Deutscher Immobilienmarkt

Wohn­immobilien­preise fallen – aber nicht überall

Nach der Zinswende fallen die Preise für Wohnhäuser in Deutschland erstmals seit mehr als zwölf Jahren, wie der Pfandbriefbankenverband VDP berichtet. Selbst genutztes Wohneigentum jedoch wird jenseits der Metropolen erneut teurer.

Wohn­immobilien­preise fallen – aber nicht überall

jsc Frankfurt

Der jahrelang kräftige Preisanstieg der Wohnimmobilien in Deutschland ist vorbei – aber nicht überall verbilligen sich die Objekte bereits. Während Eigentumswohnungen und Häuser in Metropolen im dritten Quartal billiger wurden, verteuerten sie sich immer noch im gesamten Durchschnitt, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) am Donnerstag festhielt. In der Gesamtgruppe der sieben Großstädte Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart sanken die Preise für selbst genutztes Wohneigentum im Vergleich zum zweiten Jahresviertel um 0,4%, im gesamten Land ging es aber um moderate 0,5% nach oben.

Insgesamt fielen die Preise von Wohnimmobilien in Deutschland nach Rechnung des Verbands nur deshalb, weil auch Mehrfamilienhäuser erfasst sind, die von Investoren gehandelt werden. Alles in allem sanken die Preise somit um 0,7%. Damit fiel das Niveau erstmals seit über zwölf Jahren ab. Einen starken Preisverfall erwartet der Verband aber nicht – vorausgesetzt, bestehende Immobilienfinanzierungen fallen nicht reihenweise aus.

Auch wenn die Preise für selbst genutztes Wohneigentum in den Großstädten bereits nachgeben: Auf lange Sicht stiegen die Preise hier viel stärker als im Landesdurchschnitt. Seit 2010 stieg das Niveau in den sieben größten Städten um 136%, im gesamten Land aber nur um 99%. Auch bei Mehrfamilienhäusern, die sich langfristig noch stärker verteuerten als selbst genutztes Wohneigentum, zeigt sich rückblickend ein starkes Stadt-Land-Gefälle.

Die Zinswende verteuerte zuletzt die Finanzierungen und bremst die Preise aus: Sowohl für Mehrfamilienhäuser als auch für Gewerbeimmobilien sinken die Preise im Verhältnis zu den Neuvertragsmieten – ein typischer Bewertungseffekt, der sich aus steigenden Zinsen ergibt.

Insgesamt gaben die Preise von Gewerbeimmobilien im Vergleich zum zweiten Quartal stärker nach als die von Wohnobjekten: Büros verbilligten sich um 1,6%, Einzelhandelsobjekte gaben um 3,9% nach. In den Quartalen zuvor sind die Preise von Wohnimmobilien davongeeilt, während Büroobjekte sich nur leicht verteuerten und die Werte für den Einzelhandel stetig nachgaben.

Um die Immobilienwerte zu schätzen, wertet der VDP die Preise tatsächlicher Transaktionen aus, die Banken im Rahmen der Kreditvergabe erfasst haben. Der Effekt verschiedener Variablen, etwa des Baujahres, der Lage, der Fläche und der Ausstattung, fließt dabei in die Rechnung ein. Auf diese Weise lässt sich schätzen, wie sich die Preise für vergleichbare Objekte verändert haben.

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