Übernahmeversuch

Vonovia lässt bei Deutsche Wohnen nicht locker

Nur wenige Tage nach dem gescheiterten Übernahmeversuch des Konkurrenten Deutsche Wohnen bereitet der Immobilienkonzern Vonovia eine neue Offerte vor. Es wird mit einer raschen Entscheidung der BaFin gerechnet.

Vonovia lässt bei Deutsche Wohnen nicht locker

Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia nimmt den nächsten Anlauf zur Übernahme des kleineren Rivalen Deutsche Wohnen. Eine Woche nach der gescheiterten Kaufofferte bietet Vonovia nun insgesamt 19 Mrd. Euro für das Berliner Unternehmen und hat sich im Vorfeld bereits fast 30% der Anteile gesichert. Die Deutsche-Wohnen-Aktionäre sollen 53 Euro je Aktie erhalten, einen Euro mehr als ihnen Vonovia zuletzt in Aussicht gestellt hatte. „Wir haben großzügig gerechnet“, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch der Nachrichtenagentur Reuters. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn und seine Vorstandskollegen sind weiter mit im Boot: Er habe den Eindruck gewonnen, dass viele Aktionäre das Scheitern bedauert hätten. „Wir möchten ihnen die Chance nicht vorenthalten, dem Zusammenschluss zu verbesserten Konditionen zuzustimmen.“

Die Zustimmung des Deutsche-Wohnen-Vorstandes ist notwendig, damit Vonovia vor einem neuen Angebot nicht zwölf Monate warten muss. Das ebenfalls erforderliche Ja der Finanzaufsicht BaFin dürfte angesichts dessen nur Formsache sein. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass eine Kombination der beiden Unternehmen strategische, wirtschaftliche und wohnungspolitische Vorteile bringt“, sagte Vonovia-Chef Buch. „Darin werden wir auch von wichtigen Aktionärinnen und Aktionären von Vonovia und der Deutsche Wohnen unterstützt.“ An der Sinnhaftigkeit der Übernahme habe sich nichts geändert, sagte sein Kollege Zahn, der im neuen Konzern Buchs Stellvertreter werden soll.Den beiden im Leitindex Dax gelisteten Immobilienriesen gehören zusammen 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Mrd. Euro, der größte Teil davon in Deutschland. „Gemeinsam können die beiden Unternehmen die erforderlichen Investitionen in Klimaschutz, bedarfsgerechtes Wohnen und bezahlbaren Wohnraum besser schultern“, teilten beide Vermieter mit.

An ihre Zusagen an die Berliner Landespolitik, die die Deutsche Wohnen seit langem kritisch beäugt, wollen die künftigen Partner ebenfalls festhalten.Vor einer Woche war Vonovia daran gescheitert, dass der Konzern nur 47,6% und nicht die erforderlichen 50% der Deutsche-Wohnen-Aktien einsammeln konnte. Viele Hedgefonds hatten auf einen späteren Beherrschungsvertrag mit einer höheren Abfindung spekuliert und ihre Aktien deshalb zurückgehalten. Das will Vonovia nun verhindern. „Wir werden in den nächsten drei Jahren keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag schließen“, sagte Buch zu Reuters. „Damit ist die Spekulation raus.“

Wer seine Aktien schneller abgibt und nicht bis zum Ende pokert, soll sein Geld eher bekommen. An der 50-Prozent-Hürde hält das Unternehmen aus Bochum aber fest.

Der neue Versuch – der insgesamt dritte – kommt nicht überraschend. Vonovia hat sich seit dem Scheitern über den Markt bereits weitere Anteile an Deutsche Wohnen gesichert. Sie kommt inzwischen auf fast 30% und glaubt deshalb nun, leichter zum Ziel zu kommen. Die Deutsche Wohnen hat auch einen Großteil der eigenen Aktien an Vonovia abgetreten. Vonovia hat auch schon einen Plan für die Refinanzierung der Transaktion: Von den 20 Mrd. Euro, die man sich als Kredit für die Übernahme gesichert habe, sollten 8 Mrd. über eine Kapitalerhöhung abgelöst werden.

Vonovia-Chef Rolf Buch sagte am Montag: „Wir erwarten die Entscheidung der BaFin in dieser Woche“. Im Fall einer Freigabe könne die erste Angebotsfrist für die Offerte noch im August beginnen. Ergebnisse könnten dann im September vorliegen. Vonovia müsse noch rund 20% der Deutsche-Wohnen-Aktien einsammeln, da die Bochumer bereits 30% der Anteile des Konkurrenten halten, um die Mindestannahmeschwelle von 50% zu erreichen.

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