Mögliche Milliardenbewertung

Rumble prüft Milliarden-Offerte für deutsche Northern Data

Das US-Unternehmen Rumble hat Interesse an der KI-Cloud-Firma Northern Data. Vorher müsste deren Krypto-Mining-Sparte veräußert werden.

Rumble prüft Milliarden-Offerte für deutsche Northern Data

Der Rechenzentrumsbetreiber Northern Data soll an den US-Videodienst Rumble verkauft werden. Bei beiden Firmen ist Tether der größte Aktionär, Herausgeber des gleichnamigen Stablecoins. Allerdings liegt der vorläufige Kaufpreis mit 1,17 Mrd. Dollar deutlich unter dem Börsenwert von Northern Data. Das ließ deren Aktie an der Frankfurter Börse am Montag um mehr als 20% auf Werte um 18 Euro abstürzen. Rumble will den Plänen zufolge 2,319 neue Aktien für jeden Anteilsschein von Northern Data bieten. Beide Seiten gingen davon aus, dass ein endgültiges Angebot höher ausfallen würde, hieß es in der Mitteilung.

Northern Data müsste Krypto-Sparte verkaufen

Der Vorstand von Northern Data sei offen für weitere Gespräche. Die Stärke von Northern Data ist der Zugang zu den begehrten Nvidia-Hochleistungschips, die für das Schürfen von Kryptowährungen ebenso gebraucht werden wie für KI-Anwendungen. Northern Data hat nach eigenen Angaben rund 20.480 Chips vom Typ H100 und mehr als 2.000 H200-Chips. Rumble hat zur Bedingung für die Übernahme gemacht, dass Northern Data vorher seine Krypto-Mining-Sparte veräußert. Eine unverbindliche Einigung dazu gibt es bereits: Laut Northern Data soll die Sparte Peak Mining für 175 bis 235 Mill. Dollar an den Bitcoin-Schürfer Elektron Energy gehen.

Tether hält laut Rumble 54% an Northern Data und hat dem Unternehmen vor knapp zwei Jahren 610 Mill. Dollar für den Ausbau des eigenen Geschäfts geliehen. Mit dem Verkauf von Peak Mining soll ein Teil des Kredits getilgt werden. Bei Rumble war Tether im Februar mit 775 Mill. Dollar eingestiegen und hält 48% der Anteile. Mit der Übernahme von Northern Data käme der Stablecoin-Anbieter auf eine Mehrheitsbeteiligung, die Mehrheit der Stimmrechte läge aber weiterhin bei Vorstandschef Chris Pavlovski.

Von Bitcoin zur Cloud

Northern Data war als Bitcoin-Schürfer in Europa bekannt geworden, konzentriert sich aber inzwischen auf das Cloud-Geschäft („Taiga“) und die Rechenzentrumssparte „Ardent“, die fünf eigene Rechenzentren besitzt.

Im vergangenen Herbst hatte Northern Data einem Bloomberg-Bericht zufolge Pläne verfolgt, die KI- und Rechenzentrums-Sparte separat an die US-Börse Nasdaq zu bringen, mit einer Bewertung von 10 bis 16 Mrd. Dollar. Zuletzt war es darum allerdings still geworden. Im Vergleich zu ihrem Höchststand von 54 Euro zu Jahresbeginn ist die Northern-Data-Aktie um fast zwei Drittel eingebrochen. Im ersten Halbjahr 2025 hat Northern Data den Umsatz um 72% auf 94 Mill. Euro gesteigert, den Verlust aber zugleich auf 164 Mill. Euro verfünffacht. 

US-Videodienst Rumble prüft Offerte für Northern Data

Reuters München