Im DatenraumBVI-Studie

Home Bias bei Fondsmanagern könnte europäische Investitionsvorhaben erschweren

Eine neue Studie zeigt, dass Manager globaler Aktienfonds einen „Home Bias“ aufweisen, der den Heimatanteil im Portfolio um 1–2% erhöht. Die Krux dabei: Viele Manager der in Europa vertriebenen Fonds sitzen vor allem in England, den USA und der Schweiz.

Home Bias bei Fondsmanagern könnte europäische Investitionsvorhaben erschweren

Eine neue Studie des Fondsverbands BVI hat sich dem Phänomen des „Home Bias“ gewidmet, der in der Vergangenheit bereits auf diversen Gebieten der Wirtschaftswelt untersucht wurde. Dabei handelt es sich generell um eine Vorliebe für heimische Produkte oder Investments. Konkret konstatiert die Studie, dass es einen „Manager Home Bias“ bei Fondsmanagern gibt, indem sie zeigt, dass sogar im Falle globaler Aktienfonds der Ucits-Klassifizierung ein Home Bias vorliegt. Denn die Manager dieser Fonds verfügten über ausreichend Informationen zu den Portfoliounternehmen, sodass eigentlich von einem vergleichsweise geringen Bias auszugehen sei. Bei Anlageklassen, über die Informationen schwieriger zu erhalten sind, etwa Private Equity, Infrastruktur oder Risikokapital, sei der Home Bias wahrscheinlich noch höher.

EU profitiert kaum von Home Bias

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Bias den Portfolioanteil des Heimatlandes des Managers bei einem typischen globalen Aktienfonds um ein bis zwei Prozentpunkte überhöht. Die Realwirtschaft in der EU profitiere kaum vom Home Bias, da 62% der Portfoliomanager dieser in Europa vertriebenen Fonds vor allem in England, den USA und der Schweiz arbeiten.

Dabei werden für Investitionen in der EU zur Erreichung der Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitspläne jährlich 750 bis 800 Mrd. Euro an zusätzlichem privaten Kapital benötigt. Wenn jeder Fonds aus der Stichprobe, der in den 27 Mitgliedsländern vertrieben wird, zumindest einen ansässigen Fondsmanager hätte, wären insgesamt 2 bis 3 Mrd. Euro zusätzliche Investitionen in der EU möglich. „Die Studie zeigt, wie wichtig Standortpolitik im Wettbewerb der Finanzplätze auch für die Realwirtschaft ist“, resümiert BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.

US-Fondsgesellschaften dominieren durch Größe

Der Verband kämpfe seit Jahren für den Finanzplatz Frankfurt, da ein „attraktiver rechtlicher Rahmen“ Kapitalmarktakteure und damit auch Kapital nach Deutschland ziehen könne. Gleichzeitig dominieren US-amerikanische Gesellschaften das Ranking der größten Assetmanager weltweit. Auch das hat Auswirkungen auf den Anteil heimischer Fondsmanager in der EU. Ob europäische Anbieter in den nächsten Jahren größenmäßig aufschließen können, ist mehr als fraglich.

BVI-Studie

Mehr europäische Fondsmanager dringend nötig

cka Frankfurt
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