Grenke gewinnt Vertrauen zurück
Grenke gewinnt Vertrauen zurück
spe/lee Stuttgart/Frankfurt
Der Leasingspezialist Grenke erarbeitet sich das Vertrauen der Investoren zurück. Nachdem die Baden-Badener die Märkte im vergangenen Jahr mit einer Gewinnwarnung geschockt hatten, bestätigten sie am Donnerstag die Prognosen für 2025. Zugleich kündigte Vorstandschef Sebastian Hirsch an, den Aufkauf der verbliebenen Franchiseunternehmen zeitnah abzuschließen. Nach einem Kurssprung von 8% markierte die Aktie auf einem Jahreshoch von 19 Euro.
Paketdeal ausgehandelt
Bis Jahresende hofft das einst im MDax notierte Unternehmen die verbliebenen acht Franchiseunternehmen aufzukaufen, die bereits seit dem Jahresabschluss 2020 konsolidiert werden. Nachdem zuletzt die Einheiten in Chile, Lettland und Portugal erworben wurden, sei im August eine Einigung mit den Eigentümern der verbliebenen Firmen in Norwegen, Italien und Kanada erzielt worden, sagte CEO Sebastian Hirsch, der Börsen-Zeitung. „Im Rahmen eines ausgehandelten Paketdeals soll der vollständige Erwerb aller Gesellschaften nach der finalen Prüfung noch in diesem Jahr über die Bühne gehen“, so Hirsch.
CEO spricht von Trendwende
Aufgrund ihrer Spezialisierung auf Kunden aus dem mittelständischen Segment ist der Leasing-Anbieter in hohem Maße abhängig von der Konjunktur. Parallel zu den steigenden Insolvenzzahlen hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr seine Pläne verfehlt und war daraufhin an der Börse nach unten durchgereicht worden. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, verbuchte es im ersten Halbjahr ein Konzernergebnis von 26,2 Mill. Euro. Das liegt zwar weit unter dem Vorjahreswert von 45 Mill. Euro, aber innerhalb der Planung. Daher zeigte sich Grenke-Chef Hirsch zuversichtlich, die für 2025 kommunizierten Ergebnisprognosen zu erreichen: „Mit der deutlichen Gewinnsteigerung im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal haben wir eine Trendwende eingeleitet.“
Die Übernahme der Franchisegesellschaften werde das Jahresergebnis von Grenke nicht belasten, da der Kaufpreis direkt mit dem Eigenkapital verrechnet werde. Bislang hatte der Leasinganbieter keinen Kaufpreis für die Firmen veröffentlicht, sondern lediglich einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kommuniziert. Hier wurde Hirsch nun konkreter: Die Summe für den Erwerb aller Gesellschaften addiere sich auf knapp 70 Mill. Euro.
Dunkles Kapitel
Mit dem seit Jahren vorangetriebenen Erwerb hofft man in Baden-Baden ein dunkles Kapitel abzuschließen. Aufgeworfen hatte es der britische Leerverkäufer Fraser Perring, der die mehr als 100 Mill. Euro teuren Übernahmen der ausländischen Franchisefirmen kritisch hinterfragte. Sein Vorwurf: Die Transaktionen hätten vor allem der Bereicherung von früheren Managern und Investoren der Leasingfirma gedient. In die Kritik geriet dabei insbesondere Unternehmensgründer Wolfgang Grenke. Er hält 8% an der Leasingfirma, was die Preisverhandlungen nicht gerade vereinfacht haben dürfte.
Goodwill laut Prüfern werthaltig
Perrings Kampagne hatte nicht nur den Aktienkurs von Grenke in die Knie gezwungen, sondern auch die Aufsichtsbehörde BaFin alarmiert. Die von der BaFin beauftragten Wirtschaftsprüfer von Mazars hatten 2021 konstatiert, dass die Franchisefirmen faktisch vom Leasingunternehmen kontrolliert werden und eine Konsolidierung unabhängig von ihrer Eigentümerstruktur seien sie daher zu konsolidieren. Perrings Vorwurf, dass der Kaufpreis zu hoch angesetzt und der bilanzielle Goodwill somit nicht werthaltig sei, relativierten sie jedoch. Es habe keine systematischen Fehler bei der Überprüfung der Werthaltigkeit des Goodwills gegeben, so die Gutachter. Gleichwohl hätten die Inhaber der Franchise-Firmen im Zuge der M&A-Deals jedoch überhöhte Renditen eingefahren.