HSBC schlägt sich überraschend gut
HSBC schlägt sich überraschend gut
HSBC schlägt sich überraschend gut
Management erhöht Ziel für Nettozinsergebnis, Ausstieg aus elf Geschäften seit Jahresbeginn
hip London
Das Quartalsergebnis der HSBC wurde von einer Milliardenrückstellung für ein Nachbeben des Madoff-Skandals belastet. Vor Sondereffekten fiel es jedoch besser als erwartet aus. Das Management rechnet deshalb für 2025 mit einem höheren Nettozinsergebnis als bislang.
HSBC hat mit ihren Geschäftszahlen für das dritte Quartal die Markterwartungen übertroffen. Dazu trug unter anderem starkes Wachstum im Geschäft mit vermögenden Privatkunden (+29%) bei. Allerdings dominierte eine am Vortag bekannt gegebene Rückstellung von 1,1 Mrd. Dollar für ein juristisches Nachspiel der Implosion des Schneeballsystems von Bernard Madoff weiter die Schlagzeilen.
Wie der Pflichtveröffentlichung der britischen Großbank zu entnehmen ist, lag das bereinigte Vorsteuerergebnis bei 9,1 (i.V. 8,8) Mrd. Dollar. Es übertraf den Durchschnitt der Analystenschätzungen um 9%. Der Bankenanalyst Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods sprach von „starken Zahlen“.
Einlagenwachstum beflügelt
Das Nettozinsergebnis von 11,0 (10,7) Mrd. Dollar lag um 4% über den Markterwartungen. Dazu trugen neben dem starken Einlagenwachstum (+4%) auch Einnahmen aus Absicherungsgeschäften (Structural Hedge) bei. Die Nettozinsmarge stieg in den drei Berichtsmonaten um einen Basispunkt auf 1,57%.
Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit einem Nettozinsergebnis von mindestens 43 Mrd. Dollar. Zuvor war lediglich von um die 42 Mrd. Dollar die Rede gewesen. Im Schnitt hatten Analysten 42,5 Mrd. angesetzt.

Konservative Prognose
„Mit Blick darauf, dass die Zinsen in Hongkong nach oben tendieren und das Einlagenwachstum in Schwung ist, fühlt sich das konservativ an“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. Das biete reichlich Raum für positive Überraschungen.
Aus Sicht des Bankenexperten Joseph Dickerson von Jefferies dürfte sich der Markt allerdings eher für 2026 und 2027 interessieren. Firth zufolge könnte das Nettozinsergebnis 2026 um ein Zehntel höher als erwartet ausfallen, wenn sich die positive Entwicklung des laufenden Jahres fortsetze.
Konzernumbau läuft auf Hochtouren
Der Konzernumbau läuft derweil auf Hochtouren weiter. Seit Jahresbeginn verabschiedete sich HSBC von elf Geschäften. In Deutschland trennte sie sich vom Private Banking, dem Verwahrstellengeschäft und der Kapitalanlagegesellschaft Inka. Aus dem Verkauf des Private Banking an BNP Paribas erwartet das Institut dem Quartalsbericht zufolge einen Gewinn von 0,1 Mrd. Dollar vor Steuern, der ins Schlussquartal gebucht werden soll.
Die Veräußerung des Verwahrstellengeschäfts an die französische Großbank werde ebenfalls 0,1 Mrd. Dollar vor Steuern bringen. Aus dem Verkauf der Inka an Blackfin Capital Partners verspricht sich HSBC lediglich einen „geringfügigen“ Gewinn.
Einfacher, agiler, fokussierter
„Wir werden eine einfachere, agilere, fokussiertere Bank, die auf unseren zentralen Stärken aufbaut“, ließ sich CEO Georges Elhedery zitieren. „Das Ziel, mit dem wir unsere Strategie ausführen, spiegelt sich in unserer Performance in diesem Quartal wider, obwohl wir Rückstellungen in Bezug auf historische Sachverhalte vornehmen mussten.“ Die Telefonkonferenz mit Journalisten überließ er seiner Finanzchefin Pam Kaur.
Kaur versuchte, Sorgen über mögliche Risiken durch Privatkredite zu zerstreuen. Eine Wertberichtigung auf einen Problemkredit in Nahost habe nichts mit Private Credit zu tun. Jamie Dimon, der CEO von J.P. Morgan, hatte nach der Pleite des US-Autozulieferers First Brands vor „Kakerlaken“ gewarnt. „Unser Exposure ist klein“, sagte Kaur. Es bewege sich im einstelligen Milliardenbereich. „Wir sind überhaupt kein großer Player.“ Was sie umtreibe, seien die Risiken, die durch in diesem Geschäft aktive Gegenparteien entstehen könnten.
„Zu Wachstum bereit“
Sie hoffe, dass sich die Anteilseigner in Zukunft mit der Komplettübernahme der Hongkong-Tochter Hang Seng Bank wohler fühlen werden. Nach Ablauf der Angebotsfrist könne man dazu auch mehr sagen. Nach Bekanntgabe geriet die Aktie unter Druck. Zum einen gab es Kritik am Angebotspreis. Zum anderen werden die Aktienrückkäufe für drei Quartale ausgesetzt, um den Deal zu stemmen. Jefferies stufte die HSBC-Aktie deshalb von „Kaufen“ auf „Halten“ herunter.
„Was Sie aus dem Hang-Seng-Deal herauslesen sollten, ist: HSBC ist zu Wachstum bereit“, sagte Kaur. Es sei zudem Ausdruck der Zuversicht, was die Zukunft der ehemaligen britischen Kronkolonie angehe. Das 13,6 Mrd. Dollar schwere Vorhaben wird die Kernkapitalquote des Instituts um 125 Basispunkte drücken. Kaur betonte, dass die Wertberichtigungen auf das Hongkonger Gewerbeimmobilien-Exposure im dritten Quartal nicht höher ausgefallen seien als im zweiten.
Chairman-Suche läuft weiter
Bislang ist kein Nachfolger für Chairman Mark Tucker gefunden, der am Monatsanfang sein neues Amt als Chairman des Versicherers AIA antrat. Die Suche laufe weiter, und man werde den Markt zu gegebener Zeit unterrichten, sagte Kaur. Für die Übergangszeit übe weiter Brendan Nelson das Amt aus.
