Im GesprächLizzy Buss und Robin Cotterill

Altersvorsorgepläne rufen eigene LTAFs ins Leben

Die Carne Group berichtet von überraschenden Entwicklungen bei LTAFs. Altersvorsorgepläne legen eigene langfristige Anlagevehikel auf.

Altersvorsorgepläne rufen eigene LTAFs ins Leben

IM GESPRÄCH: LIZZY BUSS UND ROBIN COTTERILL

Britische Altersvorsorgepläne bringen eigene LTAFs an den Start

Fondsdienstleister: Anbieter müssen sich an die Preisempfindlichkeit der Kunden anpassen – Interesse vermögender Privatanleger wächst

Von Andreas Hippin, London

Long-Term Asset Funds (LTAFs) sind, grob gesagt, das britische Äquivalent der EU-Kategorie ELTIF (European Long-Term Investment Fund). Sie sollen illiquide Assetklassen wie Infrastruktur und andere Private Assets zugänglicher machen. Dahinter steckt nicht zuletzt die Absicht der Regierung von Premierminister Keir Starmer, die Altersrücklagen der Bevölkerung zu mobilisieren, um die Labour-Wachstumsagenda voranzubringen.

Lizzy Buss, Managing Director der Carne Group, und Robin Cotterill, Head of Governance, Compliance & Financial Crime des Fondsdienstleisters, haben ein paar überraschende Entwicklungen beobachtet. Dazu gehört, dass Altersversorgungswerte eigene langfristige Anlagevehikel an den Start bringen.

Lizzy Buss und Robin Cotterill
Carne Group

Mehr Kontrolle

„Am Anfang wurde die Entwicklung von Investmentmanagern getrieben“, sagt Cotterill. „Sie setzten die Fonds auf, entwarfen die Struktur und machten sich dann auf die Suche nach Anlegern. Jetzt beobachten wir mehr Eigentümer von Vermögenswerten, insbesondere beitragsorientierte Altersvorsorgepläne, die eigene LTAFs ins Leben rufen und die Investmentmanager dafür selbst ernennen." Das verschaffe ihnen mehr Kontrolle.

Mitunter hätten diese Vehikel mehrere Unter-Fonds, die von Spezialisten für die verschiedene privaten Assetklassen betreut würden, sagt Cotterill. Private Equity, Private Credit und Multi-Strategy seien bei den Versorgungswerken die beliebtesten Assetklassen. Multi-Strategy bedeute, dass sich unterschiedliche Manager auf verschiedene private Assetklassen spezialisieren.

Höhere Renditen

Private Assets seien auch dann attraktiv, wenn Staatsanleihen einen Kupon von 4% und mehr abwerfen. „Private Markets bieten typischerweise höhere Renditen“, sagt Buss. „Niedrige zweistellige Werte sind üblich. LTAFs liefern Zugang zu diesen Märkten und können Diversifizierung und Inflationsschutz bieten. Aber sie sind dazu gedacht, traditionelle Anleihenallokationen zu ergänzen, nicht zu ersetzen.“

Die Gebühren bewegen sich Cotterill zufolge nicht mehr auf Höhe des alten Private-Equity-Modells, das eine Managementgebühr von 2% und eine Performance-Gebühr von 20% vorsah. „Eigentümer von Vermögenswerten und beitragsorientierte Altersvorsorgepläne sind preisempfindlicher", sagt Cotterill. „Da müssen sich die Manager anpassen.“

Transparenz bei den Gebühren

Die Regulierung verlange Transparenz bei den Gebührenstrukturen, insbesondere von Dachfonds oder wenn SPVs (Special Purpose Vehicle) eingesetzt werden. Anders als bei in Delaware oder auf den Kaimaninseln angesiedelten Strukturen müssten LTAF-Investoren alle Gebührenebenen offengelegt werden. Es sei möglich, mit Leverage zu arbeiten. Allerdings liege die Obergrenze bei 30%.

Early Adopters von LTAFs hätten sich auf Private Credit fokussiert, „zum einen, weil es in Mode war, zum anderen, weil es mit Blick auf die begrenzte Liquidität dieser Fonds beherrschbarer war“, sagt Cotterill. „Private Credit funktioniert da besonders gut, weil die Kuponzahlungen beim Liquiditätsmanagement helfen.“

Privatkunden zeigen Interesse

„Der nächste Schritt in der Evolution findet beim Anlegertyp statt“, sagt Buss. „Bei institutionellen Markteinführungen beobachten wir allmählich wachsendes Interesse aus dem Segment erfahrener vermögender Privatkunden.“ Da gebe es noch Probleme, was Liquidität und Zugang zu Plattformen angehe. Die jüngsten Ankündigungen aus der Politik brächten Wealth Manager dazu, die Einbeziehung von LTAFs in steuerbegünstigte Sparpläne (ISAs) zu prüfen.