VW-Nutzfahrzeugtochter

Traton warnt vor Absatzdämpfer

Nach dem Wettbewerber Volvo bekommt nun auch die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton die weltweite Knappheit an Halbleitern und anderen Bauteilen deutlich zu spüren. Der Münchner Konzern – zu dem die Marken MAN, Scania und neuerdings Navistar...

Traton warnt vor Absatzdämpfer

sck München

Nach dem Wettbewerber Volvo bekommt nun auch die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton die weltweite Knappheit an Halbleitern und anderen Bauteilen deutlich zu spüren. Der Münchner Konzern – zu dem die Marken MAN, Scania und neuerdings Navistar gehören – warnte wegen des Chipmangels vor einer schwachen laufenden zweiten Jahreshälfte. Aufgrund der Lieferengpässe bei Mikrochips und anderen Zulieferteilen rechnet der Vorstand mit deutlich geringeren Verkaufszahlen im dritten Quartal als ursprünglich geplant.

Traton kommt mit dem Nachfrageboom nach dem Coronaschock kaum noch nach. „Diese Situation wird voraussichtlich auch im weiteren Jahresverlauf und bis ins kommende Jahr anhalten“, ließ sich der Vorstandsvorsitzende­ Matthias Gründler­ in einer Pressemitteilung zitieren.

Die Anleger reagierten auf die Nachricht zunächst vergrätzt. Die Aktie von Traton büßte zeitweise 8,5% ein, drehte aber im weiteren Tagesverlauf ins Plus und beendete den Xetra-Handel bei 23,34 Euro (+1,7 %). VW hält 89,7 % an der Holding.

Nicht nur Halbleiter fehlen

Die Lieferschwierigkeiten hätten sich vor allem seit Ende August bemerkbar gemacht, berichtete Traton. Darunter leide der Absatz insbesondere im September. Davon seien alle Marken betroffen, allerdings in einem unterschiedlichen Ausmaß. „Wir haben bereits Mittel ergriffen, um die Versorgungsengpässe so weit wie möglich abzufedern“, sagte Gründler. „Doch in den weltweiten Lieferketten mangelt es derzeit nicht nur an Halbleitern, es fehlen auch zahlreiche weitere Produkte.“

Für das vierte Quartal des laufenden Jahres rechnet die Traton-Führung derzeit wegen der anhaltenden Probleme in den Lieferketten mit einer ähnlichen Entwicklung wie im Zeitraum Juli bis Ende September. Die hohe Schwankungsanfälligkeit in der Versorgungskette erschwere zudem eine Aussage über den restlichen Jahresverlauf und darüber hinaus. Vor allem ansteigende Coronavirus-Infektionen in Malaysia und daran anschließende Lockdowns in dem südostasiatischen Land er­schwerten derzeit die Versorgung mit Halbleitern. Malaysia ist ein wichtiger Produktionsstandort der Chipfertiger. Zuvor beklagte sich bereits Volvo zur Vorlage der Zahlen des ersten Halbjahres über die Folgen des Mangels an Computerchips (vgl. BZ vom 20. Juli). Die Autobranche kämpft seit längerem mit Engpässen bei Halbleitern und musste immer wieder Kurzarbeit in den Werken anmelden. Im ersten Halbjahr hatte Traton noch einen guten Lauf. Der Konzern steigerte den Lkw-Absatz um 70 % auf exakt 119947 Stück (vgl. BZ vom 13. Juli).

Traton will am 28. Oktober ihren Bericht über das dritte Quartal veröffentlichen. Dabei konsolidiert der Konzern erstmals den US-Nutzfahrzeugbauer Navistar. Das führt nach Unternehmensangaben zu einer neuen Prognose. Traton hatte zuvor Navistar mehrheitlich für 3,7 Mrd. Dollar übernommen.

Wertberichtigt Seite 6