Public-to-Private

Teuer geshoppt

Finanzinvestoren sind immer öfter bereit, bei Übernahmen von börsennotierten Unternehmen exorbitante Aufschläge auf den Aktienkurs zu zahlen. Sind die Bewertungen bei Public-to-Private-Deals also überhitzt? Nicht unbedingt.

Teuer geshoppt

Die Kapitalzusagen institutioneller Investoren für Private-Equity-Häuser stapeln sich noch aus Nullzinszeiten turmhoch. Das sogenannte Dry Powder der Finanzinvestoren für das klassische Kerngeschäft mit Unternehmensbeteiligungen (Buy-outs) sowie Wagniskapitalinvestments und Immobilien liegt laut Bain & Company inzwischen bei 3,4 Bill. Dollar. Die Kassen quellen derart über, dass die Beteiligungsgesellschaften sich nicht mehr nur abseits der Börse umschauen, sondern auch immer häufiger gelistete Firmen ins Visier nehmen. Dort lässt sich viel Kapital auf einen Schlag „loswerden“. Im vergangenen Jahr schoss das Volumen der Public-to-Private-Deals um gleich 57% auf den Rekordwert von 469 Mrd. Dollar nach oben.

Finanzinvestoren stehen untereinander in scharfer Konkurrenz um Akquisitionsziele und sind immer öfter bereit, börsennotierte Unternehmen höher zu bewerten als die klassischen Börseninvestoren. Es werden exorbitante Aufschläge auf den Aktienkurs gezahlt. Jüngstes Beispiel in Deutschland wird nun der Shoppingcenter-Investor Deutsche Euroshop. Gemeinsam mit dem Family Office Cura der Versandhausdynastie Otto will der Finanzinvestor Oaktree 1,4 Mrd. Euro für das Hamburger Unternehmen bieten – ein Aufschlag von 44%. Ein ungewöhnlicher Einzelfall ist das nicht: Morgan Stanley legte 37,5% beim Kabelnetzbetreiber Tele Columbus drauf und Carlyle 44% beim Verkehrstechnikspezialisten Schaltbau. Spitzenreiter ist EQT. Die Schweden zahlten zusammen mit Hellman & Friedman beim Online-Haustierbedarfshändler Zooplus einen Aufschlag von rund 70%.

Sind die Bewertungen bei Public-to-Private-Deals überhitzt? Nicht unbedingt, wenn der Käufer einen guten Plan hat, der den Zeithorizont von Börseninvestoren übersteigt. Bei Oaktree und Otto ist es schlicht die Überzeugung, dass die Börse nicht in der Lage sei, den langfristigen Wert von Einkaufszentren zu erkennen, nachdem es so häufige Rückschläge durch pandemiebedingte Schließungen gab.

Finanzinvestoren bringen nicht nur bei der Haltedauer einen längeren Atem auf als die Börseninvestoren. Sie blicken oft über die aktuelle Krise hinaus und können unternehmerisch eingreifen, weil sie in den von ihnen erworbenen Unternehmen das Sagen haben. Sie müssen weder auf einen komplizierten Eigentümerkreis noch auf einen uneinigen Aufsichtsrat Rücksicht nehmen, und sie können vorübergehend auf Dividende verzichten, wenn das Unternehmen wachsen soll. Deshalb können Finanzinvestoren mehr zahlen als die Börsenbewertung.

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