Telekommunkation

United Internet steckt bis zu 1 Mrd. Euro ins Netz

Rund 5 Mrd. Euro hat United Internet bisher im Zusammenhang mit dem Einstieg ins Geschäft eines 5G-Netzbetreibers aufgewendet. Und die hohen Investitionen nehmen so schnell kein Ende. Sondereinnahmen wie aus einem IPO von Ionos sind vorläufig nicht in Sicht, das heißt für die Aktionäre, sie stehen vor einer langen Durststrecke.

United Internet steckt bis zu 1 Mrd. Euro ins Netz

hei Frankfurt

United Internet will nach den Worten von Konzernchef Ralph Dommermuth im Sommer kommenden Jahres bei der Tochter 1&1 Drillisch mit dem 5G-Netz an den Start gehen. Dafür nimmt der Konzern im laufenden Jahr 800 Mill. bis 1 Mrd. Euro für Investitionen in die Hand – nach 290 Mill. Euro im Vorjahr, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Das Geld fließt vor allem ins 5G-Netz, in Glasfaser sowie ins Marketingbudget für Ionos. Die Auflage der Bundesnetzagentur, bis Jahresende 1000 Mobilfunkstationen zu bauen, werde das Unternehmen erfüllen, betonte Dommermuth gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nutzbar wird das Netz jedoch erst, wenn das flächendeckende Roaming, das United Internet in zähen Verhandlungen mit Telefónica Deutschland erreicht hat, steht. Ende dieses Jahres steht gemäß den Lizenzbedingungen aber ein funktionsfähiges Netz bereit, allerdings ohne Mobilitätsfunktion, als eine Art Festnetzersatz, weil eben das Roaming noch fehlt.

Der Manager, der sich im Dezember die Mehrheit an dem von ihm gegründeten Telekommunikations- und Internetkonzern gesichert hat, offenbarte unterdessen, dass sich die Ausgaben im Zusammenhang mit dem Einstieg in das Netzbetreibergeschäft für Frequenzerwerb und die verbindlich getätigten Aufträge etwa für Glasfaserleitungen, Antennen und Dienstleistungen sowie die bereits getätigten Zahlungen insgesamt auf rund 5 Mrd. Euro summieren. Die Investitionsspitze mit den geplanten Ausgaben sei im laufenden Jahr allerdings noch lange nicht erreicht. Auch in den kommenden Jahren würden für das Netz erhebliche Investitionen fällig. Die Aktie von United Internet gab minimal nach.

Ionos-IPO in der Ferne

Für die Aktionäre deutet sich damit eine anhaltende Durststrecke an. Für 2021 sollen sie erneut die Mindestdividende von 0,50 Euro je Aktie erhalten. Damit werden rund 94 Mill. Euro ausgeschüttet, etwa die Hälfte geht an Dommermuth selbst. Ein außerordentlicher Mittelzufluss, wie er mit einem IPO der Hostingtochter Ionos verbunden wäre, ist erst einmal nicht in Sicht. United Internet, die ebenso wie der Finanzinvestor Warburg Pincus gehofft hatte, Ionos in einem durch die Pandemie geförderten günstigen Marktumfeld für Cloud-Anbieter im ersten Quartal dieses Jahres an die Börse zu bringen, muss sich in Geduld fassen. Schon vor Ausbruch des Ukraine-Krieges blieb das IPO-Fenster zumindest für Tech-Werte fest geschlossen, weil die angekündigte Zinswende in den USA die Investoren veranlasste, dem Sektor verstärkt den Rücken zu kehren. Inzwischen hat die geopolitische Krise die Lage am IPO-Markt verschärft. Falls ein Börsengang das einzige Exit-Szenario für Warburg Pincus bleibt, dürfte es damit noch dauern.

Bis Ende 2025 muss 1&1 Drillisch den Auflagen gemäß ein Viertel der Fläche in Deutschland abdecken können, bis Ende 2030 soll es die Hälfte sein. Dommermuth bekundete seinen „Respekt“ vor dieser Aufgabe und hofft zugleich, mit dem Ausbau schneller voranzukommen als zwingend vorgeschrieben. Unterdessen haben Beobachter Zweifel an der Qualität des virtuellen Netzwerks von Rakuten, das 1&1 nutzen möchte. Der japanische Mobilfunkanbieter hat Erfahrung mit dieser Technologie im Heimatmarkt, allerdings ist die Performance dort dem Vernehmen nach nicht immer zufriedenstellend. Ein vollständig virtualisiertes Netz auf Basis der sogenannten Open-RAN-Technologie dürfte für United Internet im Einkauf deutlich günstiger sein als die klassische Technik etablierter Telekomausrüster wie Nokia oder Ericsson. Zudem macht sich das Unternehmen mit Open RAN – das von allen Telekomnetzbetreibern getestet wird – aufgrund der offenen Standards nicht abhängig von einem einzigen Hersteller der Antennentechnik. Allerdings gilt die Technologie als nicht ausgereift.

United Internet plant für das laufende Jahr mit einem Zielumsatz von 5,85 (i.V. 5,65) Mrd. Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen soll angesichts der hohen Investitionen bei 1,26 Mrd. Euro auf der Stelle treten. Im vergangenen Jahr kletterte das Ebitda auf 1,3 Mrd. Euro, ohne Berücksichtigung einer Ausbuchung noch zur Verfügung stehender VDSL-Kontingente, die 2020 einen Ebitda-Effekt von –130 Mill. Euro hatten. Operativ stieg das Ebitda den Angaben zufolge 2021 um 3,4 % auf 1,26 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) kam entsprechend 5,6 % auf 786 Mill. Euro voran.

Die Tochter 1&1 Drillisch rechnet im laufenden Turnus mit einem Service-Umsatz von 3,2 Mrd. Euro (+100 Mill. ggb. Vorjahr) und einem um Sondereffekte bereinigten Ebitda auf Vorjahreshöhe von 672 Mill. Euro.

United Internet
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz56465367
Ebitda12591218
Betriebsergebnis830575
Konzernergebnis523369
Ergebnis je Aktie (Euro)2,231,55
Operativer Cashflow988954
Langfr. Finanzschulden14971096
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