Bahninfrastrukturkonzern

Vossloh geht von steigender Profitabilität aus

Vossloh hat im vergangenen Jahr infolge weltweit steigender Investitionen in Bahninfrastruktur wie Weichen, Schienenbefestigungen oder Betonschwellen Rekorde im Umsatz und operativen Ergebnis aufgestellt. 2024 soll vor allem der Gewinn weiter steigen.

Vossloh geht von steigender Profitabilität aus

Vossloh strebt höhere Profitabilität an

Bahninfrastrukturkonzern kommen steigende Investitionen in Schienenverkehr zugute

md Frankfurt

Der Bahninfrastrukturkonzern Vossloh hat 2023 Rekorde im Umsatz und operativen Ergebnis aufgestellt. Die Prognosespannen für das laufende Jahr implizieren auf Basis der Mittelwerte stabile Erlöse bei steigendem Gewinn, was zu einer höheren Profitabilität führen würde. Dem Unternehmen kommen die weltweit steigenden Investitionen in Bahninfrastruktur (etwa Weichen, Schienenbefestigungen und Betonschwellen) zugute. Wie Vorstandschef Oliver Schuster in einem Pressegespräch betonte, ist das keine kurzlebige Entwicklung: „Der Markt ist sehr, sehr stark und wird über viele Jahre so bleiben.“

Der Markt ist sehr, sehr stark und wird über viele Jahre so bleiben.

Oliver Schuster, CEO von Vossloh

Starkes Wachstum in Deutschland

Das in Werdohl (Sauerland) ansässige Unternehmen hatte die Umsatz- und Ergebnis-Guidance im vergangenen Jahr je zweimal erhöht; das letzte Mal am 19. Oktober. Mit Erlösen von 1,21 (i.V. 1,05) Mrd. Euro – ein Anstieg um 16% im Vergleich zu 2022 – erreichte Vossloh das obere Drittel der zuletzt kommunizierten Zielspanne von 1,175 bis 1,225 Mrd. Euro. Einen wesentlichen Beitrag leistete der Heimatmarkt mit einem Wachstum von knapp 40% auf 140 Mill. Euro.

Damit liegt Deutschland laut Schuster nach Umsatz nun knapp vor China. Danach folgen mit weniger als 100 Mill. Euro Umsatz Australien, Frankreich und Mexiko.

Oliver Schuster (Jahrgang 1964), seit Oktober 2019 Vorstandsvorsitzender der Vossloh AG; er ist bestellt bis Februar 2030

Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegt mit 98,5 (78,0) Mill. Euro – ein Plus von 26% – im oberen Bereich der Zielbandbreite von 94 bis 100 Mill. Euro. Die operative Marge erreichte 8,1 (7,5)%. Finanzvorstand Thomas Triska hatte Mitte Februar im Interview der Börsen-Zeitung bereits deutlich gemacht, dass die Ziele für Umsatz und operatives Ergebnis 2023 erreicht worden waren.

Thomas Triska (Jahrgang 1975), seit November 2020 Vorstandsmitglied und Chief Financial Officer (CFO) der Vossloh AG; er ist bestellt bis Oktober 2028

Für dieses Jahr beziffert das Management die Umsatzerwartung mit 1,16 bis 1,26 Mrd. Euro; das entspricht dem Niveau von 2023. Schuster wies darauf hin, dass 2024 bedeutende Neubauprojekte auslaufen – insofern sei ein stabiler Umsatz positiv zu sehen. Das operative Ergebnis soll zwischen 100 und 115 Mill. Euro liegen. Bezogen auf den Mittelwert der Erlösprognose ergibt sich so eine Ebit-Marge zwischen 8,3% und 9,5%.

Entwicklung des Wertbeitrags offen

Während Umsatz, operatives Ergebnis und Ebit-Marge bei Vossloh zentrale Bedeutung für die kurzfristige Betrachtung des Geschäftsverlaufs haben, steht bei der längerfristigen Steuerung der sogenannte Wertbeitrag im Fokus. Im vergangenen Jahr betrug diese Steuerungskennzahl 18,9 (11,5) Mill. Euro. Für 2024 wird eine breite Spanne von 7,5 bis 22,5 Mill. Euro genannt. Dies spiegele die schwer vorhersagbare Entwicklung der verschiedenen Einflussgrößen wider. So wird der Wertbeitrag dieses Jahr dadurch belastet, dass der für die interne Steuerung relevante gewichtete Kapitalkostensatz vor Steuern (Weighted Average Cost of Capital, WACC) 2024 infolge der allgemeinen Zinsentwicklung von 8,5% auf 9,5% angehoben wird, wie CFO Triska in einem Pressegespräch erläuterte.

