Zalando sieht sich als fairen Arbeitgeber
Zalando sieht sich als fairen Arbeitgeber
Neue Warnstreiks in Logistikzentren – Co-Chef Schröder: Haben viele Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erwirkt
kro Frankfurt
Der Modehändler Zalando hält sich ungeachtet wiederholter Warnstreiks in seinen Logistikzentren in Thüringen und Nordhein-Westfalen für einen „fairen und verantwortungsbewussten Arbeitgeber“. Dies gelte nicht nur für die Logistikbereiche, sondern auch für den Konzern insgesamt, sagte Co-Chef David Schröder bei der Vorstellung von Quartalszahlen. „Wir waren bislang immer in engem Kontakt mit unseren Mitarbeitenden und ihren Vertretern in den Betriebsräten an den verschiedenen Standorten in Deutschland“, so Schröder. Dieser Dialog habe zu vielen Verbesserungen etwa bei den Gehältern oder bei den Urlaubstagen geführt. Dass Zalando als Arbeitgeber wettbewerbsfähig sei, zeige sich auch an den vielen Bewerbungen, die der Konzern nach wie vor erhalte.
Die Gewerkschaft Verdi hatte in den Zalando-Logistikzentren in Erfurt und Mönchengladbach zum Wochenbeginn erneut zu Warnstreiks aufgerufen. An beiden Standorten fordert sie von Zalando die Anerkennung der jeweils geltenden Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen lägen die Löhne für Lagerarbeiter laut diesen Verträgen beispielsweise rund 10% höher als von Zalando gezahlt. Hinzu kämen höhere Zuschläge, kürzere Wochenarbeitszeiten, tarifliche Altersvorsorge und weitere Verbesserungen. Zalando lehnt laut Verdi entsprechende Verhandlungen jedoch ab.
Prognose bestätigt
„Am Geld scheitert es nicht", sagt Matthias Adorf, Gewerkschaftssekretär bei Verdi Thüringen. „Mehr als 500 Mill. Euro Konzerngewinn haben die Beschäftigten des Zalando-Konzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftet.“ Zalando sei “gewiss nicht das schwarze Schafe in der Branche, sowohl was Lohn- als auch sonstige Arbeitsbedingungen angeht". Dass der Konzern aber Gespräche mit der gewählten Tarifkommission verweigert, sei „weder Ausdruck von Fairness noch von Verantwortungsbewusstsein".
Konkret belief sich das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) des Unternehmens 2024 auf 511 Mill. Euro. In diesem Jahr soll es auf 530 bis 590 Mill. Euro steigen, während der Umsatz und das Bruttowarenvolumen jeweils um 4% bis 9% wachsen sollen. Damit bestätigen sowohl der Modehändler aus Berlin als auch der schwäbische Modekonzern Hugo Boss ihre jeweiligen Prognosen für das laufende Jahr. Hugo Boss rechnet seinerseits mit einem weitgehend stabilen Konzernumsatz sowie mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses um 5 bis 22%.
BaFin genehmigt Milliardendeal
Die Konzerne verwiesen am Dienstag aber auch auf die geopolitischen Unsicherheiten, die sich etwa aus der US-Zollthematik ergeben. Bislang hätten sich diese noch nicht auf die Geschäfte ausgewirkt, sagte Zalando-Co-Chef Schröder. Im Firmenkundengeschäft sei er mit Blick auf die Zölle sogar vorsichtig optimistisch, da sich Händler nun verstärkt auf Europa als Markt konzentrieren würden. Zalando stellt über die Sparte „Zeos“ Unternehmen für deren Online-Shops unter anderem seine Logistik-Infrastruktur zur Verfügung. Seit Kurzem ist Zeos auch Partner des Online-Marktplatzes Tiktok Shop.
Zeos soll künftig noch mit dem Shop-System „Scayle“ von About You ergänzt werden. Zalando ist gerade dabei, den Hamburger Rivalen für rund 1,1 Mrd. Euro zu übernehmen. Bislang haben sich die Berliner 91,5% der About You-Aktien gesichert, sagte Schröder. Den Rest will sich der Konzern über ein Squeeze-Out-Verfahren holen, bei dem die restliche Aktionäre mit einer Barabfindung herausgedrängt werden sollen. Von der BaFin habe man bereits die Freigabe für den Deal erhalten, von der EU-Kommission erwarte man dies bis zum Sommer.