Europas Private-Credit-Geschäft lockt Investoren
Private-Credit-Geschäft
in Europa lockt Investoren an
Nach Kauf von Family Office Kontora: AlTi-Gründer fasst weitere Deals ins Auge
xaw/phh New York/Frankfurt
Der US Wealth Manager AlTi Global ist nach der Übernahme des Hamburger Family Offices Kontora auf den Geschmack gekommen und kann sich weitere Übernahmen im deutschsprachigen Raum vorstellen, wie Michael Tiedemann im Interview der Börsen-Zeitung sagt. Ein Investitionsschwerpunkt der von AlTi betreuten Familien seien Private Markets, so der AlTi-Gründer. Dort gebe es viel Wachstumspotenzial und zunehmend „anspruchsvolle Lösungen" für einen effizienten Kapitaleinsatz. „Eine davon ist das Private-Debt-Programm, das wir gemeinsam mit der Allianz aufgelegt haben.“
Große Assetmanager hätten die Wachstumsgelegenheiten bei Private Credit und die Attraktivität für Kunden erkannt. Tiedemann überrascht es daher nicht, dass diese nun nach spezialisierten Firmen mit verwalteten Vermögen von 5 bis 10 Mrd. Dollar als Übernahmeziel Ausschau hielten. Die Allianz kooperiert mit AlTi über ihre Risikokapitalgesellschaft Allianz X, die an dem US-Wealth-Manager beteiligt ist. Die gemeinsame Strategie fokussiert sich auf sogenannte Secondary-Deals, bei denen Investoren anderen Investoren auf dem Sekundärmarkt gegen Abschlag Fondsanteile an Kreditfonds abkaufen.
AlTi hofft auf Schnäppchen im Sekundärmarkt
Tiedemann will dabei „antizyklisch“ handeln und hofft im Falle eines negativen Zyklus auf günstige Einstiegsmöglichkeiten. Wie genau sich die noch verhältnismäßig junge Anlageklasse in so einer Marktphase schlägt, ist offen. Private Credit habe noch keinen scharfen Abschwung durchgemacht, erklärt Tiedemann. Um eine schärfere Regulierung macht er sich aktuell noch keine Sorgen. Und sagt dennoch: „Ich wäre nicht überrascht, wenn die Regulierungsbehörden in drei bis vier Jahren mehr Aufmerksamkeit auf Private Credit verwenden.“
AlTi ist nicht das einzige US-Haus, das dem europäischen Private-Credit-Markt hohe Aufmerksamkeit schenkt. Europas Unternehmen sind attraktiver geworden. Die Gewinne europäischer Firmen hätten die Erwartungen von Analysten übertroffen, während die Wachstumsprognosen für US-Firmen nach unten korrigiert worden seien, schreibt der Vermögensverwalter Axa Investment Managers in seinem aktuellen „Alternative Credit Outlook“.
Gleichzeitig würden die Aussichten auf fortlaufend niedrige Zinsen die Stabilität von Unternehmen, privaten Haushalten und Immobiliensektor stärken und mehr internationale Investoren dazu veranlassen, ihr Private-Credit-Engagement in Europa auszubauen. „Im Vergleich zu den USA sind wir für Europa optimistischer, da es von verbesserten Wirtschaftsindikatoren, niedrigeren Energiekosten, geringeren Auswirkungen negativer Handelspolitiken und unterstützenden fiskalischen Maßnahmen profitiert“, schreibt Christophe Fritsch, der das globale alternative Kreditgeschäft von Axa Investment Managers leitet.
Im Interview Seite 5