Transformationsfinanzierung

Wuermeling befürchtet Finanzierungslücken

Zur Eröffnung einer Diskussionsveranstaltung des Bankenverbands hat sich Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling für eine Vertiefung des hiesigen Kapitalmarkts starkgemacht.

Wuermeling befürchtet Finanzierungslücken

lee Frankfurt

Die infolge der Pandemie, der angestrebten Dekarbonisierung der Wirtschaft und der Digitalisierung notwendige volkswirtschaftliche Transformation ruft einen Finanzierungsbedarf auf, der nach Ansicht von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling notorisch unterschätzt wird. „In Berlin wird viel über Transformation gesprochen, aber der Finanzsektor wird dabei aus meiner Sicht völlig vernachlässigt“, sagte er am Donnerstag in der Eröffnungsrede der Veranstaltung „Finanzstandort Deutschland – Finanzierung der Wirtschaft“ , zu denen der Bundesverband deutscher Banken und der Bankenverband Hessen eingeladen hatten.

Liquidität sei in Form von Einlagen in Höhe von 2,3 Bill. Euro bei den deutschen Banken zwar ausreichend vorhanden. „Transformationsfinanzierung unterscheidet sich jedoch mit Blick auf Risiko, Finanzierungsinstrumente und den Zeithorizont deutlich von der herkömmlichen Unternehmensfinanzierung“, gab Wuermeling zu bedenken. Es brauche mehr Risikokapital und andere Eigenkapitalinstrumente, um den Wandel zu finanzieren: „Ich befürchte, dass es hier zu Finanzierungslücken kommen kann.“ Auch Sascha Steffen, Finanzprofessor und Vizepräsident der Frankfurt School, glaubt nicht, dass die Banken derzeit in der Lage sind, die Transformation zu finanzieren. „80% Kreditfinanzierungen sind aber ohnehin nicht gesund“, befand er.

Der im Vergleich zur Volkswirtschaft unterentwickelte Kapitalmarkt gehöre zudem zu 80 bis 90% ausländischen Investoren, konstatierte Oliver Behrens, Europa-Chef der US-Bank Morgan Stanley. Um einen tieferen Kapitalmarkt zu entwickeln, brauche es hierzulande mehr Abnehmer für Finanzprodukte. „Tatsächlich gibt es aber viele Anleger, denen der Zugang verschlossen ist, weil ihnen der Kauf bestimmter Produkte verboten ist“, kritisierte er.

Einheitliche Standards

Mit Blick auf das Transformationsthema Nachhaltigkeit schilderte die stellvertretende Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp, die als Vorsitzende des hessischen Bankenverbands zugleich zu den Veranstaltern gehörte, wie die Banken derzeit dabei sind, ihre Modelle zu überarbeiten. „Es ist dabei wahnsinnig wichtig, einheitliche Standards zu finden“, sagte sie. Zugleich äußerte sie die Sorge, dass die Unternehmen fallen gelassen werden könnten, die erst am Anfang ihrer grünen Transformation stünden. Unisono wünschten sich die Teilnehmer von der Politik ein klareres Bekenntnis zum Finanzstandort. Einen Anfang dafür sieht der hessische Finanzstaatssekretär Martin Worms in dem breiten Bündnis, das sich formiert hat, um das Sustainability Board nach Frankfurt zu holen (vgl. BZ vom 3. September).