Adams Street schließt ersten europäischen VC-Fonds
Adams Street schließt VC-Fonds
Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt
Adams Street hat seinen ersten europäischen Venture-Capital-Fonds bei 270 Mill. Euro geschlossen. Das sind 70 Mill. Euro mehr als ursprünglich geplant, wie der US-Vermögensverwalter auf Nachfrage mitteilte. Insgesamt bringen die Amerikaner 62 Mrd. Dollar verwaltetes Vermögen auf die Waage. Ihren VC-Flaggschiff-Fonds hatten sie zuvor bei 1,2 Mrd. Dollar geschlossen. Auf die europäische Venture-Capital-Szene hält Adams Street weiterhin große Stücke, wie Partner Ross Morrison gegenüber der Börsen-Zeitung deutlich macht.
Deutschland sei einer der Schlüsselmärkte für Venture Capital in Europa. „Wir erwarten mittelfristig keinen bedeutend negativen Einfluss. Deutsche Start-ups sind weiter in der Lage, sich Kapital zu beschaffen“, so der Adams-Street-Partner. Man dürfe nicht vergessen, dass Deutschland mit Celonis, Personio oder Trade Republic einige der größten europäischen VC-Unternehmen hervorgebracht habe. Mit Quantum Systems aus München und Parloa aus Berlin kamen zuletzt zwei neue hinzu. In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika zählt Morrison 684 „Einhörner“ mit Milliardenbewertung, die auf 71 Städte verteilt seien.
Adams Street bereitet weitere VC-Fonds vor
Unter den Investoren des neuen Europa-Fonds befinden sich laut Morrison auch drei große und versierte institutionelle Investoren. Investieren soll der Fonds überwiegend in andere Venture-Capital-Fonds. 70 bis 90% des Kapitals sollen auf diese Weise am Markt platziert werden. Den Rest des Geldes will Adams Street über Co-Investments und Secondaries zum Arbeiten bringen. Der Investor setzt dabei früh in der VC-Wertschöpfungskette an. Laut Morrison fließen rund 70% der Gelder in Early-Stage-Funds.

Stand heute sei der Fonds bereits in 13 VC-Fonds investiert und habe auch schon einige Co-Investments und Secondary-Deals abgeschlossen. Adams Street denkt daher bereits über die nächsten Fonds nach. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir noch in diesem Jahr mit dem Fundraising beginnen werden, aber man kann schon sagen, dass wir uns in einem frühen Stadium der Vorbereitung für das nächste Fundraising befinden“, so Morrison. Um über neue Zielgrößen für die Fonds zu sprechen, sei es jedoch noch zu früh.
Neue Venture-Capital-Manager bekommen wieder Geld
Das sind gute Nachrichten für Europas VC-Szene. Nach schwierigen Jahren zieht das Fundraising wieder an. Dem Datenanbieter Pitchbook zufolge sammelten in Europa im ersten Quartal 24 Fonds zusammen 2,3 Mrd. Euro ein. Aus deutscher Sicht dabei sehr erfreulich: Das meiste Kapital wurde nicht wie sonst in Großbritannien, sondern im deutschsprachigen Raum eingeworben. Speziell die Bereiche Cleantech und Biotech würden Pitchbook zufolge viel Kapital anziehen.

Ein Beispiel dafür sei der französische Healthcare-Investor Sofinnova Partners, der im März bekannt gab, im vergangenen Jahr 1,2 Mrd. Euro eingeworben zu haben – davon allein 1 Mrd. im vierten Quartal. Ihre Assets under Management konnten die Franzosen damit in den vergangenen vier Jahren auf 4 Mrd. Euro verdoppeln. Solche späten Mega-Closings machen genaue Prognosen zum Fundraising so schwierig, da sie unmittelbar großen Einfluss auf die Zahlen haben.
Der Report zeigt, dass Investoren ihr Geld nicht mehr nur den großen bekannten Managern anvertrauen, sondern offensichtlich auch neuen Managern wieder mehr Chancen geben möchten. Im ersten Quartal entfielen 70% der eingeworbenen Mittel auf neuere Manager. Darunter befinden sich laut Pitchbook sogar sechs Debütanten. Und die Pipeline für das restliche Jahr sieht gut aus: Derzeit suchen 20 noch nicht geschlossene VC-Fonds zusammen nach mehr als 15 Mrd. Euro.