Nestlé Waters wegen Plastikmüll im Visier der Justiz
Nestlé Waters wegen Plastikmüll im Visier der französischen Justiz
Erhöhte Mikroplastikwerte – Prozess im November
wü Paris
von Gesche Wüpper
Der Mineralwasserskandal um Nestlé Waters in Frankreich geht in die nächste Runde. Bei den Marken Contrex und Hépar wurden offenbar stark erhöhte Mikroplastikkonzentrationen festgestellt, wie das Investigativportal Médiapart berichtet. Die Wassersparte von Nestlé dementiert. Die französische Justiz ermittelt gegen sie, weil sie auf vier illegalen Müllhalden in den Vogesen Millionen von Plastikflaschen entsorgt und damit die Umwelt vergiftet haben soll. Deshalb ist für Ende November ein Prozess in Nancy geplant.
Streit um Proben
Im Rahmen der Ermittlungen gegen Nestlé Waters hat das Amt für Biodiversität OFB (Office Français de la Biodiversité) Proben einiger Mineralwasserquellen entnommenen. Diese sollen laut Médiapart eine Verunreinigung mit Mikroplastik ergeben haben, die bis zu 1,3 Millionen Mal höher liegt als die in der übrigen Umwelt gemessenen Werte. In seinem Untersuchungsbericht macht das OFB die illegalen Müllhalden in den Vogesen für die von ihm festgestellten stark erhöhten Mikroplastikwerte verantwortlich.
Nestlé verteidigt sich: Die Analysen des Wassers seien in einem nicht für Mikroplastik anerkannten Labor vorgenommen worden. Alle von dafür zugelassenen Labors durchgeführten Analysen würden die Hypothese einer Verunreinigung der Quellen des Unternehmens mit Mikroplastik widerlegen, erklärte Nestlé Waters gegenüber der Agentur AFP. Alle Mineralwassersorten des Konzerns könnten ohne Bedenken getrunken werden. Im Gegensatz zu anderen Schadstoffen gibt es keine Vorschriften für die Konzentration von Mikroplastik in Lebensmitteln.
Volumen von 126 Olympia-Schwimmbecken
Nestlé Waters soll in Contrexéville, They-sous-Montfort, Saint-Ouen-Les-Parey und Crainvilliers insgesamt 473.700 m³ Plastikmüll entsorgt haben, eine Menge, die dem Inhalt von 126 Olympia-Schwimmbecken entspricht. Das Unternehmen soll anschließend Mikrofilter eingesetzt haben, um die Qualität des in den Vogesen gewonnenen Mineralwassers zu verbessern. Das ist jedoch nicht zulässig, wenn das Wasser mit dem Zusatz „natürliches Mineralwasser“ verkauft wird, wie es Nestlé getan hat.
Das Bekanntwerden der unzulässigen Filtermethoden hatte den Mineralwasserskandal in Frankreich ausgelöst. Ein parlamentarischer Untersuchungsbericht schätzt, dass das Vorgehen Nestlé Waters mindestens 595 Mill. Euro gebracht hat. Die Verbraucherschutzorganisation „UFC Que choisir“ geht juristisch gegen Nestlé Waters vor.