Mark Becks

Masterflex feilt an Schlauch-Imperium

Der Hersteller von Hightech-Schläuchen blickt optimistisch in die Zukunft. Allerdings muss der Mittelständler hier zunehmend mit der finanzstarken Private-Equity-Branche in Konkurrenz treten.

Masterflex feilt an Schlauch-Imperium

Von Karolin Rothbart, Frankfurt

Mit seinen Hightech-Schläuchen und Verbindungssystemen mischt der Gelsenkirchener Mittelständler Masterflex in so ziemlich jeder produzierenden Branche mit. Ob im Maschinenbau, in der Lebensmittelindustrie, in der Medizintechnik, der Automobilindustrie, der Robotik oder der Luftfahrt − überall kommen die meist spezialangefertigten Schläuche des 1987 gegründeten Unternehmens für den Transport von gasförmigen, flüssigen oder festen Stoffen zum Einsatz. Trotz der großen Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Endprodukte spielen die Erzeugnisse von Masterflex in der allgemeinen Wahrnehmung eine eher untergeordnete Rolle. Denn wer denkt beim Aufbau einer Maschine schon als Erstes an Schläuche? Oder, anderes Beispiel, an Schrauben? Oder an Muttern? In der Beschaffung spricht man hier von sogenannten C-Teilen, also Materialien, die in großer Menge zu meist geringen Kosten bestellt werden.

Bei den Hightech-Schläuchen wiederum kommt es oft nicht auf den Preis, sondern primär auf die Lösung an, wie Mark Becks, Finanzchef bei Masterflex und studierter Wirtschaftsingenieur, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. „Kein Airbus geht ohne Masterflex in die Luft. Wir sorgen hier für die Klimatisierung und für den Gebrauchtwasserabfluss. Da wäre es verheerend, wenn ein Schlauch nicht funktionieren würde. In genau dieser spezialisierten C-Teile-Nische fühlen wir uns wohl.“

In den vergangenen Jahren war es für das Unternehmen trotz dieser Positionierung nicht immer leicht, das Gewinnwachstum voranzutreiben, im Gegenteil: 2018 schrumpfte das Konzernergebnis um ein gutes Fünftel auf rund 3,4 Mill. Euro, 2019 waren es nur noch zweieinhalb Millionen. Durch die Folgen der Corona-Pandemie landete das Ergebnis 2020 dann nur noch im sechsstelligen Bereich. „Die operative Exzellenz hat uns in den letzten Jahren am meisten beschäftigt“, räumt Becks ein. „Das lag unter anderem daran, dass wir in den letzten Jahren Kosten wegen neuer Auslandsstandorte aufgebaut und dabei in den internen Abläufen vielleicht nicht immer auf Effizienz geachtet haben.“

Erfolgreich schlankgespart

Abhilfe schaffen sollte ein 2019 eingeführtes Optimierungsprogramm namens „Back to Double Digit“ (B2DD). Der Name ist Programm: Bis zum Jahr 2022 soll die Ebit-Marge durch Einsparungen beim Personal und Effizienzsteigerungen dauerhaft wieder im zweistelligen Bereich liegen. „Hier sind wir schon sehr weit“, sagt Becks. „Wir haben unsere Wertschöpfungsketten schlanker gestaltet und parallel dazu einen Produktionsstandort in Tschechien geschlossen. Somit sind wir bei der Beschäftigtenzahl von rund 670 Mitarbeitern in den vergangenen Jahren auf 560 Mitarbeiter runter­gegangen.“

Tatsächlich liegt das Ziel mit einer Ebit-Marge von 9,5 % im ersten Halbjahr 2021 schon jetzt mehr als in Reichweite. Mehr Tempo will Becks mit Blick auf die Mittelfristprognose aber nicht versprechen. Zwar steht dem Unternehmen voraussichtlich noch ein gutes drittes Quartal bevor, wie er sagt. Doch weil zum Jahresende oft einige Abrechnungstage fehlen, fällt das vierte Quartal bei Masterflex traditionell eher schwächer aus.

Zumindest was den Ausblick für das laufende Jahr angeht, zeigt sich der CFO dann aber doch vorsichtig optimistisch: „Wenn jetzt nicht noch etwas Gravierendes dazwischenkommt, werden wir eher am oberen Rand der Prognose liegen, sowohl was Umsatz als auch was Ebit angeht.“ Beim Erlös hat sich das Management um Vorstandschef Andreas Bastin für 2021 einen Zuwachs zwischen 2 und 5 % vorgenommen. Im besten Fall wären das also gut 75 Mill. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll zudem absolut und prozentual über dem Vorjahr liegen.

Schärferer M&A-Wettbewerb

Es bleibe dennoch alles abzuwarten, sagt Becks. „Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass auch Dinge passieren können, an die man vorher gar nicht denkt.“ Die Corona-Pandemie mache sich gerade in Deutschland noch immer im Ge­schäft bemerkbar. Auch die damit verbundenen Materialengpässe er­schwerten die Produktion. Preissteigerungen will das Unternehmen bald schon an die Kunden weitergeben. „Das wird momentan auch allgemein gut akzeptiert“, sagt Becks.

Für die Zeit nach 2022 strebt das Unternehmen ein Umsatzwachstum auf bis zu 200 Mill. Euro an. Gelingen soll das sowohl aus eigener Kraft als auch mit Hilfe von Zukäufen. „Wir haben zwar schon eine sehr breite Palette an Spezialschläuchen. Dennoch gibt es nach wie vor Anwendungsgebiete, in denen wir nicht drin sind“, sagt Becks.

Hier schaut sich das Management vor allem in Europa und den USA um. Die Schwierigkeit hierbei: Schlauchhersteller sind oft familiengeführt, wie der Finanzchef erklärt. Dadurch sei es nicht immer einfach zu erkennen, wo ein Unternehmen gerade zum Verkauf steht. Hinzu komme der zunehmende Wettbewerb aus der Private-Equity-Branche, der speziell in Nordamerika stark ausgeprägt sei. „Diese Unternehmen haben ganz andere Finanzierungsmöglichkeiten“, so Becks. Tatsächlich entfallen laut Zahlen von J.P. Morgan mittlerweile 40 % des weltweiten Deal-Volumens auf Private-Equity-Häuser. In diesem Jahr werden sie voraussichtlich erstmals mehr als 1 Bill. Dollar in neue Unternehmensbeteiligungen investieren. „Wir sind dennoch optimistisch, dass wir einen guten Konzern zusammenbauen können, der in Richtung 200 Mill. Euro Umsatz geht“, sagt Becks.