Ebit legt deutlich zu

Mercedes-Stern erstrahlt dank China

Pünktlich zum Auftakt der weltgrößten Automesse in Schanghai präsentiert sich Daimler in bestechender Form. Kosteneinsparungen und ein starkes China-Geschäft haben Ergebnis und Cash-flow beim Stuttgarter Auto­mobilkonzern höher steigen lassen als erwartet.

Mercedes-Stern erstrahlt dank China

scd Frankfurt

Die Stärke der deutschen Autobauer in China sorgt offenbar für eine rasante Erholung in der global noch längst nicht ausgestandenen Covid-19-Pandemie. Daimler hat sich als Erste in die Karten schauen lassen und im ersten Quartal dank Kostensenkungen und einem Absatzboom im wichtigen chinesischen Markt das Ergebnis fast verzehnfacht. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente der Dax-Konzern 5,75 Mrd. Euro nach lediglich 617 Mill. Euro im Vorjahresquartal (siehe Grafik). Binnen drei Monaten wurde damit fast so viel Gewinn wie im gesamten Vorjahr (6,6 Mrd. Euro) eingefahren. Der freie Cash-flow im Industriegeschäft drehte von minus 2,3 Mrd. auf plus 1,8 Mrd. Euro.

Dabei sorgten beide Segmente für den Anstieg. Die Truck-Sparte, die bis zum Jahresende in eine eigenständige börsennotierte Gesellschaft abgespalten werden soll, vervierfachte ihr Ebit auf 1,04 Mrd. Euro und lag damit leicht über den zuletzt stark gestiegenen Erwartungen der Unternehmensbeobachter. Der Bereich Mercedes-Benz Cars & Vans verachtfachte das Ergebnis auf knapp 4,1 Mrd. Euro und übertraf die Konsensschätzung so um mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die bereinigte Umsatzrendite von Cars & Vans lag mit 14,3 (i.V. 2,6)% nicht nur deutlich über dem Zielkorridor von 8 bis 10%, sondern auch um mehrere Prozentpunkte über der Durchschnittsschätzung der Analysten.

Die Unternehmensbeobachter zeigten sich entsprechend beeindruckt vom Abschneiden des Stuttgarter Automobilkonzerns und hoben ihre Kursziele reihenweise an. So revidierten die LBBW-Analysten ihre zurückhaltende Einschätzung der Aussichten Daimlers deutlich und raten nun zum Kauf der Aktie. Das Kursziel wurde von 68 auf 92 Euro angehoben. Die DZBank erhöhte ihr Kursziel von 82 auf 92 Euro. Eine Ausnahme bildete die Nord/LB, die zwar ihren Zielwert von 64 auf 74 Euro anhob, die Halten-Empfehlung aber beibehielt. Für Analyst Frank Schwope müssen die Stuttgarter erst noch beweisen, dass sie auch mit der Elektromobilität erfolgreich sein können. Die LBBW führt die „technologisch führenden E-Fahrzeuge“ dagegen explizit als Stärke von Daimler an. Die Aktie des Konzerns kletterte am Freitag um 2,7% auf 77,39 Euro und markierte damit ein Fünfjahreshoch.

Das sind beste Vorzeichen für die Automesse in Schanghai, die in der neuen Woche ansteht. Hier will Daimler dem batterieelektrischen Kompakt-SUV Mercedes EQB vorstellen und dürfte auch die Luxuslimousine EQS, die in der abgelaufenen Woche Weltpremiere hatte, noch einmal dem zahlungskräftigen Publikum im Reich der Mitte anpreisen.

„Unsere Produktpipeline ist voll mit elektrischen Hightech-Luxusautos. Der Start des EQS ist erst der Anfang“, versprach Daimler-CEO Ola Källenius bei Vorlage der Eckdaten zum ersten Quartal. „Gleichzeitig wird deutlicher sichtbar, wie hart wir daran arbeiten, die Gewinnschwelle des Unternehmens abzusenken.“

Auch BMW und Audi stark

Auch die deutschen Mercedes-Rivalen dürften dank China einen starken Jahresauftakt hingelegt haben. BMW verkaufte in den Monaten Januar bis März mit 221800 Autos nur rund 700 Stück weniger als Mercedes. Audi rangierte mit rund 197000 Fahrzeugen auf Rang 3. An vierter Stelle befand sich bereits Tesla, die jedoch mit knapp 70000 Stück noch deutlich hinter den deutschen Autoherstellern lag.

Derzeit wird der chinesische Automarkt noch stark vom Verbrenner-Absatz dominiert, so dass die Vormachtstellung von Daimler, BMW und Audi vorerst nicht gefährdet scheint. Allerdings dürfte der batterieelektrische Anteil angesichts der Pläne der chinesischen Regierung kräftig zulegen. Mitte des Jahrzehnts werde etwa jedes vierte im Reich der Mitte verkaufte Auto ein batterieelektrisches sein, erwartet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR). Aufgrund der deutlich schnelleren Erholung im Reich der Mitte geht das CAR davon aus, dass der ohnehin schon hohe Anteil der Chinesen am globalen Automarkt noch weiter zulegen wird. In den vergangenen zehn Jahren sei dieser bereits von 18% auf 28% im Jahr 2020 hochgeschnellt. Bis Mitte des Jahrzehnts werde China bereits für jeden dritten Autokauf weltweit stehen.