Gericht räumt Vorgaben aus Rom zum Großteil ab

Unicredit verbucht Etappensieg bei BPM

Ein italienisches Gericht hebt Auflagen für Unicredit bei der Banco BPM-Übernahme auf. Rom muss nun das Dekret ändern - und Unicredit entscheiden, ob die Angebotsfrist verlängert wird.

Unicredit verbucht Etappensieg bei BPM

Unicredit verbucht Etappensieg bei BPM

Dekret der Regierung zum Großteil einkassiert – Aber Exit aus Russland ist zwingend

bg/wü Frankfurt/Paris

Ein italienisches Verwaltungsgericht hat die von der Regierung in einem Dekret festgehaltenen Auflagen für Unicredit bei der geplanten Übernahme von Banco BPM weitgehend einkassiert. Es wurde allerdings bestätigt, dass sich Unicredit aus Russland zurückziehen muss, was CEO Andrea Orcel bislang abgelehnt hat. Post-Merger-Vorschriften zur Loan-to-Deposit Ratio sowie zur Beibehaltung von Projektfinanzierungen in Italien wurden hingegen gestrichen.

Wie wird die Regierung sich verhalten?

Rom müsste das Dekret nun ändern oder zurückziehen. BPM erklärte, dass man mit dem Urteil zufrieden sei und rief Unicredit auf, ihre Absichten für die Übernahme nun klar zu benennen. Die Frist für die Offerte läuft am 23. Juli ab. Unicredit ging am Sonntag zum Gegenangriff über und beschuldigte BPM, Desinformationskampagnen zu betreiben. Orcel erklärte, dass man das Angebot aufgrund der Unsicherheiten nach dem Eingriff der Regierung nicht erhöhen werde.

Den Rückzug aus Russland betreffend, erklärte Unicredit, dass allein die EZB-Bankenaufsicht berechtigt sei, in der Sache Auflagen zu machen. Man befinde sich „derzeit“ in Compliance zu den Vorgaben der Aufsicht für Russland, so Orcel. Unicredit ist eine von nur noch zwei europäischen Banken, die Firmenkunden in Russland begleitet. Ein Schließen der dortigen Aktivitäten geht nur mit Zustimmung der russischen Regierung. Für Unicredit könnten sich dann einmalige Sonderlasten ergeben – was Orcel vermeiden will, solange er mit zwei Übernahmen jongliert. Bei der Commerzbank hatte die italienische Großbank kürzlich Derivate in Aktien gewandelt und hält nun 19,2% der Stimmrechte.

Offerte fallen lassen oder Frist verlängern

Die Unicredit-Gremien dürften jetzt schnell zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen bei BPM zu beraten und Beschlüsse zu treffen. Es wird damit gerechnet, dass die Annahmefrist über den 23. Juli hinaus verlängert wird. Die seit April laufende Offerte bewertet BPM mit 14,2 Mrd. Euro. Schon im Juni hatte Orcel gesagt, dass man das Angebot wohl nicht aufrechterhalten werde – passiert ist das seitdem nicht. Auch bei der Commerzbank kokettierte er mit dem Rückzug – und erhöhte dann den Stimmrechtsanteil.

Den Eingriff der Regierung kritisierte Unicredit am Sonntag als „ungesetzlich“. Rom wird schnell Farbe bekennen müssen, ob man sich an das Gerichtsurteil zu halten gedenkt und damit die Tür öffnet für die BPM-Übernahme.

Orcel muss außerdem die Positionierung von Crédit Agricole bei BPM berücksichtigen. Die französische Großbank hat angekündigt, dass sie die EZB um Erlaubnis bitten wird, ihre Beteiligung an BPM auf über 20% zu erhöhen, nachdem der Verwaltungsrat grünes Licht dafür gab.

Die französische Bank hält derzeit 19,8% an BPM und will jetzt weitere Aktien dazukaufen, um die Beteiligung nach der Equity-Methode zu bilanzieren. Man wolle nicht die Kontrolle übernehmen und die Beteiligung unterhalb der Schwelle halten, ab der ein Übernahmeangebot nötig ist, erklärte Crédit Agricole

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