Commerzbank will noch mehr Kapital zurückgeben
Commerzbank will noch mehr Kapital zurückgeben
Ausschüttungsquoten von über 100 Prozent offenbar kein Tabu – Prognose erhöht
lee Frankfurt
Nach einem Rekordgewinn im ersten Halbjahr hat die Commerzbank die Ziele für 2025 nach oben justiert und die Genehmigung eines weiteren Aktienrückkaufs bei der Europäischen Zentralbank beantragt. Wie das Institut am Mittwoch mitteilte, rechnet es nach Abzug der anteiligen Restrukturierungskosten mit einem Nettoergebnis von 2,5 Mrd. Euro. Bislang hatte Konzernchefin Bettina Orlopp lediglich 2,4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Dank der angekündigten Vollausschüttungen werden die Aktionäre – abzüglich der Kuponzahlungen für die dem sogenannten AT1-Kapital zugerechneten Nachranganleihen – daran in vollem Umfang teilhaben.
Börsenbewertung verdoppelt
Die Entscheidung der Commerzbank, künftig die gesamten Gewinne abzüglich der AT-Kuponzahlungen in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an die Aktionäre auszukehren, hat den Aktienkurs in den vergangenen Monaten enorm in die Höhe getrieben. Auf die Frage eines Analysten nach möglichen Ausschüttungsquoten jenseits der 100% reagierte Orlopp zurückhaltend, aber nicht gänzlich ablehnend. Sie verwies darauf, dass in diesem Jahr wegen der Restrukturierungskosten bereits Abstriche gemacht werden müssten. „Wir wollen auch weiterhin nicht mehr versprechen, als wir halten können", ergänzte sie, ohne die Option auszuschließen.
Eigenkapitalquote jenseits interner und externer Vorgaben
Angesichts einer Verdoppelung des Börsenwerts werteten manche Beobachter die Ausschüttungspolitik als Abwehrinstrument gegen Unicredit. Finanzvorstand Carsten Schmitt wies dies Deutung im Interview der Börsen-Zeitung jedoch zurück und verwies darauf, dass die Commerzbank die Eigenkapitalquote bis 2028 auf das Niveau der internen Zielvorgabe von 13,5% reduzieren will. Obwohl der Aktienanteil von Unicredit durch den jüngsten Rückkauf auf 20% gestiegen ist, hält die Commerzbank an dieser Marschroute fest. Angesichts einer Eigenkapitalquote von 14,6% per Ende Juni argumentiert sie dabei auch mit dem aus ihrer Sicht komfortablen Abstand zur regulatorischen Mindestanforderung von derzeit rund 10,2%.
Situation mit Unicredit „nicht ideal“
„Ob Unicredit sich an dem Rückkauf beteiligt, ist eine Entscheidung, die ich nicht beeinflussen kann“, sagte Orlopp. Steigt der Unicredit-Anteil an der Commerzbank durch den Kapitalschritt auf 30%, muss ein öffentliches Übernahmeangebot und ein neues Inhaberkontrollverfahren folgen. Die Situation mit Unicredit sei „nicht ideal“ räumte die CEO ein, nicht zuletzt auch wegen des Wettbewerbs mit deren deutsche Einheit HVB. Daher stehe sie auch weiterhin nur für die üblichen Investorengespräche bereit.
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