Marion Spielmann, DekaBank

„Am Ende ist das Plug & Play“

Die DekaBank macht Fortschritte bei der Weiterentwicklung ihrer Blockchain-Plattform Swiat. Mit Standard Chartered und der LBBW sind zwei Partner hinzugekommen. Nun werden digitale Assets auf die Plattform gebracht.

„Am Ende ist das Plug & Play“

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Die DekaBank gehört zu den Pionieren bei der Erkundung und Nutzung von Blockchain-Systemen als Finanzmarktinfrastruktur. In einem ersten DLT-basierten Projekt wurde die Wertpapierleihe Anfang 2021 über das sogenannte Digital Collateral Protocol (DCP) erprobt. Das eröffnete Perspektiven, und so gründete das Wertpapierhaus der Sparkassen vor gut einem Jahr die Tochter Swiat als Softwareentwickler für Finanzmarktinfrastruktur auf Blockchain-Basis. Schon mit Gründung war der Fokus auf eine industrieweite Initiative gerichtet, für die man weitere Partner an Bord holen wollte.

Ende Januar konnte die DekaBank da Vollzug melden: Mit der LBBW, Standard Chartered und dem Fintech Comyno wurden Partner für die Weiterentwicklung gefunden, die ein Joint-Venture-Investment tätigten. Ziel sei es, mit Swiat einen einheitlichen Standard für Blockchain-basierte Wertpapierabwicklung zu schaffen, so Marion Spielmann, COO Bankgeschäftsfelder & Verwahrstelle bei der DekaBank, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Swiat soll eine digitale Plattform sein, auf der regulierte Finanzmarktakteure künftig jede Art von Assets auf der Blockchain emittieren, handeln und abwickeln können.“ In den Gespräche mit potenziellen Investoren und Partnern sei man überall auf Interesse gestoßen, da alle im Markt von den Vorteilen digitaler und tokenisierter Assets für den Wertpapierkreislauf überzeugt seien. Um die Entwicklung von Swiat fokussiert voranzutreiben, be­schränkt sich die DekaBank vorerst auf eine große Landesbank und Standard Chartered UK, ist damit für die aktuelle Phase der Plattform-Entwicklung aber schon grenzüberschreitend aufgestellt.

Blockchain-Strukturen sind interessant geworden, da Prozesse wie in der Wertpapierabwicklung fragmentiert sind – und man auf einer Blockchain mit dem „shared ledger“ einen verbesserten Datenzugriff und Datenfluss erzielt. Was die Setzung von Standards in der Abwicklung auf einer DLT angeht, gibt es Spielmann zufolge mehrere Facetten: Auf der technologischen Ebene habe sich in den vergangenen zwei Jahren Ethereum etabliert. Auf der Swiat-Plattform selbst werde man nun definieren, wie die Rollenprofile jedes Marktteilnehmers bei Transaktionen aussehen sollen. „Die Banken sagen uns, wie ihre Anforderungen aussehen und wie die Schnittstellen gestaltet werden sollen. Das sieht dann am Ende so aus, dass die Institute ihre Kunden einfach als Plug & Play aufschalten können und diese selbst keinerlei Blockchain-Knoten betreiben müssen.“

Der weitere Fahrplan sieht vor, dass man noch dieses Jahr die Funktion „Kryptowertpapier-Registerführer“ als App auf Swiat bringe. Hinzu kommen als Funktionalitäten die elektronische Namensschuldverschreibung sowie die DCP-App für die Wertpapierleihe – und die Planung für 2024 laufe auch schon an, sagt Spielmann. Dann dürfte auch eine Erweiterung des Partnerkreises auf die Agenda kommen, das sei dann ein Dutzend regulierter Institute. Bislang beschränke man sich bei der Rekrutierung von Plattform-Teilnehmern auf Europa wegen des gemeinsamen Rechtsrahmens, werde dann aber auch Nordamerika einbinden wollen, so Spielmann. Vor einem Anwachsen des Konsortiums ist ihr nicht bange, auch bei Swift sei eine riesige Anzahl an Instituten angebunden worden, und verschiedene Standards und Systeme seien in Swift integriert worden. „Wichtig ist, dass die DLTs kompatibel sind, Cross-Blockchain-Transaktionen müssen reibungslos funktionieren.“

Auch produktseitig prüft die DekaBank schon, was sich umsetzen lässt (und dann auch von Swiat technologisch umgesetzt werden kann). Neben dem Kryptowertpapier er­wähnt Spielmann den digitalen Fondsanteil. Eine Kryptoverwahrlizenz hatte die DekaBank Anfang Februar beantragt, um solche Wallet-Dienstleistungen für Dritte anbieten zu können. Das Institut verfügt bereits über die Erlaubnis als Kryptowertpapier-Registerführer. Als Verwahrer will man den institutionellen Kunden eine hochsichere Cold und Warm Wallet anbieten – das ist eine Frage der Cybersicherheit, spätestens mit dem Handel geht es raus aus der Cold Wallet. Auf Swiat nutzt man außerdem die Dienste der Schweizer Metaco, deren Produkt „Harmonize“ als Kernplattform für ein institutionelles digitales Vermögenswertangebot eingesetzt werden soll. Wobei eines wichtig ist in der Abgrenzung: Da Bitcoin kein reguliertes Finanzinstrument ist, wird diese Kryptowährung nicht ins Angebot kommen über DekaBank/Swiat.

Noch nicht endgültig entschieden ist, ob die DekaBank am DLT-Pilotregime der EU teilnehmen wird. Im Bereich Wertpapierhandel sei dies wohl ausgeschlossen, da das Pilotregime für das Betreiben eines Handelsplatzes den Maßstab der MifId ansetzt und man im Set-up als zen­traler Dienstleister der Sparkassen neben dem Kundengeschäft gegen das eigene Buch keine MTF (Multilateral Trading Facility) stellen könne. Dafür werde geprüft, ob man sich allein mit der Settlement-Funktionalität am Pilotregime beteilige. Im März beginnen die Antragsverfahren für das Pilotregime. Weiter nach vorn geblickt, gibt sich Spielmann überzeugt, dass es neben den Neuemissionen von E-Wertpapieren auch zu einer um­fangreichen Tokenisierung von Altbeständen kommen wird. Die Vorteile bei der Nutzung von DLT-Finanzinfrastruktur lägen für alle Marktteilnehmer auf der Hand, und mit Weiterentwicklung des Rechtsrahmens – auch die E-Aktie ist schon angekündigt – würde sich als Übergang ein duales System ergeben, in dem traditionelle und tokenisierte Wertpapiere nebeneinander existieren.

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