Regulierung

Britische Brandmauer wackelt

City-Minister Andrew Griffith macht Banken Hoffnung auf eine Aufweichung der Brandmauer, die das Retailgeschäft von risikoreicheren Geschäften trennt.

Britische Brandmauer wackelt

hip London

Großbritannien ist auf dem Weg, eine der zentralen Regeln aufzuweichen, die Risiken verringern und Bankenzusammenbrüche vermeiden sollen. City-Minister Andrew Griffith stellte auf einer Veranstaltung der „Financial Times“ das „Ringfencing“ zur Disposition – die Brandmauer, mit der Institute mit einem Einlagenvolumen von mehr als 25 Mrd. Pfund seit 2019 das Retailgeschäft von riskanteren Ge­schäften trennen müssen.

„Wir können das Vereinigte Königreich zu einem besseren Ort machen, eine Bank zu sein und mit der Zeit einen Teil des hinter der Brandmauer eingeschlossenen Kapitals freizusetzen“, sagte Griffith, der dafür von „Brexit-Freiheiten“ Gebrauch machen will. Die diskutierten Lockerungen entsprechen den Ergebnissen einer Überprüfung des „Ringfencing“ durch eine von Keith Skeoch, dem ehemaligen CEO von Standard Life Aberdeen, geführte Expertenkommission. Sie sind Teil der als „Big Bang 2.0“ angekündigten Deregulierung der Finanzbranche.

Für den Schutzwall, den die Aufsicht auf Anraten einer von John Vickers geführten Kommission forderte, wurden Milliardenbeträge fällig. Allerdings machte die Aufsicht in wesentlichen Punkten bereits vor Jahren Zugeständnisse. So können etwa Dividenden über die Brandmauer hinweg an die Mutter weitergereicht werden, sofern die Retailbank über eine angemessene Kapitalausstattung verfügt.

Für die größten Banken – Barclays, HSBC, Natwest und Lloyds Banking Group – würde sich dem Blatt zufolge nichts ändern. Profitieren könnten allerdings Santander UK, Virgin Money und TSB Bank, die britische Tochter der spanischen Sabadell. Sie müssten möglicherweise geringere Kapitalanforderungen erfüllen und könnten sich in Zukunft den Unterhalt getrennter Boards für die Einheiten innerhalb und außerhalb der Brandmauer sparen.

Unterdessen sprach sich die Bank of England für eine strikte An­wendung der neuesten Basel-III-Regeln aus, die den Einsatz eigener Modelle beschränken, mit denen sich die Kapitalausstattung schönrechnen lässt. Diese sollen, wie in der EU auch, erst in zwei Jahren wirksam werden.

Wertberichtigt Seite 2