Wegen Mittelaufwand für KI

Goldman-COO tritt für Abbau von Kapitalvorgaben ein

John Waldron, Präsident von Goldman Sachs, will mehr Kapital für die Zukunftsfinanzierung freischlagen. Damit unterstützt er einen kontrovers diskutierten Reformvorschlag der Fed.

Goldman-COO tritt für Abbau von Kapitalvorgaben ein

Goldman-COO wirbt für Deregulierung

Favorit auf CEO-Nachfolge trommelt für kontroverse Aufweichung der Kapitalquoten

xaw New York

John Waldron macht sich für einen Abbau von Kapitalvorgaben stark. Der Präsident und Chief Operating Officer der führenden US-Investmentbank Goldman Sachs sieht gewaltigen Finanzierungsbedarf für Zukunftsthemen um künstliche Intelligenz (KI), physische Infrastruktur und den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. „Der Großteil der Nationalstaaten kann infolge der Corona-Pandemie aber nur stark eingeschränkt agieren“, sagte Waldron im Rahmen einer Medienrunde am Donnerstag in New York.

Mehr Freiräume für Zukunftsfinanzierung

Regierungen hätten die Wirtschaft in Reaktion auf die Krise mit schuldenfinanzierten Fiskalstimuli wiederbelebt und seien nun wohl in geringerem Umfang in der Lage, Zukunftsfinanzierungen zu stemmen. Deshalb sei es „global ein guter Zeitpunkt, Freiräume für Banken zu schaffen, damit sie ihre Kapazitäten zur Kreditvergabe an die Gesamtwirtschaft ausspielen können“, sagte Waldron, der als Favorit auf die Nachfolge von Goldman-CEO David Solomon gilt.

Der Chief Operating Officer unterstützt damit ein kontrovers diskutiertes Reformvorhaben der Federal Reserve. Die Notenbank gab Ende Juni einen Regulierungsentwurf in die Marktkonsultation, gemäß dem sie die Enhanced Supplementary Leverage Ratio (ESLR) lockern will. Die Mindestquote für das Tier-1-Kapital, das Geldhäuser gegen ihre bilanziellen und außerbilanziellen Fremdmittel vorhalten müssen, soll je nach Risikoprofil auf 3,5 bis 4,5% fallen. Bisher gilt ein Standard von 5% für Bankholdings und 6% für Tochtergesellschaften, die Einlagen verwahren. Im Gegensatz zur Kernkapitalquote wird die ESLR nicht risikogewichtet.

Furcht vor Großbankenkollaps

Kritiker befürchten indes, dass die Finanzinstitute infolge einer Aufweichung der Kapitalstandards vor allem so hohe Mittel wie möglich an ihre Aktionäre zurückführen – und ihre Aktivitäten in riskanten und intransparenten Marktsegmenten ausweiten werden. Michael Barr, ehemaliger Fed-Vize für Bankenaufsicht und heutiger Notenbankgouverneur, warnt davor, dass die Deregulierung den Kollaps eines großen Geldhauses wahrscheinlicher mache.

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