Rheinmetall wartet auf den Bund
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall muss sich bei anstehenden Großaufträgen gedulden. „Die infolge der Neuwahlen verzögerte Verabschiedung des Bundeshaushalts nach dem Regierungswechsel hat zusammen mit dem NATO-Gipfel Ende Juni 2025 Auftragseingänge verzögert“, erklärte der Konzern am Donnerstag zur Vorlage der Halbjahresbilanz. Der Panzerhersteller sieht aber grundsätzlich eine unverändert hohe Nachfrage im militärischen Geschäft. Rheinmetall bestätigte vor diesem Hintergrund seine Jahresprognose eines deutlichen Umsatzplus und einer höheren operativen Marge.
Die sogenannte Nomination – im Kern der Auftragseingang plus neu abgeschlossene Rahmenverträge mit militärischen Kunden – schrumpfte im Halbjahr um 11% auf 13,7 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal solo brach die Nomination um 77% auf 2,6 Mrd. Euro ein. Mit den Bundeswehr-Aufträgen rechnet Rheinmetall bis zum Ende des Jahres. Es dürften unter anderem Großbestellungen für Transport-, Späh- und Schützenpanzer eingehen.
Investoren reagieren verschnupft
Die Anleger zeigten sich ungeduldig: Die Aktie fiel bis zum Nachmittag in einem insgesamt freundlichen Umfeld um 6%. Damit war Rheinmetall der schwächste Wert im Dax. Allerdings gehört Rheinmetall auf mittlere Sicht zu den absoluten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt: Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich die Aktie um 1.700% verteuert.
Rekordumsatz mit Militärtechnik
Im ersten Halbjahr schaffte Rheinmetall einen Rekordumsatz von 4,7 Mrd. Euro – 24% mehr als im Vorjahreszeitraum. Das militärische Geschäft allein legte um 36% zu. Der Konzern stellt unter anderem gepanzerte Transportfahrzeuge, Kampf- und Schützenpanzer, Flugabwehrsysteme und Munition her.
Zweites Standbein ist das schwächelnde Autozuliefergeschäft, das zum Verkauf steht. Der Konzern verhandelt derzeit mit mehreren Interessenten. Bis zum Ende des Jahres soll eine Entscheidung fallen, erklärte Rheinmetall. Der Verkauf bedeutet eine Zäsur: Noch vor einigen Jahren war Rheinmetall eher ein Autozulieferer mit angeschlossenem Rüstungsgeschäft. So fertigte die Tochter Kolbenschmidt Pierburg Motorteile. Geblieben ist unter anderem das Geschäft mit Elektromobilität, mit Komponenten für das Abgasmanagement und mit Gleitlagern.
„Rheinmetall ist erfolgreich auf seinem Weg, ein globaler Rüstungschampion zu werden“, sagte Konzernchef Armin Papperger. Das operative Ergebnis, das nahezu komplett vom militärischen Geschäft getragen wird, stieg im Halbjahr um 18% auf 475 Mill. Euro. Die operative Ergebnismarge kam bei 10% heraus – und soll im Gesamtjahr weiterhin auf etwa 15,5% steigen. Für den Konzernumsatz erwartet das Management im Gesamtjahr wie gehabt ein Plus 25 von 30%.
Hoher Mittelabfluss
„Mittlerweile sind wir auch für US-Unternehmen ein ernstzunehmender Partner“, sagt Papperger. So hat Rheinmetall im niederrheinischen Weeze eine Fertigung von Rumpfmittelteilen für den Kampfjet F-35 von Lockheed Martin errichtet, den die Bundeswehr bestellt hat. Mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo verhandelt Rheinmetall über den Kauf des Geschäfts mit Militär-Lkw von Iveco, das sich der Rheinmetall-Partner jüngst gesichert hatte.
Der Bau neuer Werke, der Aus- und Umbau bestehender Fertigungen sowie Vorräte gingen ins Geld. Der operative Free Cashflow sank im Halbjahr auf –644 Mill. Euro nach –19 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Allein im zweiten Quartal lag der Free Cashflow bei –911 Mill. Euro. So hat Rheinmetall im niedersächsischen Unterlüß die größte Munitionsfabrik Europas errichtet. Die Zulieferwerke in Berlin und Neuss wurden bzw. werden von ziviler auf militärische Nutzung umgestellt. Für weitere Standorte wird dies geprüft.
„Unsere Auftragsbücher sind voll und werden sich in Zukunft weiter füllen“, sagte Papperger. Der Backlog hat zur Jahresmitte den Rekordumfang von 63,2 Mrd. Euro erreicht – ein Zuwachs zum Vorjahresstichtag um 30%.
Rheinmetall wartet auf den Bund
Verzögerte Bundeswehr-Aufträge schlagen durch – Entscheidung zum Verkauf der Autosparte bis zum Jahresende
Die stark gestiegenen Rüstungsausgaben in Europa beflügeln Rheinmetall weiterhin. Im ersten Halbjahr haben die Düsseldorfer einen Umsatz- und Ergebnissprung hingelegt. Allerdings verzögern sich erwartete Großaufträge, was die Aktie belastet. Über den Verkauf des Autogeschäfts soll bald entschieden werden.