Autozulieferer

Leoni braucht neues Konzept für Refinanzierung

Der längst vereinbarte Verkauf des Geschäfts mit Ladekabeln an die Stark Corporation in Thailand ist gescheitert. Die Konsortialbanken sind zu einer Verlängerung der Kreditlinien bereit.

Leoni braucht neues Konzept für Refinanzierung

jh München

Das Refinanzierungskonzept, auf das sich der Autozulieferer Leoni mit den Kreditbanken im Juli geeinigt hatte, ist plötzlich hinfällig geworden. Grund ist der kurzfristig geplatzte Verkauf des Geschäfts mit Standard-, Spezial- und Ladekabeln für Autos an die Stark Corporation in Thailand. Der Erlös sollte 442 Mill. Euro in die Kasse spülen und damit den wesentlichen Teil zu dem vereinbarten Schuldenabbau um 574 Mill. Euro beitragen. Ende September betrugen die Nettofinanzschulden 1,5 Mrd. Euro.

Die Konsortialbanken erklärten sich aufgrund der neuen Situation nach Angaben von Leoni dazu bereit, die zum Ende dieses Jahres auslaufenden Kreditlinien „vorübergehend“ zu verlängern. „Leoni wird mit den Konsortialbanken Gespräche über geeignete Anpassungen des Refinanzierungskonzepts aufnehmen“, heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung.

Den gescheiterten Vollzug des im Mai abgeschlossenen Kaufvertrags mit der Stark Corporation begründete das Nürnberger Unternehmen am Dienstag damit, dass Stark „heute unerwartet sehr weitreichende Änderungen des Kaufvertrags verlangt“ habe. Details nennt Leoni nicht. Zu vermuten ist, dass es um den Kaufpreis ging. Der Unternehmenswert der Sparte Business Group Automotive Cable Solutions (BG AM) war im Mai mit 560 Mill. Euro beziffert worden. Auf einen nun von Leoni vorgeschlagenen Kompromiss sei Stark nicht eingegangen, heißt es in der Mitteilung. Der vorgesehene Käufer verhalte sich vertragsbrüchig. „Leoni wird alle Maßnahmen zur Durchsetzung seiner Rechte gegenüber Stark ergreifen.“

Falls eine Klage eingereicht würde, würde es vermutlich lange dauern, bis das Unternehmen Geld aus Thailand erhielte. Darauf kann Leoni für den Versuch eines neuen Refinanzierungskonzepts nicht setzen.

Für die Akquisition geworben

Noch im September hatte das Management von Stark in einer Präsentation für die Übernahme geworben und von Synergien und Skaleneffekten gesprochen. Stark bezeichnet sich als führender Anbieter von Drähten und Kabeln in der Asean-Region. Die erwarteten steigenden Energiepreise in Europa könnte BG AM voraussichtlich an die Kunden weitergeben, hieß es damals. Zudem würden 48% des Umsatzes außerhalb Europas erzielt. Die Stark Corp. weist für das erste Halbjahr 2022 einen Umsatz von umgerechnet 330 Mill. Euro und einen Nettogewinn von 34 Mill. Euro aus.