Digitale Assets stehen vor dem Durchbruch im deutschen Retail Banking
Digitale Assets stehen vor dem Durchbruch im Retail Banking
Es zeichnet sich ab: 2025 wird das Jahr, in dem deutsche Banken auch ihren Privatkunden den Handel und die Verwahrung von digitalen Assets wie Bitcoin anbieten werden – oder zumindest die Weichen dafür stellen. Noch ist die Zahl der Anleger und die investierten Volumina verglichen mit den klassischen Anlagen noch gering, halten doch dem Global Data Financial Services Consumer Survey 2024 zufolge nur 11% der deutschen Anleger Kryptowährungen.
Jeder Zweite zeigt Interesse
Vieles spricht jedoch dafür, dass sich das Investment in Krypto Assets dauerhaft etablieren wird – zumindest ist dies die Überzeugung vieler Marktteilnehmer. Dies gilt nicht nur für das Geschäft mit institutionellen Kunden, sondern auch für das Retail- und Private Banking bis hin zum Wealth Management. Einer Umfrage von Avaloq zufolge wären 51% der Anleger in Deutschland daran interessiert, in Krypto Assets zu investieren, wenn ihr Finanzdienstleister ihnen diese Möglichkeit bieten würde.
Bewegung im Markt
Wenn Privatanleger im deutschen Markt in Krypto Assets wie Bitcoin oder Ethereum investieren wollen, sind sie bislang auf die Angebote von Neobrokern wie Scalable und auf spezialisierte Plattformen angewiesen, etwa Bison der Börse Stuttgart oder Bitpanda. Die etablierten Player haben zumeist nur Fonds oder Zertifikate angeboten, deren Underlyings Kryptoassets sind. Das Direktinvestment wird bislang nur vereinzelt angeboten: etwa von der V-Bank oder MLP Banking. Im Fokus stehen dabei die sogenannten Selbstentscheider. Ein Beratungsangebot gibt es bisher nicht. Jetzt aber kommt Bewegung in die Breite des Marktes.
Genossen weiten Angebot aus
Die Volks- und Raiffeisenbanken haben bereits im Sommer 2022 ein entsprechendes Angebot angekündigt, das unter Federführung der DZ Bank nun schrittweise für die gut 700 Volks- und Raiffeisenbanken ausgerollt werden soll. Erste genossenschaftliche Pilotbanken bieten ihren Kunden bereits jetzt die Möglichkeit, Kryptowährungen wie Bitcoin zu kaufen und zu verwahren. Der flächendeckende Start für Privatkunden soll ab dem Spätsommer 2025 erfolgen; Zielsegment ist das beratungsfreie Geschäft.
Commerzbank hat Grundlagen gelegt
Die Commerzbank hatte als erste deutsche Großbank eine Kryptoverwahrlizenz der BaFin erhalten. Das Angebot richtet sich bisher zwar ausschließlich an institutionelle Kunden, aber über die Tochter Comdirect können Privatkunden bereits Sparpläne in Investmentprodukte abschließen, die auf Kryptowährungen basieren. Damit existieren also schon die Infrastruktur und die regulatorischen Grundlagen, um einen direkten Kryptohandel für Privatkunden zu gestatten. Mit der V-Bank folgte im Mai 2024 ein zweites Institut.
Auch die Deutsche Bank arbeitet seit einiger Zeit an dem Thema und plant für 2025 den Start einer eigenen Finanzplattform auf Ethereum-Basis. Zwar liegt der Fokus bisher auf institutionellen und vermögenden Privatkunden, aber zugleich baut die Deutsche Bank die technische Infrastruktur für den breiteren Retailmarkt auf.
Angesichts ihres Marktanteils von mehr als 50% dürfte die künftige Positionierung der Sparkassen-Finanzgruppe entscheidend dafür sein, ob sich digitale Assets endgültig als Anlageform im deutschen Markt etablieren. Infrastrukturell sind die wesentlichen Vorarbeiten geleistet. Die DWP Bank als zentraler Wertpapierserviceprovider der Sparkassen hat die Infrastruktur bereits geschaffen, und auch die Deka hat mittlerweile eine Lösung für institutionelle Kunden. Noch steht in der Sparkassen-Organisation das grundsätzliche Bekenntnis dazu aus, eigenen Privatkunden direkte Kryptoinvestments zu ermöglichen.
Sparkassen dürften sich öffnen
Vor drei Jahren hatte sich der DSGV zunächst dagegen entschieden. Doch nun zeichnet sich ab, dass diese Positionierung revidiert werden könnte. Denn zum einen ist die Nachfrage auch bei den Sparkassenkunden da, und zum anderen rüstet sich die genossenschaftliche Konkurrenz, dieses Interesse schon bald zu befriedigen.
Die Zeichen deuten also darauf hin, dass im deutschen Finanzsektor 2025 ein Paradigmenwechsel bevorsteht: Krypto-Angebote finden den Weg ins Privatkundengeschäft. Für Banken und Sparkassen stellt dies eine erhebliche Chance dar.