LeitartikelBritische Pensionsfonds

Bloß kein Zwang zu Private Assets

Labour setzt auf Private Markets. Pensionsfonds fürchten, dass ihnen die Regierung vorschreiben will, wo sie Geld anlegen.

Bloß kein Zwang zu Private Assets

Pensionsfonds

Bloß kein Zwang zu Private Assets

Von Andreas Hippin

Britische Pensionsfonds dürfen nicht auf die Ziele der jeweiligen Regierung verpflichtet werden.

Wenn jemand Angst hat, an den Private Markets etwas zu verpassen, dann ist es die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves. Solche Ängste sind kein guter Ratgeber, wenn es um die Geldanlage geht. Doch hat sich die Labour-Politikerin offenbar davon überzeugen lassen, dass ein Gutteil der Altersrücklagen britischer Arbeitnehmer in private Firmenbeteiligungen investiert werden muss, wenn es in Großbritannien Wachstum geben soll.

Sie will dabei auf die Mansion-House-Übereinkunft ihres Vorgängers Jeremy Hunt aufsetzen. Er hatte bereits elf große Anbieter überzeugt, künftig ein Zwanzigstel der Investments von beitragsorientierten Altersvorsorgeplänen in Startups und Private Equity zu stecken. Nun haben sich 17 Anbieter freiwillig verpflichtet, bis 2030 zumindest ein Zehntel in nicht börsennotierte Assets zu stecken. Das könnte den optimistischen Schätzungen der Ministerialbürokratie zufolge bis zu 50 Mrd. Pfund für Wachstumsinvestitionen freisetzen.

„Sag niemals nie“

Pensionsfonds sind beunruhigt, dass das Schatzamt nicht davor zurückschrecken könnte, ihnen klare Vorgaben zur Allokation zu machen. „Sag niemals nie“, lautete die Antwort von Reeves auf die Frage, ob sie ihnen vorschreiben würde, mehr Geld in die heimische Wirtschaft zu investieren. Derzeit arbeiten ihre Beamten an einem neuen Gesetz zur Altersvorsorge, das im Sommer auf den Tisch kommen soll.

Tatsächlich investieren britische Pensionsfonds nur einen Bruchteil ihrer Mittel in heimische Assets. Das sorgt in Westminster regelmäßig für Empörung. Schließlich genießen die Altersvorsorgepläne erhebliche Steuervorteile. Es hat aber viele Gründe. Die vergleichsweise schwache Kursentwicklung britischer Aktien gehört ebenso dazu wie die Maßgabe, das Portfolio zu diversifizieren.

Konsolidierung angestrebt

Pensionskassen sind zudem oft nicht groß genug, um den nötigen Sachverstand für erfolgreiche Engagements an den Private Markets im Haus zu haben. Reeves strebt eine Konsolidierung der Branche an, die Abhilfe schaffen könnte. Aus den mehr als 80 Versorgungswerken der britischen Lokalverwaltungen sollen wenige Megafonds nach australischem bzw. kanadischem Vorbild werden. Für private Anbieter schwebt ihr eine Mindestgröße vor. Den Erbsenzählern des Government Actuary’s Department zufolge lässt sich mit einem höheren Anteil von privaten Assets aber nur ein marginal besseres Ergebnis erzielen. Die mögliche Steigerung bewegt sich auf Höhe eines Rundungsfehlers.

Hohe Gebühren

Private-Markets-Pionieren winken hohe Einnahmen, sollten Pensionsfonds in den engen Markt gezwungen werden. Das zusätzliche Interesse dürfte die Bewertungen nach oben treiben. Die Gefahr für Pensionsfonds besteht darin, zu viel zu bezahlen. Höhere Management- und Performancegebühren für Spezialisten dürften die künftige Altersversorgung der Kunden zusätzlich schmälern. Index-Tracker, auf die viele Pensionsfonds bei ihren börsennotierten Anlagen zurückgreifen, sind dagegen eine extrem preisgünstige Geldanlage.

Das größte Problem für die Versorgungswerke sind allerdings nicht die höheren Kosten. Es besteht darin, dass ihnen bestimmte Anlagen verordnet werden könnten. Dazu gehören Investitionen in wenig erprobte Technologien, um die Anstrengungen der Regierung zu unterstützen, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.

Wenig Interesse an Sizewell C

Wer weiß, wie wenig sich Neubauten von Atomkraftwerken an den vorher festgelegten zeitlichen und finanziellen Rahmen halten, wird nicht überrascht sein, dass sich britische Versorgungswerke nicht freiwillig am Projekt Sizewell C beteiligen wollten. Dass Hunt das Vorhaben grün lackierte, half nicht bei der Investorensuche. Ähnliche Probleme gibt es bei anderen großen Infrastrukturvorhaben.

Pensionsfonds sind nicht den Wachstumszielen der jeweiligen Regierung verpflichtet, sondern den künftigen Empfängern einer Altersversorgung. Und sind sie nicht willig, politischen Vorgaben zu folgen, sollten sie auf keinen Fall dazu gezwungen werden.

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