„Anzahlung für Kupferleitungen kann Milliarden kosten“
„Anzahlung für Kupferleitungen kann Milliarden kosten“
Noch bevor der erste Stahlmast steht, müssen Netzbetreiber Milliarden allein für die Vorfinanzierung der Kupferleitungen überweisen. 2025 werden die weltweiten Investitionen in Stromnetze laut Internationaler Energie-Agentur erstmals über 400 Mrd. US-Dollar liegen – ein neuer Rekord, wie Reuters meldet. Für Projekte mit 20- bis 25-jähriger Laufzeit ist das ein Problem: Geschäftsbanken stoßen wegen der zum 1. Januar 2025 greifenden Basel-III-Regeln schneller an Eigenkapitalgrenzen. Genau in diese Lücke springt der dänische Export- und Investitionsfonds (EIFO) – und mit ihr Werner Grub, Managing Director und Leiter Origination.
Ohne Garantie kaum mehrheitsfähig
„Ein Offshore-Windpark oder eine Stromtrasse ohne ECA-Garantie ist heute kaum mehrheitsfähig“, sagt Grub. „Allein die Anzahlung für Kupferleitungen in einer Region kann sich auf drei Milliarden Euro belaufen – und das ist noch nicht mal das verlegte Kabel.“
Die 2023 gegründete EIFO bündelt staatliche Wachstumsbank, Exportkreditagentur und Grüne Investitionsfonds unter einem Dach. Mit 73 Mrd. DKK (0,8 Mrd. Euro) Bilanzsumme und einem Jahresgewinn von 1,9 Mrd. DKK (2024) verfügt sie über die nötige Feuerkraft, um lange Laufzeiten zu tragen. Die Instrumente reichen von Käuferkrediten über Bürgschaften bis zu Direktbeteiligungen. 2024 erreichte das abgesicherte Geschäftsvolumen rund 172 Mrd. DKK.
Alles aus einer Hand
Grub betont, dass EIFO „marktgerecht“ agiert: Finanziert werde nur, was wirtschaftlich tragfähig, ESG-konform und dänisch verankert sei – egal ob Turbine, Kabel, Schiffe oder Netzplanung. "Banken lieben unsere Garantien, weil sie Eigenkapitalanforderungen senken und Großprojekte refinanzierbar machen.“
Während Deutschland die Aufgaben aufteilt zwischen KfW, Ipex Bank für die Förderung im In- und Ausland und der in Allianz Trade (früher: Euler Hermes) für die Hermesdeckungen, verfolgt Dänemark ein One-Stop-Shop-Modell. Die EIFO bietet Exportkredit, Risikokapital und Grüne-Technik-Förderung aus einer Hand. Das verschlanke Prozesse und mache die Institution zum schnellen Sparringspartner für Entwickler, erläutert Grub, der zuvor zwei Jahrzehnte Investmentbanking-Origination in London betrieb.
ESG als Steuerungselement
Die seit Jahresbeginn geltende Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen verpflichtet, Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen, sieht Grub nicht als Bremse, sondern als Beschleuniger.„ESG ist bei uns nicht bloß Prüfstein, sondern Steuerungselement. Ohne Konformität gibt es keine Finanzierung.“ Dass die EU zugleich Teile der Markt-Risikoregeln auf 2027 verschiebt, zeigt für ihn, „dass gute Standards Geschwindigkeit ermöglichen, wenn sie klug angewendet werden“.
Selektiverer Kapitalmarkt
Unter Grubs Federführung sicherte EIFO 2025 eine 150-Mill.-Euro-Garantie für einen taiwanischen Offshore-Windpark sowie einen 800-Mill.-Euro-Deal in der Ostsee. Die Pipeline reicht von Wasserstoff-Exporten bis zu Hochspannungs-Seekabeln – Projekte, bei denen private Kreditgeber ohne staatlichen Rückhalt kaum Risiken eingehen würden. Die Investitionswelle in Netze trifft auf einen Kapitalmarkt, der wegen Basel III selektiver wird. Grub sieht darin kein Hindernis: „Finanzierung ist bei uns kein Selbstzweck. Es geht darum, Kapitalströme gezielt in nachhaltige Technologien zu lenken.“
Mit Blick auf den erwarteten Kupfer-Superzyklus und der steigenden ESG-Anforderungen wächst Grub zufolge der Bedarf an Partnern, die lange Laufzeiten tragen können. Während Deutschland noch diskutiere, ob KfW und Hermes kooperieren, zeige der EIFO, dass ein integriertes Modell funktioniere.