Britische Großbanken

Standard Chartered hält sich zurück

Standard Chartered hat zwar im dritten Quartal die Markterwartungen übertroffen. Die britische Großbank gab allerdings einen nicht ganz so optimistischen Ausblick wie die Rivalin HSBC.

Standard Chartered hält sich zurück

hip London

Standard Chartered hat zwar im dritten Quartal ihr Vorsteuerergebnis verdoppelt. Wie das Institut mitteilte, stieg es auf 996 (i.V. 435) Mill. Dollar. Analysten hatten im Schnitt lediglich 942 Mill. Dollar angesetzt. Doch der vorsichtige Ausblick der britischen Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht, verschreckte die Anleger. „Die wirtschaftliche Erholung von der Covid-19-Pandemie ist weiter ungleichmäßig verlaufen und von Versorgungsproblemen unterbrochen worden“, heißt es in der Pflichtveröffentlichung der Bank. „Allerdings werden wir vom robusten Niveau des Exportwachstums in vielen unserer Märkte in Asien ermutigt.“ Für das laufende Jahr rechnet Standard Chartered lediglich mit im Vorjahresvergleich stabilen Erträgen. Erst ab 2022 sei wieder Wachstum im Rahmen der Zielspanne von 5 % bis 7 % zu erwarten.

Die Rivalin HSBC hatte sich vor einer Woche optimistischer geäußert und angekündigt, für 2 Mrd. Dollar Aktien zurückzukaufen (vgl. BZ vom 25. Oktober). Deshalb hatten manche Marktteilnehmer offenbar ge­hofft, dass Standard Chartered ebenfalls einen Aktienrückkauf ankündigen würde. Die Aktie verlor in London 7,9 % auf 466,10 Pence. Chief Executive Bill Winters steht unter erheblichem Druck der Investoren, für eine bessere Kursentwicklung zu sorgen. Unter den Chefs der britischen Großbanken ist er mittlerweile der Dienstälteste.

Weniger Rückstellungen

Alles in allem seien die Zahlen „in line“ ausgefallen, hieß es von Analysten. Rückläufige Rückstellungen für Kreditausfälle – 107 (353) Mill. Dollar – trugen auch bei Standard Chartered dazu bei, dass das Ergebnis etwas besser als am Markt erwartet ausfiel. Sie waren aber fast doppelt so hoch wie am Markt erwartet. Wettbewerber hatten dagegen Rückschreibungen vorgenommen. Auch das lässt sich als Ausdruck der vorsichtigen Herangehensweise des Managements werten. Es rechnet für das laufende Quartal mit niedrigen Rückstellungen, will aber wegen der „ungleichmäßigen Erholung“ wachsam bleiben.

Dabei schaffte die Bank zuletzt die Rückkehr ins Wachstum. Im dritten Quartal stiegen sowohl das Zinsergebnis als auch die sonstigen Erträge um jeweils 7 %. Die Bank punktete in der Handelsfinanzierung, im Kapitalmarkt- und im Hypothekengeschäft. Das Segment Transaction Banking zeigte ein Wachstum von 18 %, die Sparte Financial Markets verzeichnete ein Plus von 11 %. Das Wealth Management stagnierte dagegen. Die Kernkapitalquote von 14,6 % lag um 30 Basispunkte über dem Schnitt der Analystenschätzungen. Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson bezifferte das Überschusskapital der Bank, die eine Zielspanne von 13 % bis 14 % an­strebt, auf 0,8 Mrd. bis 3,5 Mrd. Dollar. Das weckt Begehrlichkeiten. Das Institut hatte bei Bekanntgabe der Halbjahresergebnisse einen 250 Mill. Dollar schweren Aktienrückkauf angekündigt. Es sei schwer vor­stellbar, dass die Quartalszahlen seine Kollegen dazu bringen werden, ihre Gewinnerwartungen heraufzusetzen, schrieb Dickerson. Senkungen seien jedoch ebenso wenig zu erwarten.

Standard Chartered bezifferte ihr Exposure zur Gewerbeimmobilienbranche in der Volksrepublik China auf 4,2 Mrd. Dollar. Seitdem der Immobilienentwickler Evergrande in Turbulenzen geriet, bleiben Fragen dazu nicht aus. Weltweit belaufe sich das Exposure zu der Branche auf 18,5 Mrd. Dollar.

Standard Chartered
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Dollar20212020
Erträge gesamt11 38311 566
Operative Kosten7 6867 193
Wertberichtigungen−60−1 920
Vorsteuerergebnis3 5552 062
Nettoergebnis2 6951 227
Nettozinsmarge (%)1,231,34
Eigenkapitalrendite (%)8,65,5
Kernkapitalquote (%)14,614,4
Leverage Ratio (%)5,15,2
Bilanzsumme (Mrd.)817754
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