Frauenquote

Noch immer reine Männervorstände

Nach der neuen Untersuchung der Initiative Fidar – Frauen in die Aufsichtsräte – plant noch immer eine signifikante Zahl von Unternehmen, keine Frau in den Vorstand einziehen zu lassen.

Noch immer reine Männervorstände

wf Berlin

Der Anteil von Frauen in Vorständen nimmt langsam zu – aber noch immer plant ein großer Teil der Unternehmen mit reinen Männerführungsgremien. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Women-on-Board-Index (WoB) der Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte). „Frauenfreie Dax-Vorstände müssen endlich Geschichte sein“, forderte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow in Berlin. „Viele Konzerne haben keine Frauen in Führungspositionen und verfolgen offensichtlich auch keine Strategie, das zu ändern“, monierte Schulz-Strelow.

Von den 186 im WoB-Index untersuchten Unternehmen unterliegen 106 durch die Kombination von Börsennotierung und paritätischer Mitbestimmung einer gesetzlichen Aufsichtsratsquote von mindestens 30%. Für den Vorstand und die weitere Führungsebene müssen diese Firmen Zielgrößen formulieren, die laut Gesetz auch bei null liegen dürfen. Unternehmen die börsennotiert oder paritätisch mitbestimmt sind, müssen nur Zielgrößen veröffentlichen. Sie unterliegen keiner Quote.

Die Zahl der Unternehmen, die weiterhin ohne Frauen im Vorstand ihre Führungsstruktur plant, hat sich seit 2015 verringert, ist aber immer noch signifikant (siehe Grafik). Bei den Firmen mit Quotenvorgaben im Aufsichtsrat planten 2015 noch knapp zwei Drittel ohne Frauen im Vorstand; nach der jüngsten Untersuchung sind es immerhin noch fast ein Drittel. Bei den Firmen, die nur Zielvorgaben nennen müssen, planten 2015 gut zwei Drittel mit einer frauenfreien Zone im Vorstand; nach der neuen Untersuchung sind es noch mehr als die Hälfte der Firmen.

Der Gesetzgeber hatte sich von Pflicht, freiwillige Zielgrößen für die Teilhabe von Frauen in den Gremien veröffentlichen zu müssen, einen Sinneswandel in den Unternehmen versprochen – und gehofft, dass wenige sich die Blöße geben würden, eine Zielgröße null anzusteuern. Da dies nur bedingt gefruchtet hatte, legte die große Koalition mit der Novelle des Führungspositionen-Gesetzes in diesem Jahr nach. Künftig soll ein Mindestbeteiligungsgebot von einer Frau für Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen gelten. Das Gesetz ist noch nicht beschlossen.

Der WoB-Index legte dazu erstmals eine Liste von 66 betroffenen Unternehmen vor. 25 Firmen davon haben aktuell keine Frau im Vorstand. Sechs Konzerne – Adidas, Bayer, Eon und Infineon Technologies im Dax sowie Fielmann und Südzucker im S-Dax haben nach Bekanntgabe des Gesetzentwurfs eine Frau in ihren Vorstand berufen. Bei zwei Dax-Konzernen muss laut Index noch eine Frau eintreten: Heidelberg Cement und MTU. Delivery Hero, Deutsche Wohnen und Linde haben Laut WoB-Index zwar keine Frau im Vorstand, fallen aber nicht unter die Regelung. Ihre Vorstände haben weniger als vier Mitglieder oder die Unternehmen sind nicht paritätisch mitbestimmt.