Aussagen Powells belasten Finanzmärkte
ck Frankfurt
Zins- und Inflationsbefürchtungen haben am Dienstag die Aktien- und Anleihemärkte unter Druck gesetzt. Auslöser waren Äußerungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell, die eine näher rückende geldpolitische Straffung andeuteten. Anlässlich einer Anhörung in einem Ausschuss des Senats erklärte Powell, dass ein Anstieg der Preise und Einstellungsschwierigkeiten nach der Coronakrise länger als erwartet anhalten könnten. Falls sich die Inflation verfestigen sollte, werde die Fed „sicherlich reagieren“ und ihre Werkzeuge einsetzen. Damit verdichten sich die Hinweise, dass die Reduzierung der Anleihekäufe der Fed noch in diesem Jahr beginnen könnte und die US-Währungshüter bereits 2022 ein erstes Mal an der Zinsschraube drehen könnten.
Die Staatsanleiherenditen reagierten mit einem deutlichen Anstieg. So erreichte die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe mit –0,17% den höchsten Stand seit rund drei Monaten und lag zuletzt 2,5 Stellen über dem letzten Stand vom Montag bei –0,20%. Ihr US-Gegenstück lag am Abend 4 Stellen höher bei 1,525%. Zusätzlich befeuert wurden die Zins- und Inflationsbefürchtungen durch den sich zunächst fortsetzenden Höhenflug der Öl- und Gaspreise. Die Notierung der Nordseesorte Brent stieg über die Marke von 80 Dollar bis auf 80,75 Dollar, womit sie den höchsten Stand seit fast drei Jahren erreichte. Zuletzt lag sie mit einem Minus von 1,1% bei 78,65 Dollar. Derzeit deuten global rückläufige Lagerbestände an Rohöl auf einen kräftigen Nachfrageaufschwung hin, der auf ein verknapptes Angebot trifft. Die jüngsten Preisanstiege rufen auch optimistische Prognosen großer Investmenthäuser hervor. So könnte Brent laut Goldman Sachs im laufenden Jahr auf 90 Dollar pro Barrel klettern, während Bank of America für den Winter sogar die Marke von 100 Dollar für erreichbar hält.
An den Aktienmärkten setzten die Zinssorgen und die steigenden Anleiherenditen Wachstumswerten zu, während sich Value- bzw. zyklische Aktien, die zunächst zum Teil deutlich zugelegt hatten, stabil hielten. Der Stoxx-Index der Tech-Branche verlor 4,8%, Infineon waren mit einer Einbuße von 5,9% das Schlusslicht im Dax. Spitzenreiter des Index waren Covestro (1,5%) vor Daimler (0,6%) und BMW, die unverändert schlossen. Eine weitere Value-Branche, die Öl- und Gasförderer, wurde von den anziehenden Preisen für die Energieträger gestützt. Der entsprechende Stoxx-Index legte um 0,3% zu. Der Dax sank bis auf 15233 Punkte und schloss mit einer Einbuße von 2,1% bei 15249 Zählern.
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Berichte Seiten 7, 17 und 24
MARKTDATEN | ||
28.9. | Vortag | |
Dax | 15248,56 | –2,09% |
Euro Stoxx 50 | 4058,82 | –2,56% |
S&P 500 (20h) | 4359,99 | –1,87% |
1 Euro in Dollar (20h) | 1,1677 | 1,1694 |
Gold in Dollar (20h) | 1734,67 | 1749,86 |
Öl/Nov. in Dollar (20h) | 79,04 | 79,53 |
Bundrendite 10 J. | –0,19 | –0,22 |
US-Rendite 10 J. | 1,53 | 1,48 |
3-M.-Euribor | –0,543 | –0,543 |
Quelle: Refinitiv |