knut Woller.
Erhöhung gilt für alle Aktionäre
Die Änderung der Offerte von KKR gilt auch für Datagroup-Aktionäre, die das Angebot schon angenommen hatten. Die Annahmefrist endet am Freitag (6. Juni) um 24.00 Uhr. Sollte keine der Schwellen von 80 oder 90% erreicht werden, betrage der Angebotspreis unverändert 54 Euro, hieß es. Eine weitere Erhöhung des Angebots sei ausgeschlossen.
Weiterer Rückschlag für KKR
Für KKR ist die bisher schwache Annahmequote bei den Datagroup-Streubesitzaktionären ein weiterer Rückschlag. Im Jahr 2023 hatte sich der Finanzinvestor bereits neben der Familie Fuchs als Minderheitseigner am Bremer Raumfahrtkonzern OHB beteiligt und das Unternehmen von der Börse genommen. Das kämpft inzwischen mit einem finanziellen Risiko, weil zwei für die Bundeswehr ins All geschossene Aufklärungssatelliten nicht funktionieren. Zudem zog sich die Private-Equity-Firma kürzlich als Bieter für den Medikamentenverpacker Gerresheimer zurück, weil man sich nicht auf einen Preis einigen konnte. Nur der Ausstieg aus der skandalgeschüttelten Mediensparte von Springer per Abspaltung scheint gelungen.
Deal-Flaute verschärft sich
Für die Private-Equity-Branche ist die mühsame Datagroup-Übernahme durch KKR ein weiteres Anzeichen, dass sich die seit 2022 anhaltende Deal-Flaute trotz absehbar sinkender Zinsen und somit erleichterter Finanzierungen fortsetzen könnte. Die Unsicherheit, die sich aus der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump ergibt, macht es zunehmend schwieriger, den Wert von Unternehmen für eine Transaktion zu bestimmen.

Laut Daten der Unternehmensberatung Bain & Company ist der Wert der von Buyout-Fonds getätigten Unternehmensübernahmen im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres 2025 um 16% gesunken. Die Zahl für April lag um 24% unter dem Monatsdurchschnitt des ersten Quartals. Der Wert der von Buyout-Fonds ganz oder teilweise veräußerten Vermögenswerte wird im zweiten Quartal voraussichtlich um 9% sinken. Auch bei Datagroup spielen abweichende Meinungen über die richtige Bewertung eine Rolle: Am 16. April hatte Datagroup mitgeteilt, KKR biete mit 54 Euro je Aktie in bar eine Prämie von rund 33% auf den vorherigen Schlusskurs. Finanzinvestoren stehen wegen des mit mehr als 1 Bill. Dollar turmhoch vorhandenen „Dry Powder“ untereinander in scharfer Konkurrenz um Akquisitionsziele und sind immer öfter bereit, börsennotierte Unternehmen höher zu bewerten als die klassischen Börseninvestoren. Es werden teilweise exorbitante Aufschläge auf den Aktienkurs gezahlt.
Hohe Prämie kein Einzelfall
Ein ungewöhnlicher Einzelfall ist Datagroup nicht: Morgan Stanley legte 37,5% beim Kabelnetzbetreiber Tele Columbus drauf und Carlyle 44% beim Verkehrstechnikspezialisten Schaltbau. Spitzenreiter ist EQT. Die Schweden zahlten zusammen mit Hellman & Friedman beim Online-Haustierbedarfshändler Zooplus einen Aufschlag von rund 70%. Von den 26 Delistings, die es 2024 in Deutschland gab, ging ein Dutzend auf das Konto von Finanzinvestoren.
Unternehmenswert verdoppelt
Die in Frankfurt gelistete Datagroup war vor der KKR-Offerte mit gut 340 Mill. Euro bewertet worden – wenig mehr als halb so viel wie aktuell. Das Unternehmen besteht seit mehr als 40 Jahren und beschäftigt etwa 3.700 Mitarbeiter an zahlreichen Standorten in Deutschland. Datagroup rechnet für 2025 mit Erlösen von 545 Mill. bis 565 Mill. Euro.
KKR will die schleppend verlaufende Übernahme des IT-Dienstleisters Datagroup mit einer potenziell erhöhten Offerte zum Erfolg bringen. Besonders hoch ist die Prämie, die der Finanzinvestor bietet, noch immer nicht, obgleich der Börsenwert von 340 Mill. Euro vor dem Angebot auf über 470 Mill. Euro gestiegen ist.