Luftfahrt

Lufthansa bringt Kapitalerhöhung auf den Weg

Die Lufthansa will die in der Coronavirus-Pandemie gewährten Staatshilfen mit Hilfe einer 2,14 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung zurückzahlen - noch vor der Wahl.

Lufthansa bringt Kapitalerhöhung auf den Weg

lis Frankfurt

Lufthansa will die in der Coronavirus-Pandemie gewährten Staatshilfen mit Hilfe einer 2,14 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung zurückzahlen. Die Kapitalmaßnahme soll noch vor der am Sonntag stattfindenden Bundestagswahl starten, wie der Konzern am Sonntagabend mitgeteilt hat.

Bei einer Veranstaltung mit Analysten und Investoren am Montagmorgen versprühten Konzernchef Carsten Spohr und CFO Remco Steenbergen Zuversicht hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Monaten. Die neuen Aktien werden dennoch mit einem deutlichen Preisabschlag angeboten – der Preis für die 597,7 Millionen neuen Papiere liegt mit je 3,58 Euro um 56% unter dem Schlusskurs vom Freitag (8,21 Euro). Im Vergleich zu dem um den Wert der Bezugsrechte bereinigten Kurs (TERP) werden die Aktien mit einem Abschlag von 39% angeboten. Die neuen Aktien werden den Aktionären den Angaben zufolge vom 22. September bis zum 5. Oktober 2021 angeboten. Der Bezugsrechtshandel beginnt ebenfalls am kommenden Mittwoch und endet am 30. September 2021. Mit der vorgesehenen Zahl von 597742822 Aktien verdoppelt sich die Aktienzahl der Lufthansa. Das Bezugsverhältnis beträgt 1:1.

Lufthansa betont, dass das öffentliche Angebot „in Deutschland erfolgt ausschließlich durch und auf Basis eines von der Bundesanstalt für Fi­nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligten Wertpapierprospekts“. Es werde kein öffentliches Angebot außerhalb Deutschlands geben. Gemäß Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz (LuftNaSiG) muss Lufthansa mehrheitlich in deutschen Händen sein, Ende Juni lag der Anteil deutscher Aktionäre bei 83,9%.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung hatte die Fluggesellschaft wegen des in der Coronakrise brachliegenden Luftverkehrs mit einer milliardenschweren Eigenkapitalspritze vor der Pleite bewahrt. Nun will die Lufthansa mit dem erwarteten Erlös der Kapitalerhöhung die beiden stillen Einlagen des WSF, von denen sie 2,5 Mrd. Euro in Anspruch genommen hat, bis Ende des Jahres zurückgezahlt haben. Die ersten 1,5 Mrd. Euro sollen im Oktober, der Rest bis zum Jahresende getilgt werden. Der nicht in Anspruch genommene Teil der stillen Einlage I (3 Mrd. Euro) soll bis Ende 2021 gekündigt werden. „Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir das Stabilitätspaket nur so lange in Anspruch nehmen werden, wie es notwendig ist“, sagte Spohr.

Gewinn im dritten Quartal

Wegen der weltweiten Impffortschritte und der Aufhebung von Reisebeschränkungen spürt die Lufthansa eine anziehende Nachfrage. Die Airline geht deshalb für das in wenigen Tagen zu Ende gehende dritte Quartal von einem um Restrukturierungsaufwendungen bereinigten operativen Gewinn aus. Die aktuellen Buchungen deuten auf eine anhaltende Nachfrageerholung hin. Ähnlich wie im Juli und August rechnet der Konzern damit, dass die Passagierzahlen in den kommenden Monaten rund die Hälfte des Niveaus von 2019 erreichen werden, gestützt durch einen spürbaren Anstieg von Geschäftsreisen. Zudem floriere das Luftfrachtgeschäft weiter.

Der Bund müsse binnen zwei Jahren seinen verbliebenen Aktienanteil von aktuell 15,9% an der Lufthansa wieder verkaufen – wenn er an der Kapitalerhöhung teilnimmt und seine Beteiligung nicht ohnehin verwässern lässt. Der WSF ließ am Sonntagabend offen, ob und in welcher Höhe er nochmals frisches Kapital beisteuert – man werde sich dazu erst nach Abschluss der Kapitalerhöhung äußern, sagte eine Sprecherin der Deutschen Finanzagentur, die den WSF verwaltet, laut Reuters. Nimmt der WSF seine Bezugsrechte wahr, würde ihn das rund 340 Mill. Euro kosten. Er könnte aber auch einen Teil seiner Bezugsrechte verkaufen und so neue Aktien zeichnen. Mitte August hatte der WSF begonnen, seinen Anteil von 20% „vor dem Hintergrund der positiven Unternehmensentwicklung“ über den Markt um gut 4% abzubauen. Eingestiegen war er im Sommer 2020 zum Nennwert von 2,56 Euro. Auch das Geld aus dem Teilverkauf – geschätzt 200 Mill. Euro – könnte der Staat in neue Lufthansa-Aktien stecken, ohne die EU-Kommission­ erneut um Erlaubnis bitten zu müssen.

14 Banken haben sich verpflichtet, alle neuen Papiere, die die Lufthansa nicht an die eigenen Aktionäre losschlägt, auf die eigenen Bücher zu nehmen – der Erlös ist der Lufthansa damit sicher. Der US-Fondsriese BlackRock ist bereit, neue Lufthansa-Aktien für bis zu 300 Mill. Euro zu kaufen. Er hatte seinen Anteil an der Fluggesellschaft kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 auf weniger als 3% reduziert. Auch alle Vorstandsmitglieder der Lufthansa haben sich bereiterklärt, an der Kapitalerhöhung teilzunehmen und Bezugsrechte für die jeweils gehaltenen Aktien vollständig auszuüben.