Alle drei Geschäftsbereiche – Customized Modules (u.a. Weichen), Core Components (u.a. Spannklemmen zur Schienenbefestigung und Betonschwellen) und Lifecycle Solutions (Instandhaltung von Schienen und Weichen) – trugen mit Umsatz- und Ergebnissteigerungen zum Konzernerfolg bei.

Vossloh
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20232022
Auftragseingang12171247
Auftragsbestand761800
Umsatz12141046
Ebitda158131
Operatives Ergebnis (Ebit)9978
Ebit-Marge (%)8,17,5
Ertragssteuern2812
Jahresüberschuss3942
Gewinn je Aktie (Euro)2,212,38
Dividende je Aktie (Euro)1,051
Operativer Cashflow13772
Investitionen (Capex)7558
Freier Cashflow7128
Nettofinanzschulden220238
Roce* (%)10,58,2
* Rendite des eingesetzten Kapitals
Quelle: Vossloh

Der Free Cashflow legte trotz im Jahresvergleich höherer Investitionen (74,5 Mill. nach 58,2 Mill. Euro) von 28 Mill. auf 71 Mill. Euro kräftig zu. Grund hierfür sei – neben der starken operativen Performance – vor allem ein im Jahresvergleich deutlich geringerer Aufbau des Working Capital. Dank des deutlich verbesserten freien Mittelzuflusses seien die Schulden zurückgeführt worden. Die Nettofinanzschuld sank nach den Angaben per Ende Dezember auf 219,5 (237,5) Mill. Euro.

Die Auftragslage bezeichnet der Vorstand als „positiv“. Der Auftragseingang habe mit 1,22 Mrd. Euro fast den Rekordwert des Vorjahres erreicht. Der Zuschlag bei wichtigen mehrjährigen Rahmenverträgen, die nicht unmittelbar als Auftragseingang ausgewiesen werden, untermauere den vertrieblichen Erfolg 2023.

Hierzu zählten die erweiterte Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn im Weichengeschäft sowie die Belieferung des dänischen Schienennetzbetreibers Banedanmark mit Weichensystemen. Wie CEO Schuster, dessen Vertrag gerade um fünf Jahre bis Ende Februar 2023 verlängert wurde, vor Medienvertretern erläuterte, handele es sich in Dänemark um einen Rahmenvertrag über vier Jahre mit einem Volumen von rund 40 Mill. Euro. Dabei sei der langjährige Wettbewerber in Dänemark, die österreichische Voestalpine, aus dem Rennen geschlagen worden. Die Folge sei, dass der Marktanteil im Nachbarland deutlich gesteigert wurde.

Der Auftragsbestand habe zum 31. Dezember 2023 mit rund 761 Mill. Euro deutlich über dem
historischen Durchschnitt im Infrastrukturgeschäft gelegen. Die Book-to-Bill-Ratio liege nach Aussage von CFO Triska bei 1,0. Dieser Indikator drückt das Verhältnis vom Auftragseingang zum Umsatz innerhalb einer definierten Zeitspanne – in der Regel ein Jahr – aus.

Dividende steigt von 1,00 auf 1,05 Euro je Aktie

Der Jahresüberschuss nach Anteilen Dritter beträgt 38,7 nach 41,7 Mill. Euro. Der Rückgang erklärt sich angesichts des gestiegenen operativen Ergebnisses vor allem mit den auf 28,2 (12,5) Mill. Euro gewachsenen Ertragsteuern. Der Gewinn je Aktie wird mit 2,21 (2,38) Euro angegeben. Aufgrund der guten Auftragslage und der positiven Geschäftsentwicklung wird die Zahlung einer Dividende von 1,05 (1,00) Euro je Aktie vorgeschlagen.

Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 47,5%. Die Eigenkapitalquote lag zum Jahresultimo 2023 nahezu unverändert bei 45,8 (45,7)%.

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