Italien

Unicredit hebt die Prognose an

Die HVB-Mutter Unicredit hat nach einem überraschend starken zweiten Quartal ihre Prognosen für das Gesamtjahr deutlich erhöht.

Unicredit hebt die Prognose an

bl Mailand

Die HVB-Mutter Unicredit hat im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen und die Prognosen für das Gesamtjahr kräftig angehoben. Statt eines bereinigten Gewinns von 3,3 Mrd. Euro werden nun ein Nettogewinn von 4 Mrd. Euro und Einnahmen von mehr als 16,7 (bisher: 16) Mrd. Euro erwartet. Die Zahlen enthalten nicht das Russland-Geschäft. Unicredit hat das Exposure dort seit März um 2,7 Mrd. Euro reduziert, bleibt aber vorerst präsent. Unicredit steigerte den Gewinn im zweiten Quartal bei Netto-Einnahmen, die im Vergleich zur Vorjahresperiode um 12,5 % auf 4,4 Mrd. Euro wuchsen, um 67 % auf 1,5 Mrd. Euro. Rechnet man den Gewinn von 336 (i. V. 71) Mill. Euro in Russland dazu, ergibt sich ein Gewinnanstieg um 89 % auf 1,8 Mrd. Euro.

Der Aktienkurs legte am Mittwoch deutlich zu. Verantwortlich für die positive Entwicklung der Bank waren einerseits der deutliche Zinsanstieg, der sich in einem höheren Zinsüberschuss niederschlug, Kostensenkungen um 4,4 % auf 2,3 Mrd. Euro vor allem infolge des Personalabbaus in Deutschland und Italien sowie die weitere Rückführung von Rückstellungen für Kreditausfälle. Der Anteil ausfallgefährdeter Kredite ging auf 2,8 % (brutto) zurück.

CEO Andrea Orcel sieht die Bank gut vorbereitet auch für den Fall einer Rezession. Nach Abschluss der ersten Tranche eines Aktienrückkaufprogramms von 1,6 Mrd. Euro plant er, vorbehaltlich der Zustimmung der EZB, vermutlich ab September eine zweite Tranche über 1 Mrd. Euro. Die Bank verfüge mit einer Kapitalquote (CET 1) von 15,7 % über eine starke Kapitalposition. Selbst in einem Worst-Case-Szenario für Russland werde sie auf maximal 14,9 % sinken. Man sei gewappnet für den Fall unerwarteter externer Schocks, aber auch bereit für mögliche Akquisitionen, sagte Orcel. „Wir schauen uns weiter um, und wenn sich eine Gelegenheit für eine Akquisition ergibt, die unseren Kriterien entspricht, werden wir sie nutzen. Wenn nicht, dann nicht“, sagte Orcel gegenüber Analysten.

Der CEO hat gerade die Zügel im Italien-Geschäft angezogen, das für fast die Hälfte der Einnahmen und etwa 40 % des Vorsteuergewinns steht. Nachdem er bereits kurz nach seinem Amtsantritt im April 2021 einen Großteil des Managements ausgetauscht hatte, mussten in den letzten Wochen mehrere Spitzenmanager gehen, die Orcel selbst eingesetzt hatte, darunter Niccolò Ubertalli, der das über größere Autonomie verfügende Italien-Geschäft geleitet hatte. Mit Stefano Vecchi, seit Oktober verantwortlich für Wealth Management & Private Banking in Italien, sowie der Digitalspezialistin Jingle Pang stehen angeblich weitere Manager vor der Ablösung. Orcel hat sich selbst einen stärkeren Zugriff auf das Italien-Geschäft gesichert und für das Tagesgeschäft Remo Taricani als Head of Italy eingesetzt sowie die Regionalmanager gestärkt. Der CEO begründete diese Maßnahme gegenüber Analysten damit, dass Italien entscheidend sei für den Erfolg der Bank. Man müsse dort schneller und effizienter werden, Prozesse vereinfachen und die Digitalisierung beschleunigen sowie das Management „streamlinen“. Eine Hierarchiestufe wurde herausgenommen.

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